Freitag, 19. Dezember 2008

Terakaft - Akh Issudar

Ein altes Tuareg Sprichwort lautet: "Aman Iman, Akh Issudar (Wasser ist Leben, Milch ist Überleben)". Zusammen mit Tinariwens letztem Album Aman Iman würde Akh Issudar genau dieses Sprichwort ergeben. Und in der Tat ist dies nicht die einzige Verbindung, die zwischen diesen beiden Gruppen besteht. Gegründet wurde Terakaft von den beiden Sängern und Gitarristen Kedou ag Ossad und Liya Ag Ablil. Kedou begleitet Tinariwen im Jahr 2001 beim ersten Festival au Desert bei Tin-Essako und wirkte bei 4 Stücken auf deren Debütalbum The Radio Tisdas Sessions mit. Allerdings erntschloss er sich schnell dazu, einen anderen Weg einzuschlagen und gründete zusammen mit Liya Ag Ablil Terakaft. Zum Trio komplettiert wird die Gruppe durch Sanou Ag Ahmed, einem weiteren Gitarristen und Sänger. Das Live Debüt hatte die Band im Jahr 2007 beim Festival au Desert und kurz darauf erschien auch das Debütalbum Bismilla (The Bko Sessions). Nach einer ausgiebigen Europa Tournee, die auch einen gemeinsamen Auftritt mit Tinariwen im Pariser Olympia beinhaltete, nahm die Band in Frankreich ihr zweites Album Akh Issudar auf.

Wenn man Akh Issudar mit Tinariwens Aman Iman vergleicht, stellt man schnell fest, dass Terakaft noch reduzierter zu Werke gehen als ihre erfolgreichen Landsmänner. Die Call & Respone Gesänge und die bluesigen Strukturen sind vorhanden, dies jedoch noch mehr auf das Wesentliche reduziert. Es gibt keine Percussion, keine traditionellen Instrumente sondern nur Gitarren und hier und da mal ein Bass, der auch schon mal funkig aufspielen darf. Die meist elektrisch verstärkten Gitarren sorgen des öfteren für rollende Rhythmen, welche die Musik auflockern. Als Blues'n'Roll könnte man das quasi bezeichnen und trotz der kargen Musiklandschaft gibt es auf diesem Album keinerlei Längen. Und obwohl es die Band gar nicht nötig hätte, wird sie hier und da von Tinariwen Mitgliedern unterstützt. So stammen die beiden Stücke Tenere Wer Tat Zinchegh und Iswegh Atay aus der Feder von Inteyeden Ag Ablil, dem großen Bruder von Liya Ag Ablil. Ersteres wird on Inteyeden auch gesungen. Islegh Teghram stammt dagegen aus der Feder von Ibrahim Al Aghabib. Die restlichen Stücke sind Eigenkompositionen oder selbst arrangierte traditionelle Stücke. So trifft in Djer Aman eine luftig lockere Melodie auf harte Gitarrenanschläge und in Legh Assistane Dagh Aïtma faszinieren die Wechsel zwischen akustischer un elekrischer Gitarre während in Amdagh der Rhythmus seltsam neben der Spur zu liegen scheint. Allen Stücken gemeinsam ist der immer großartige Klang der 3 Gitarren, die nie ins Dudelhafte abschweifen sondern sich immer dem Song unterordnen. Soli sucht man hier glücklicherweise vergeblich.

Akh Issudar ist ein weiterer Höhepunkt in einem an Höhepunkten nicht armen Jahr und Terakaft müssen sich vor der "Konkurrenz" von Tinariwen oder auch Toumast ganz und gar nicht verstecken. Möge die Milch noch lange nicht ausgehen.

(World Village / 2008)

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Kasai Allstars - In the 7th moon, the chief turned into a swimming fish and ate the head of his enemy by magic

Den Preis für den Albumtitel des Jahres hätte diese Gruppe aus dem Kongo schon einmal sicher. Nicht nur dass er Assoziationen zu Captain Beefhearts's Magic Band weckt, auch die Musik ist für europäische Ohren bisweilen durchaus avantgardistisch anmutend. Nein, mit Don Van Vliets Deltablues und Freejazz hat das natürlich nichts zu tun, mit uns bekannten Hörgewohnheiten allerdings auch nicht. Das in Kinshasa ansässige Kollektiv besteht aus 25 Musikern aus 5 verschiedenen Bands, die alle aus der Kasai Region im Süden der Demokratischen Republik Kongo stammen. Jede Band gehört wiederum einer anderen ethnischen Gruppe an: Luba, Songye, Lulua, Tetela und Luntu. Jede dieser Gruppen hat ihre eigenen Sprache, Kultur und Tradition und das Nebeneinander war in der Vergangenheit nicht immer friedlich. Dennoch gelingt es den Musikern all diese Unterschiede zu einer Einheit zu verschmelzen. Eine Einheit, die völlig frei ist von bekannten Stilen wie Soul, Funk oder Jazz, denn die Kasai Allstars beziehen sich musikalisch auf vorkoloniale Traditionen, welche durch die Christianisierung durch die Europäer, die in den erotischen Tänzen und der heidnischen Musik Teufelswerk sahen, größenteils verbannt wurden. In den Dörfern der Kasai Region, die trotz Reichtum an Bodenschätzen zu den ärmsten Regionen des Landes zählt, hat das bis heute Gültigkeit. In den Großstädten besinnt man sich jedoch zunehmend dieser alten Traditionen.

Ganz frei von westlichen Einflüssen ist die Musik dann allerdings doch nicht, so spielt die elektrisch verstärkte Gitarre neben einer Reihe traditioneller Instrumente eine entscheidende Rolle und entfaltet hier auch einen recht eigenständigen Klang, der sich perfekt in das Klangbild einfügt. Neben Xylophon und Likembe, dem kongolesischen Daumenklavier, das hier ebenfalls elektrisch verstärkt wird, fällt vor allem ein Instrument namens Tam Tam auf, ein Percussion Instrument, das vom Klang her dem Zirpen einer Grille nicht unähnlich ist. Daneben gibt es noch jede Menge weiterer Percussion, die für ein polyrhythmisches Fundament sorgen. Dazu erklingen beseelte Gesänge und mal psychedelische, mal rumbaesque Gitarren. Das alles wird verpackt in 9 lange, bisweilen tranceartige und hypnotische Stücke, die für ein durchaus organisches, auf jeden fall aber unglaublich intensives Klangbild sorgen. Es ist schlicht und ergreifend beeindruckend, wie hier die Gegensätze zu einer Einheit zusammenfinden. Denn es galt ja nicht nur, neue Instrumente zu integrieren, sondern auch dafür zu sorgen, dass die 5 Ethnien gleichberechtigt und zu gleichen Anteilen präsentiert werden. Für die Musiker bedeutete das, dass sie z.T. ungewohnte Passagen einstudieren mussten.
Stellvertretend sei hier das erste Stück Quick As White genannt, das natürlich nicht auf englisch gesungen wird aber bereits über all diese großartigen Zutaten verfügt: brodelnde Polyrhythmen, die über ca. 8 Minuten am Köcheln gehalten werden, feine, sich wiederholende Motive auf der E-Gitarre und eine Gesangstimme, die im Wechsel mit einem Chor für eine Art Melodie sorgt. Eingespielt wurde das Album übrigens bis auf eine Ausnahme live in Kinshasa.

In the 7th moon... wurde als dritter Teil der Congotronics Reihe des belgischen Labels Crammed veröffentlicht.

(Crammed / 2008)

Dienstag, 18. November 2008

Seun Kuti - Seun Kuti & Fela's Egypt 80

2008 ist ein Kuti Jahr, Femi veröffentlicht sein lange erwartetes neues Album, von Fela erscheint erstmals die Frühphase komplett auf einem Album, und der jüngste Sohn Seun ging bereits im Frühjahr mit seinem Debütalbum ins Rennen. Das erschien zunächst in Frankreich unter dem Titel Many Things, später dann in den USA als Seun Kuti & Fela's Egypt 80. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei seiner Band um die selbe Band, die Anfang der 80er Fela's Africa 70 ablöste. Und da ist dann auch der einzige Vorwurf, den man Seun machen könnte, dass Egypt 80 immer noch klingen wie damals und sich kaum weiterentwickelt haben. Andererseits halten ihn deshalb nicht wenige in Nigeria für den wahren Fela Nachfolger, da sich Seun (sprich Schönn) auch deutlich stärker am Vater orientiert als sein Halbbruder Femi. Das Verhältnis der beiden scheint leider nicht das Beste zu sein, aber immerhin taucht Femis Name in der Dankesliste des Albums auf.

Bereits mit 8 Jahren stand Seun zum ersten mal zusammen mit Egypt 80 auf der Bühne. Nach dem Tod des Vaters 1997 übernahm er die Band mit 15 Jahren. Lange Zeit beschränkte er sich auf Liveauftritte und hatte keine Lust, ein Album zu produzieren. 2006 begann er dann schließlich doch in Lagos mit den Aufnahmen zu Many Things, das knapp 2 Jahre später dann veröffentlicht wurde. Der Afrobeatkenner muss beim Hören dieses Albums das Gefühl haben, dass die Zeit stehen geblieben ist. In der Tat klingen Egypt 80 noch exakt so wie Ende die 80er. Im Unterschied zu heute bestand ein Egypt 80 Album in den 80er Jahren allerdings meist aus nur einem langen Stück, auf Seuns Debüt gibt es immerhin 7 Stücke, die hier und da auch einen eigenen Charakter entwickeln, so dass Seun nicht zur bloßen Kopie verkommt. Unverändert ist jedoch dieser hypnotische Groove, der sich hier über 53 Minuten erstreckt und dem man sich nur sehr schwer entziehen kann. Ein sattes Gebläse, gespickt mit Polyrhythmen und weiblichem Chorgesang, hier und da ein paar feine Gitarrenlicks, das sind die Zutaten des Afrobeat den die Band hier zelebriert und die Menschen in Nigeria seit gut 30 Jahren begeistert. Auch in seinen Texten nimmt er kein Blatt vor den Mund, was man schon beim Betrachten des Rückcovers erahnen kann, dort ist eine brennende Silhouette des afrikanischen Kontinents abgebildet. So geht es im Mosquito Song und Korruption, die er gleichermaßen als Seuche brandmarkt wie Malaria. Beides ist im Grunde einfach zu bekämpfen, doch es geschieht nichts. Vorgetragen werden die Texte meist in einer Mischung aus Englisch, Pidgin Englisch und Yoruba, so dass sie zunächst zwar nicht so ohne weiteres verständlich sind, wer aber wenigstens ein bisschen Fela kennt, sollte kein Problem mit dem Verständnis haben.
Wie auch sein Vater spielt Seun Saxophon und überzeugt beispielsweise in Don't Give That Shit To Me, eine Reminiszenz an Felas Gimme Shit I Give You Shit, mit einem coolen Solo. Many Things dagegen köchelt in einem geschmeidigen Rhythmus 8 Minuten vor sich hin während Fire Dance mit schweren Funkgrooves aufwartet.

Zwar bringt Seun Kutis Debüt musikalisch nicht viel Neues, dennoch ist es natürlich ein großartiges Album und hat durchaus das Potential zur Weiterentwicklung. Zusammen mit Bruder Femi auf jeden Fall eine Bank gegenüber all dem Möchtegernafrobeat, den das Jahr hervorgebracht hat.

Montag, 10. November 2008

Femi Kuti - Day By Day

Gerade noch rechtzeitig erschien das neue Album von Femi Kuti. Gerade noch rechtzeitig um endlich einmal klarzustellen, dass Langweilerbands wie Vampire Weekend nichts, aber auch gar nichts mit Afrobeat zu tun haben. Warum solche Bands anfang des Jahres dennoch einen Afrobeat Hype ausgelöst haben, bleibt das Geheimnis der heimischen Musikpresse, die eilig ein paar Afrobeat Beiträge zusammengeklopft und Afrobeat Rare Trax Sampler zusammengestellt hatte, die fast gar keinen Afrobeat enthielten. Für den Laien musste das ja fast schon so aussehen, als ob quasi jede Musik aus Afrika automatisch Afrobeat sei. Dem ist freilich nicht so, Afrobeat wurde Ende der 60er in Nigeria von Fela Kuti und Tony Allen erfunden und ist eine Gemisch aus Funk, Soul und Jazz gewürzt mit jeder Menge westafrikanisch geprägter Polyrhythmen. Femi Kuti geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt, dass jeder, der Afrobeat spielen möchte, sich auf Fela Kuti beziehen muss.

Femi, der älteste Sohn Felas, versuchte schon früh, sich musikalisch vom übermächtigen Vater zu emanzipieren und gründete, nachdem er auch zeitweise dessen Band Egypt 80 geleitet hatte, seine eigene Band The Positive Force. Er entwickelte seine eigene Version des Afrobeat und setzte mehr auf kurze, eingängige Stücke und weniger auf die langen Jams, die man von Fela kennt. Dennoch war die Herkunft nie zu überhören und so setzte er dem Vater auch das ein oder andere musikalische Denkmal, wie z.B. 97 auf dem letzten Studioalbum Fight To Win. Auf dem neuen Album stellt er Fela im Stück Do You Know auf eine Höhe mit Größen wie Miles Davis, Dizzie Gellespie oder Billie Holiday und auch sonst klingt hier einiges nach klassischem Afrobeat wie schon lange nicht mehr. Aber Day By Day bringt auch neues, so handelt es sich beim Titelstück tatsächlich unm eine Art Afrobeatwalzer. Die Stücke Oyimbo, Eh Oh und One Two kennt man schon vom Africa Shrine Album, hier jedoch iegen sie erstmals in der jeweiligen Studioversion vor. Bei letzterem darf Femis Sohn Made, der hier und da auch Saxofon spielt, den Refrain singen. Im Chor singt übrigens u.a. Schwester Yeni, mit der er zusammen den Shrine Club in Lagos betreibt. Ein weiterer prominenter Gast ist Landsmann Keziah Jones, der bei zwei Stücken Gitarre spielt.
Das Stück Demo Crazy nimmt die ähnlich klingende Staatsform auf die Schippe und zeigt deutlich, was Femi von Demokratie hält, nämlich gar nichts. Allerdings ist Femi auch durchaus Utopist, denn eine bessere Alternative kann er leider nicht anbieten, wenngleich die Frage, warum der (rohstoff-)reichste Kontinent von den ärmsten Menschen bevölkert wird natürlich absolut berechtigt ist. Untermalt wird das Ganze wie gewohnt mit bigbandartigen Bläsern, fetten Orgeln und bisweilen manischen Polyrhythmen. Die musikalisache Palette wurde aber auch erweitert, so hört man bei dem bereits erwähnten Do You Know oder They Will Run eine deutliche Jazzlastigkeit.

Day By Day stellt eindrucksvoll unter Beweis, wer den wahren Afrobeat spielt. Wer sich also Vampire Weekend zugelegt hat und meint, jetzt Afrobeat zu hören, der sollte sich dringend dieses Album zulegen, um eine Bildungslücke zu schließen. Allen anderen sei dieses Album natürlich ebenfalls wärmstens an Herz gelegt.

(Wrasse Records / 2008)

Montag, 20. Oktober 2008

Rokia Traoré - Tchamantché

Tchamantché ist für mich mit Sicherheit das mit am meisten Spannung erwartete Album des Jahres. Bereits Ende letzten Jahres schon angekündigt und im Frühjahr in Frankreich veröffentlicht, musste ich mich dann doch bis zum September dieses Jahres gedulden, bis eine englische Version veröffentlicht wurde. Dies ist insofern wichtig, da bei einer französischen Ausgabe vermutlich auf die Übersetzung der Texte oder Linernotes ins Englische verzichtet wird.

5 Jahre liegen zwischen Tchamantché und Bowmboï, dem letzten Studioalbum aus dem Jahr 2003. Hauptgrund für die lange Wartezeit ist sicher die Tatsache, das Rokia Traoré in der Zwischenzeit Mutter geworden ist. Nichtsdestotrotz hat sich die lange Wartezeit gelohnt, so führt Tchamantche das Werk konsequent fort und setzt neue Akzente ohne sich dabei allzusehr vom bisherigen Stil zu entfernen. Dies ist insofern wichtig zu erwähnen, als dass hier zum ersten mal eine E-Gitarre zu hören ist. Rokia Traoré hat sich eine alte Gretsch Gitarre zugelegt und im Vorfeld wurden Vermutungen laut, dass das neue Album deutlich blueslastiger werden würde. Tatsächlich wurden die musikalischen Koordinaten aber nicht weiter westlich ans Ufer des Mississippi gelegt. Die Musik atmet weiterhin den Geist des Niger, die Gitarre sorgt allerdings für eine mehr als interessante neue Nuance und fügt sich perfekt ins musikalische Konzept ein. Dies wird schon im ersten Stück Dounia deutlich, ein Bild von einem Afrika, wie es sein sollte aber nicht ist, das nur mit Gitarre und Gesang beginnt. Eine Liveversion davon konnte man sich im Vorfeld auf ihrer Homepage anschauen und schon damals bin ich vor Ehrfurcht in die Knie gegangen und beim ersten Hören der Albumversion stellte sich spontan ein Déjà Vu Erlebnis ein. Nach 3 Minuten gesellen sich zur Gitarre Ngoni und Percussion und man stellt zusätzlich fest, das Rokias Stimme kräftiger geworden ist. Weit weniger dramatisch aber nicht minder eindringlich ist das folgende Dianfa, das von Vertauen und der Angst vor Verrat handelt. Mit einer einfachen Gitarrenmelodie gelingt es ihr, eine einzigartige Atmosphäre herzustellen, die sich auf das gesamte Album ausbreitet. Noch minimalistischer kommt das in französischer Sprache gesungene Zen daher, das sie mit ungewohnt verführerischer Stimme singt und bei dem sie u.a. von einer Human Beatbox begleitet wird. Es ist übrigens das erste mal, dass sie auf einem Album ein Stück nicht auf Bambara singt. Auch das Liebeslied Aimer hat einen französischen Text. Im rhythmischen Tounka, das vom Reichtum Afrikas handelt, der jedoch nur zu Krieg und Leid führt, wirkt sie fast schon ein bisschen wütend, was aufgrund der Thematik nicht weiter verwundert. Ein weiteres Novum auf diesem Album ist das Einbringen einer Coverversion. Mit gefühlvoller Stimme singt sie die Gershwin Komposition The Man I Love, eine Ode an die große Billie Holiday, verlegt an den Niger. Nicht nur wegen dem Einsatz der Ngoni sondern auch deshalb, da das Stück am Ende um eine Bambara Strophe erweitert wurde. Das Album endet mit A Ou Ni Sou, bei dem sie lediglich von einer Art Steeldrum begleitet wird, und mehr braucht es am Ende auch nicht, um diese wunderbare Stimme zu begleiten.

Tchamantché ist übrigens dem im letzten Jahr verstorbenen Ali Farka Toure gewidmet, der zu Lebzeiten große Stücke auf Rokia Traoré hielt. Und vor dessen besten Alben muss sich Tchamantché nicht im Geringsten verstecken. Album des Jahres? Mindestens!

(Out|Here / 2008)

Donnerstag, 18. September 2008

Issa Bagayogo - Mali Koura

Zugegeben, moderne Musik aus Mali hat mich bislang nicht überzeugt. Zumindest, wenn man die Verwendung elektronischer Elemente als modern bezeichnen möchte. Auch Issa Bagayogo stand ich zunächst mehr skeptisch gegenüber und nach dem ersten Hören hinterlässt Mali Koura auch kaum einen bleibenden Eindruck. Aber irgendetwas ist dran an dieser Mischung aus eleganten Clubgrooves und traditionellem Instrumentarium.

Bereits mitte der 90er Jahre versuchte sich Bagayogo in seiner Heimat an ersten Aufnahmen ohne damit jedoch auf ein breiteres Interesse zu stoßen. Seinen Unterhalt verdiente er sich als Busfahrer. Nachdem er, als Folge einer Drogenabhängigkeit, Job und Frau verloren hatte, zog er sich zunächst auf das Land zurück um gegen Ende des Jahrzehnts zurück nach Bamako zu kehren und einen zweiten Anlauf als Musiker zu starten. Dieses Mal gelang es ihm mit einem professionellen Produktionsteam dem u.a. der Franzose Yves Wernert angehörte, einen modernen Sound zu kreieren, der traditionelle Klänge mit Rock, Dub und Funk kombinierte. So wurde Issa Bagayogo zunächst zu einer nationalen Größe, die vor allem bei der Jugend sehr gut ankam und die ihm den Spitznamen Techno-Issa gab. Von dieser Bezeichnung sollte man sich allerdings nicht in die Irre führen lassen, mit dumpfen Eurodance hat diese Musik nicht das Geringste zu tun.

Mali Koura ist nun bereits das vierte Album Bagayogos, das erneut von Yves Wernert produziert wurde. Dabei wählte man dieses Mal eine neue Variante: die Basistracks wurden auf der Veranda von Wernerts Haus in Bamako mit traditionellen Instrumenten und Chören aufgenommen. Anschließend nahm Wernert die Bänder mit nach Paris und gab ihnen den Feinschliff. Das Ergebnis ist die Verschmelzung afrikanischer und europäischer Einflüsse und man gewinnt den Eindruck, es wäre nie anders gewesen. Das erste Stück Sebero, das mit einer simplen und doch effektiven Synthesizermeldoie daherhommt, gibt die Richtung vor. Elegant dahinfließende Grooves treffen auf traditionelle Rhythmen und werden untermalt mit jazzigen Bläsern aber auch Flöten und einheimischen Violinen, dazu kommt noch der lässige Gesang Issa Bagayogos. In diesem Kontext funktionieren aber auch ruhigere Stücke wie Tcheni Tchemakan, das auf Beats verzichtet und bei dem nur ein paar Percussion den Rhythmus bestimmen. Zudem sorgen feine Gitarrenlicks und zurückhaltende Bläser für ein jazziges Ambiente. Dunu Kan setzt ebenfalls auf Jazz hier jedoch gepaart mit einem Afrobeat-Gebläse. Namadjidja wiederum sorgt mit seinen Frauenchören für eine eher traditionelle Atmosphäre.

Mali Koura ist sicher kein Album, dass einen sofort begeistert, es entwicklet sich eher langsam aber stetig. Dafür sorgen eine Reihe feiner Melodien und eine Umsetzung die zeigt, dass Musik aus Mali modern klingen kann, ohne sich bei einem internationalen Publikum allzu sehr anzubiedern. Well done, Techno-Issa!

(Six Degrees / 2008)

Freitag, 12. September 2008

Toumast - Ishumar

Ein weiteres Highlight des Jahres 2007 aus dem Hause Real World. Und im Gegensatz zu Daby Tourés aktuellem Album gibt es hier auch englische Übersetzungen und kurze Linernotes.

Im Kern handelt es sich bei Toumast um ein Tuareg Duo aus dem Niger, bestehend aus dem Gitarristen, Sänger und Songschreiber Moussa Ag Keyna und der Sängerin Aminatou Goumar, die auch Percussion und Gitarre spielt. Die Tuareg sind praktisch über ganz Westafrika verteilt, von Mali über Burkina Faso und Niger bis in den Norden nach Algerien und Libyen. Nach dem Ende der Kolonialzeit wurde ihr Territorium auf jene Länder verteilt, in denen sie meist als Minderheit unterdrückt wurden. Hinzu kam die Landflucht infolge von Dürrekatastrophen, viele der Nomaden wurden sesshaft und ließen sich in den Städten nieder auf der Suche nach Arbeit, die zumeist erfolglos blieb. Auch davon handelt das erste Album Ishumar, das übersetzt Arbeitsloser bedeutet. Wie viele andere Tuareg auch, bereitete sich Moussa Ag Keyna in Libyen auf den Befreiungskampf vor, landete jedoch schließlich verletzt in Frankreich, wo er sein Gewehr in eine Gitarre umtauschte. Als im Jahr 1995 die Befreiungsfront der Tuareg und die Regierung des Niger ein Friedensabkommen schlossen, plante Moussa Ag Keyna die Rückkehr in seine Heimat doch nur 3 Monate nach der Unterzeichnung wurden 12 seiner Verwandten umgebracht, was eine Rückkehr unmöglich machte. Das melancholische Ammilana, in dem Aminatou mit engelsgleicher Stimme singt, handelt davon, vom Verrat und der Unfähigkeit der Regierung. Andere Stücke, wie z.B. Innulamane geben einen nostalgischen Einblick in das Nomadenleben, das so heute nicht mehr möglich ist. Es handelt von der Freiheit, vergleichbar mit der eines Falken, der über die Wüste hinwegfliegt. Wie andere Tuareg Ensembles werden auch Toumast zunächst einmal mit Tinariwen aus dem benachbarten Mali verglichen. Ein Vergleich, der zwar durchaus angebracht ist, der aber auch zeigt, dass Toumast zumindest musikalisch einen etwas anderen Weg einschlagen. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hat Dan Levy, der als Multiinstrumentalist einen wichtigen Beitrag zum Album leistet. So spielt er neben Bass, Keyboards und Fender Rhodes im Liebelied Tallyatidagh auch ein Saxophonsolo, was im harschen Wüstensound seine ganz eigenen Reize entwickelt. Aber auch den reduzierten, nur mit E-Gitarre vorgetragenen Blues beherrscht Moussa Ag Keyna, wie in Ezeref zu hören ist. Ansonsten aber klingt Ishumar weit weniger blueslastig als die Konkurrenz aus Mali. Durch den verstärkten Einsatz von Percussion ist die Musik rhythmischer, beinahe schon Rock'n'Roll zumindest aber das Rollen beschreibt die Musik sehr gut. Hinzu kommen Elemente von Funk und Jazz und dazwischen finden sich immer wieder feine und ungewöhnliche Gitarrenmelodien die auch für Abwechslung sorgen. Und wenn im Mittelteil von Maraou Oran plötzlich ein kurzer Rap auftaucht, der ganz und gar nicht wie ein Fremdkörper wirkt, dann zeigt das, dass auch die Moderne nicht ganz außer Acht gelassen wurde.

(Real World Records / 2007)

Freitag, 5. September 2008

Daby Touré - Stereo Spirit

Besser spät als nie, hätte ich dieses Album schon letztes Jahr gehört, mit großer Wahrscheinlichkeit wäre es bei den besten Alben 2007 ganz mit vorne dabei gewesen.

Die Wurzeln des in Mauretanien geborenen und aufgewachsenen Daby Touré liegen in Mali. 4 Brüder lebten in einem Dorf in der Nähe von Kayes als Schuhmacher, doch als der Bestand an Krokodilen stark zurückging, sahen sie keine Zukunft mehr und verliesen die Gegend. Einer von ihnen, Daby Touré, ließ sich in der Casamance Region im südlichen Senegal nieder und hatte mehrere Frauen und viele Kinder, die allesamt mit einem außerordentlichen musikalischen Talent gesegnet waren. Eines dieser Kinder, Hamidou, wuchs bei einem Onkel in Mauretanien auf. Hamidou ist der Vater des jungen Daby Touré, der nach seinem Großvater benannt wurde, und auch der große Bruder von Ismaila und Sixu Tidiane Touré, welche Ende der 70er Jahre die Band Touré Kunda gründeten und der er 1989 für ein paar Jahre beitrat. Mittlerweile in Paris lebend, wendete sich der junge Daby Touré zunehmend und gegen den Willen des Vaters der Musik zu. Er spielte kleinere Gigs mit Coverband und gründetet schließlich mit seinem Cousin Omar das Duo Touré Touré und experimentierte mit Jazz und afrikanischer Musik und veröffentlichte 1999 das Debütalbum Laddé. Nach weiteren Jahren der musikalischen Experimente erscheint 2004 das Solodebüt Diam, das er zusammen mit Cyrille Dufay eingespielt hat. Diam bot zeitgenössischen und durchaus tradionsbewussten Pop

Im Herbst 2007 wurde das 2. Album Stereo Spirit veröffentlicht und wenn man es nicht besser wüsste, würde man nicht auf die Idee kommen, dass Touré aus Mauretanien stammt. Traditionelle Elemente sucht man hier vergeblich, einzig die Sprachen, in denen Touré singt (u.a. Wolof), verbreiten ein Flair des Unbekannten. Hinzu kommt, dass Touré dieses Album nahezu im Alleingang eingespielt hat. Er hat alle Songs geschrieben, sämtliche Instrumente eingespielt und auch gleich noch die Produktion übernommen. Herausgekommen ist ein Album, das einem die Sprache verschlägt, denn es stimmt hier schlicht und ergreifend alles. Ein Dutzend feinster Songs auf höchstem Niveau umgesetzt, da stört es dann auch nicht weiter, dass die traditionellen Elemente fehlen und Touré auf einen internationalen und doch auch sehr eigenen Sound setzt, bestehend aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und ein paar Percussion. Hinzu kommt noch der Gesang, der ebenfalls nicht von dieser Welt zu sein scheint, eine Stimme, die einen direkt ins Herz trifft. Tourés Texte bestehen aus den unterschiedlichen Sprachen seiner Kindheit und Jugend wie Wolof, Soninké und Pulaar und werden hier und da auch schon mal mit englischen Zeilen versehen, was auch seinen Anspruch, die eigene Kultur mit der europäischen zu vermischen verdeutlicht. Touré selbst sieht sich selbst als Afropäer. Seine Songs sind durchweg sehr eingängig, verfügen aber dennoch über genügend Ecken und Kanten und gleich das erste Stück Kebaluso, das von der Einheit innerhalb eines Landes handelt, weißt den Weg für den Rest des Albums: eine Melodie, die einen nicht mehr loslässt, nur mit dem Nötigsten interpretiert. In Kiyé tauchen plötzlich spacige Effekte auf und wenn am Ende von Wasso doch noch dezent eine Talking Drum erklingt, ist die Heimat doch gar nicht mehr so weit. Einziger Kritikpunkt ist, dass sich das Real World Label bei der Gestaltung seiner Alben leider nicht so viel Mühe gibt, wie das die Konkurrenz zumindest teilweise tut. So fehlen z.B. die englischen Übersetzungen der Texte, die lediglich im Original abgedruckt sind. Leider ist mein Wolof nicht so gut, als dass ich irgend etwas verstehen könnte.

Stereo Spirit ist eines jener Alben, die beim ersten Hören vielleicht noch etwas unscheinbar wirken, die aber mit jedem weiteren Hörduchgang mehr und mehr ihre ganze Strahlkraft offenbaren. Inkommensurabel!

(Real World Records / 2007)

Freitag, 29. August 2008

Rajery, Ballaké Sissoko, Driss El Maloumi - 3 Ma (Madagascar, Mali, Maroc)

Auf den ersten Blick scheint es sich hier um ein allzu konstruiertes Projekt zu handeln, doch der Schein trügt. In einem bislang einzigartigen Projekt gelingt es diesen 3 Musikern, die unterschiedlichn musikalischen Traditionen ihrer Heimatländer zu einer wunderbaren Einheit zu verschmelzen.

Germain Randrianrisoa alias Rajery verlor bereits im Alter von 11 Monaten seine rechte Hand. Im Alter von 14 Jahren beschloss er, trotz seines Handicaps das Spiel der Valiha zu erlernen. Die Valiha ist das traditionelle Saiteninstrumnet auf Madagaskar. Das mit einer Zither vergleichbare Instrument besteht aus einem rundherum mit Saiten bespannten Bambusrohr. Zunächst hatte es Rajery nicht leicht und wurde wegen seines Handicaps auch verspottet. Aber er biss sich durch und entwickelte sich zu einem der besten Valiha Spielern des Landes. Er gründete die Band Akombaliha, die einem Valiha-Orchester gleichkam, spielte aber auch in kleineren Besetzungen und vermischte traditionelle Musik mit Jazz. Unter dem Namen Rajery veröffentlichte er bislang 4 Alben, zuletzt im Jahr 2007 Sofera auf dem französischen Label Marabi.

Ballaké Sissoko, geboren in einer Griot Dynastie in Mali, zählt neben Toumani Diabaté, mit dem er das Album New Ancient Strings eingespielt hat, zu den weltbesten Koraspielern. Er spielte mit dem in Mali angesehenen Ensemble Instrumental du Mali, begleitete viele einheimische Sängerinenn und arbeitete u.a. mit Taj Mahal.

Der Marokkaner Driss El Maloumi wurde 1970 in Agadir geboren. Es studierte arabische Literatur und besuchte die Staatliche Musikschule in Rabat. Sein Oudspiel ist nicht nur von westlichen und östlichen Einflüssen geprägt, sondern auch von den Berbern.

"Warum spielte der Oud noch nie mit der Kora zusammen, und die Valiha nie mit dem Oud? Ein Dialog zwischen unseren Kulturen ist nicht nur möglich, er wird uns auch alle bereichern. Unsere traditionellen Instrumente sind ein Symbol dafür, dass wir uns im Geiste vereinen können.", so die 3 Protagonisten über ihr gemeinsames Projekt. Was in einem Proberaum in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, begann, entwickelte sich zu einer vorzüglichen Kombination unterschiedlichster Traditionen, die zumindest musikalisch gar nicht so fremd zu sein scheinen. Tatsächlich passen die 3 Instrumente perfekt zueinenader, sowohl im Zusammenspiel als auch in den solistischen Einlagen. Es geht um die Weiterentwicklung der jeweils eigenen Tradition, anhand der Verschmelzung mit anderen Traditionen. Das wird schon beim ersten Stück Anfass deutlich, das klingt, als würden die Musiker schon ewig miteinander spielen. Ballakes kristallklare Koraklänge treffen auf die klagenden Laute der Oud El Maloumis und den luftigen Klängen Rajerys Valiha. 3 Ma ist über weite Strecken ien Instrumentalalbum, nur bei einem Stück wird auch gesungen. Beim knapp 9 Minuten langen gleichermaßen majestätisch wie tranceartigen Wüstenblues Awal teilen sich die 3 Protagonisten nicht nur die Soli sondern auch den Gesang, so dass jeder eine Strophe singt. Das Titelstück dagegen ist fast schon Rock'n'Roll an dessen Ende Sissoko auf der Kalabasse seiner Kora den Rhythmus trommelt, während die anderen beite ihre Instrumente nur noch kurz anzupfen, grandios! Im darauffolgenden Kouroukanfouga kommt dagegen die melancholische Seite des Trios zum tragen, und man merkt, wie nahezu perfekt es ihnen doch gelingt, verschiedene Stimmungen einzufangen und musikalisch wiederzugeben. Jeder der Muisiker hat auf diesem Album auch ein Solostück, von denen mir vor allem El Maloumis Rania besonders gefällt, ein Stück, dass er seiner Tochter gewidmet hat. Ganz am Ende des Albums gibt es noch einen unbetitelten live aufgenommen Song, bei dem man noch einmal die ganze Spielfreude dieses Trios zu hören bekommt und wenn sie hier mit ihren Stimmen allerlei Unsinn anstellen, dann merkt man, dass hier auch der Spaß an der Sache nicht zu kurz gekommen ist. Ein gelungener Abschluss eines grandiosen Albums.

(Contre Jour / 2008)

Donnerstag, 7. August 2008

Les Tambours De Brazza - "Brazza"

Ein weiteres Highlight des kleinen französischen Labels Marabi ist diese Werkschau des wohl bekanntesten Tommelensembles aus Afrika. Drummer und Songwriter Emile Biayenda gründet die Band, die zunächst nur aus Trommlern besteht, im Jahr 1991. Von Anfang an ist die Vermischung von Tradition und Moderne die Grundlage dieser Band, die im Lauf der Jahre weitere Instrumente wie Gitarre, Bass oder Keyboard in das Bandgefüge integriert. Die Trommeln stehen jedoch bis heute im Vordergrund und der dadurch entstehende einzigartige Klang ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, das von Anfang an ein modernes Schlagzeug, gespielt von Bandleader Biayenda, mit den traditionellen Ngoma Trommeln kombiniert wurde. Dadurch entstehen moderne Varianten der Rhythmen verschiedener kongolesischer Bevölkerungsgruppen.

"Brazza", übrigens die Kurzform der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville, ist ein CD/DVD Package, das neben Studioaufnahmen auch ausgewählte Liveaufnahmen aller Phasen der Band präsentiert. Auf der CD befinden sich 14 ausgewählte Stücke der Alben Ahaando, Zangoula und Tandala, lediglich das Debüt Congo Drums wurde ausgespart. Die 14 Stücke wurden zwar nicht chronologisch angeordnet, aber man kann dennoch die Entwicklung der Band sehr gut nachvollziehen. So bestehen die Ahhando Tracks noch ausschließlich aus Trommeln und Gesang. Besonders erwähnenswert ist hier das Stück Nostalgie, das beweist, dass ein Song auch nur mit Trommelbegleitung funktionieren kann. Die Stücke des Livealbums Zangoula gehen einen Schritt weiter und integrieren zumeist Bass (hier gespielt von Manou Gallo) oder Gitarre in das Bandgefüge. Vor allem der Bass wirkt hier wie eine Art Klebstoff, der die Trommeln noch dichter zu einer Einheit verschmelzt. Auch gesangstechnisch bleibt die Moderne nicht außen vor, so wird das Stück Ahaando um einen Rap erweitert. Die Stücke des bislang letzten Albums Tandala machen einen weiteren Schritt in die Moderne und präsentieren erstmals auch Keyboards. Dadurch erhält so manches Stück einen durchaus poppigen Charakter wie z.B. Sango (les news), und das, obwohl die Trommeln nach wie vor dominieren, während sich alle anderen Instrumente dezent im Hintergrund halten.

Die DVD beinhaltet drei Livemittschnitte, anhand derer man die Entwicklung der Band nun auch bildlich nachvollziehen kann. Der Auftritt in Windhoek aus dem Jahr 1997 zeigt noch das ursprüngliche Trommelensemble, während im Maison de la Culture im belgischen Arlon im Jahr 2000 der Bass eine nicht zu vernachlässigende Position einnimmt. Ein Mitschnitt aus Nancy aus dem Jahr 2002 zeigt schließlich die aktuelle Besetzung. Als Bonus bietet die DVD einen 30 minütigen Trommel-Workshop, eine 40 minütige Jam Session sowie ein kurzes Interview mit Emile Biayenda. Leider hat man sich jedoch nicht die Mühe gemacht, Untertitel bereitzustellen. so dass man schon des Französischen mächtig sein muss, um die Musiker zu verstehen. Auch während der Konzerte eingeblendete Erläuterungen gibt es nur in französischer Sprache. Klang und Bild reichen von amateurhaft (Windhoek) bis professionell (Nancy), wobei man sich auch bei den Schnitten keine große Mühe gegeben hat, was den Fluss vor allem beim Nancy Auftritt etwas stört.

Wenn man mal von der Kleinigkeiten absieht, die es bei der DVD zu kritisieren gibt, handelt es sich bei "Brazza" um eine hervorrragende Retrospektive. Bleibt zu hoffen, dass es in naher Zukunft auch neues Material dieser aufregenden Gruppe geben wird.


(Marabi / 2007)

Montag, 28. Juli 2008

Sir Victor Uwaifo - Guitar-Boy Superstar 1970-76

Phänomenal! Sensationell! Inkommensurabel! Im Hause Soundway hat man wieder einmal seine Hausaufgaben gemacht, die Superlative gehen so langsam aus. Man kann Miles Cleret für seine Arbeit gar nicht oft genug loben. Auch dieser Sampler, der sich mit dem Werk der Jahre 1970-1976 des bei uns kaum bekannten nigerianischen Superstars Sir Victor Uwaifo beschäftigt, ist wieder eine höchst feine Angelegenheit geworden und der einzige Kritikpunkt ist die Tatsache, dass von den ca. 50 Stücken, die in diesem Zeitraum aufgenommen wurden, sich hier "nur" 19 wiederfinden. Ansonsten beinhaltet dieses Album alles, was man von einer guten Kompilation erwarten kann: eine ausgezeichnete klangliche Aufbereitung, informative Linernotes von Miles Cleret sowie "Song für Song" Erläuterungen von Uwaifo selbst. Den hat Cleret eigens für die Zusammenstellung dieses Samplers in Benin City im Bundesstaat Edo besucht. Benin City hat übrigens nichts mit dem heutigen Staat Benin zu tun, sondern bezieht sich auf das ursprüngliche Königreich Benin, dessen Sitz die Stadt war.

Der 1941 in Benin City geborene Victor Uwaifo wurde von seinem Vater schon früh dazu ermutigt, Musik zu machen. Bei Auftritten in Palmweinbars entschied er sich für die Gitarre, was zu jener Zeit aber nicht ganz unproblematisch war, da die Gitarre in der Gesellschaft keinen guten Ruf hatte. Bis sich Uwaifo eine eigene Gitarre leisten konnte, baute er sich seine Instrumente selbst. Als er mit 16 Jahren auf eine Schule in Lagos wechselte, traf er auf Victor Olaiya, dem "Evil Genius of Highlife" und wurde Mitglied in dessen Allstars Band. Seine erste eigene Band The Pickups gründete er 1963. Im selben Jahr begann er mit Aufnahmen für die Jofabros Recording Company. Nur zwei Jahre später gründete er die Melody Maestros, welche auch die erste Phase seiner musikalischen Karriere prägen sollte. Mit dieser Band spielte er seine ganz eigene Form des Highlife, welche er Akwete nannte. Der größte Hit in dieser Phase war das Stück Joromi, vermutlich bis heute die erfolgreichste Single aller Zeiten in Nigeria und die erste in Afrika mit Gold ausgezeichnete Platte für das Philips Label. Nach Tourneen durch die USA, Europa und Japan kehrte Uwaifo Anfang der 70er Jahre nach Benin City zurück. Seine Melody Maestros hatten sich zu einer eingespielten 12-köpfigen Band entwickelt und Victor wollte eine neue musikalische Richtung einschlagen. Er experimentierte mit den Rhythmen der Krönungstänze für die Benin Obas (Könige), die Ekassa genannt wurden. Gleich die ersten Single dieser "neuen" Musikrichtung, Dododo, war ein derartiger Hit, das rasch das Album Ekassa nachgeschoben wurde. Laut Uwaifo haben die Ekassa Rhythmen ihren Ursprung in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und die dazugehörigen Tänze wurden nur zur Krönung von Königen aufgeführt. Uwaifo war der erste, der Ekassa aus seinem starren Korsett herauslöste, mit Highlife kombinierte und dadurch eine völlig neue Musikrichtung schuf. Mit dem (Gitarren-) Highlife der 60er Jahre hat diese Musik in der Tat gar nicht so viel zu tun, was sicher auch an Uwaifos Gitarrenspiel liegt. Die bisweilen harten Anschläge erinnern manchmal tatsächlich mehr an eine Rhythm'n'Blues Variante und hier und da hat die Musik auch einen psychedelischen Einschlag. Die Texte griffen dagegen mehr folkloristische Themen auf und waren völlig unpolitisch.
Die Ekassa Phase dauerte etwa von 1971 bis 1975 und in dieser Zeit brachte Uwaifo 4 Alben und eine ganze Reihe von Singles heraus. Die vorliegende Kompilation beschränkt sich nicht ausschließlich auf diese Phase sondern beinhaltet auch Stücke, die unmittelbar davor oder danach entstanden sind, darunter das einzige hier in englischer Sprache gesungene und ungemein eingängige Stück Happy day from me to you, eine rare Single B-Seite.

Laut Miles Cleret ist das Ende der Fahnenstange bezüglich nigerianischer Musik noch lange nicht erreicht. Man darf also gespannt sein, welche Schätze in Zukunft noch veröffentlicht werden.

(Soundway / 2008)

Samstag, 26. Juli 2008

Various: Highlife Time - Nigerian & Ghanaian Sounds from the 60s and early 70s

Die Messlatte im Bereich der Afrosampler liegt sehr hoch. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt die Labels Analog Africa, Strut und vor allem Soundway mit seinen Nigeria Specials. Auch VampiSoul hatte bereits im letzten Jahr mit Retrospekitven von Orlando Julius und Tony Allen für Aufsehen gesorgt und setzt nun zu einer zweiten Runde an. Dabei wirkt Highlife Time aber leider mehr wie ein hastig nachgeschobener Sampler um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren. Und genau darin liegt das Problem, mehr Sorgfalt an einigen Stellen wäre hier angebracht gewesen. Das beginnt damit, dass bei der Erstauflage im Booklet und auf dem Cover ein Stück mehr angegeben ist. Track 5 auf CD 1, Dr. Victor Olaiyas Omopupa ist nicht auf der CD enthalten. Doch damit leider nicht genug, die beiden Rex Lawson Stücke Yellow Sisi und Pay me my money now sind sowohl im Booklet als auch auf dem Cover vertauscht. Solche Schlampereien sind einfach ärgerlich und auch die Klangqualität ist über weite Strecken nicht zufriedenstellend, so ist der Sound bei Rex Lawsons Numfinye derart schlecht, dass es kaum noch Freude bereitet, sich das Stück anzuhören. Ebenfalls störend ist die unterschiedliche Klangqualität der einzelnen Stücke, deren Aufnahmen zum Teil auch noch unterschiedlich laut sind.
Kommen wir zum Positiven. Was die Songauswahl angeht, so handelt es sich bei Highlife Time um ein ähnliches Schatzkästchen wie es auch die Sampler der Konkurrenz sind. Gleich am Anfang steht Trumpet Highlife, eine Gemeinschaftsarbeit von Dr. Victor Olaiya, dem "Evil Genius of Highlife" und E.T. Mensah, dem "King of Highlife", der den harten Bläsern mit einem lässigen Saxofon entgegentritt. Opotopo integrieren in ihrem Stück Belama kongolesische Rumbaklänge mit traumhaften Gitarrenpassagen und Stan Plange and the Uhuru Dance Band machen aus Hugh Masekelas Grazing in the grass eine waschechte Highlife Nummer. Am Ende des ersten Teils steht Chief Stephen Osita Osadebes Makojo, ein Stück das tatsächlich aus dem Jahr 1985 stammt, jedoch in einem Retro 60s Sound produziert wurde. Umso erstaunlicher ist es, dass das Stück nicht besonders gut klingt sondern etwas kraftlos vor sich hineiert. Es ist kaum vorstellbar, dass man das nicht hätte besser aufbereiten können.
Der zweite Teil beginnt mit Sir Victor Uwaifos Joromi, das in Nigeria ein Hit war und hier mit eines der besten Stücke ist. Auch Ikoro Special von Dan Satch and his Atomic 8 könnte ein Highlight sein, würde es nicht so dumpf klingen. Da sich das Stück mehr am Afrobeat orientiert, wirkt es auf diesem Sampler allerdings auch einigermaßen Fehl am Platz. Das gilt auch für Etuk Owo, ein weiteres Stück der Band Opotopo, die sich hier vom Highlife entfernt und eine Art psychedelischen Afrorock präsentiert. Weitere Highlights sind die Songs von Rex Lawson and His Rivers Men, die hier gleich 5 mal vertreten sind. Oko kombiniert beispielsweise Highlife mit Latin- und Calypsoelementen. Ganz am Ende dann noch ein Ausblick auf das, was VampiSoul anscheinend plant. Okina von Akama Man ist ein weiteres Stück aus den 80er Jahren und präsentiert Highlife im damals weit verbreiteten Paris/Abidjan Sound, was man vor allem an den Synthesizern heraushören kann.

Bleibt zum Abschluss die Frage, ob dieser Sampler nun empfehlenswert ist. In Anbetracht der Tatsache, dass hier hauptsächlich Raritäten verwendet wurden, muss diese Frage trotz aller Kritik mit "Ja" beantwortet werden. Bleibt zu hoffen, dass VampiSoul bei den anstehenden Veröffentlichungen mehr Sorgfalt walten lässt.

(VampiSoul / 2009)

Montag, 21. Juli 2008

Portrait: Habib Koité

Habib Koité entstammt dem Adelsgeschlecht der Khassonké Griots. Seine Leidenschaft für Musik erbte er von seinem Großvater väterlicherseits, der die Kamale N'Goni, eine traditionelle viersaitige Laute, gespielt von Jägern im Gebiet der Wassolou, spielte. Koité entschied sich jedoch für die Gitarre und entwickelte eine einzigartige Spielweise, um seine Mutter, eine bekannte Griotte, zu begleiten. Gitarrenspiel und Gesang erlernte er nach eigener Aussage autodidaktisch, Unterricht hat er nie erhalten.

Ursprünglich sollte Koité den Beruf eine Ingenieurs erlernen, aber auf Drängen seines Onkels, der sein musiklisches Talent erkannte, bewarb er sich beim National Institute of Arts (INA) in Bamako. Nach nur sechs Monaten wurde er 1978 zum Leiter der Schulband INA Star ernannt. Insgesamt 4 Jahre studierte er Musik und schloss das Studium 1982 mit Bestnoten ab. In der Tat war sein Talent so groß, dass das INA ihn als Gitarrenlehrer einstellte. Schon während des Studiums hatte er die Möglichkeit, mit anerkannten Musikern aus Mali zu spielen, darunter namhafte Künstler wie Kélétigui Diabaté oder Toumani Diabaté. Ersterer ist mittlerweile schon seit einigen Jahren Vollzeitmitglied seiner Band.

1988 gründete er seine bis heute bestehende Band Bamada (ein Spitzname für die Einwohner Bamakos, der frei übersetzt etwa "im Maul des Krokodils" bedeutet), bestehend aus jungen malischen Musikern, mit denen er schon seit seiner Kindheit befreundet war. 1991 gewann er den ersten Preis beim Voxpole Festival im französichen Perpignan, der ihm genügend Geld einbrachte, um 2 seiner Songs aufzunehmen und zu veröffentlichen. Einer davon war Cigarette A Bana, welcher ein Hit in Westafrika war. Das Stück ist übrigens ein Antirauchlied, das die Geschichte von einem Jungen erzählt, der sich nichts aus Zigaretten macht, sich aber schließlich doch von seinen Freunden überzeugen lässt, eine zu rauchen, wovon ihm jedoch schlecht wird und er daraufhin schwört, nie wieder zu rauchen. Nach der Veröffentlichung einer weiteren erfolgreichen Single mit dem Titel Nanalé gewann er den angesehenen Radio France International (RFI) Discoveries Preis, der es ihm ermöglichte, mit seiner Gruppe eine erste Tour außerhalb Afrikas zu unternehmen.


Im Januar 1995 reiste Koité zu seinem Manager Michel de Bock nach Belgien und nahm sein erstes Album Muso Ko auf, welches auch gleichzeitig das erste für das damals neu gegründete Label Contre Jour war. Auf dem Album waren auch die beiden zuvor veröffentlichten Singles enthalten. Muso Ko klingt im Gegensatz zu späteren Veröffentlichungen hier und da noch ein bisschen ungestüm, zeigte aber schon alle Qualitäten, die Koité bis heute auszeichnen. Vergleichsweise noch wenig traditionel empfiehlt er sich bereits hier als ausgezeichneter Songwriter. Das Album erreichte in den europäische Weltmusikcharts Platz 3 und Habib Koité wurde zu einer festen Größe im europäischen Festivalzirkus und seine energiegeladenen Shows wurden weltbekannt.

 Weitaus subtiler als noch auf dem Debüt ging es auf dem 1998 veröffentlichten 2. Album Ma Ya zu, welches eine introspektivere Seite Koités offenbarte. Mit Foro Banna findet sich hier auch ein Blues, bis heute einmalig in Koités Discographie. Ebenso einmalig ist die Tatsache, dass ein Stück (Kumbin) auf Englisch gesungen wird. Für gewöhnlich singt Koité seine Lieder auf Bamara, der meistgesprochenen Sprache in Mali.

Sowohl die kritischen als auch die kommerziellen Reaktionen auf Ma Ya in den USA waren überwältigend, was zur Folge hatte, dass Habib Koité Thema in vielen Zeitungen und Magazinen wie New York Times oder Rolling Stone war. Auch im Radio und Fernsehen wurde er nun des öfteren gespielt. Prominente Fans wie Jackson Browne oder Bonnie Raitt besuchten ihn in Mali, um mit ihm zu arbeiten.

Das dritte Album Baro machte 2001 da weiter, wo Ma Ya zuvor aufgehört hatte und präsentierte erstmals Kélétigui Diabaté an Balafon (ein westafrikanisches, hölzernes Xylophon) und Violine. Diabaté, der in den 60er Jahren schon mit Lionel Hampton gearbeitet hatte, wurde zum festen Bestandteil in Koités Band Bamada. Auf Baro wurde das musikalische Spektrum um kubanische und Latinoelemente erweitert, was vor allem in Batoumanbe und einer neuen Einspielung von Cigarette A Bana zu hören ist. Aber auch sonst kombiniert Baro auf das Vorzüglichste malische Traditionen mit westlichen Einflüssen.



Nach einer ausgedehnten Welttour erscheint 2003 das Livealbum Fôly! Live around the World, welches in 150 Minuten 18 Songs aus den 3 vorangegangenen Alben präsentiert. Die Aufnahmen stammen aus verschiedenen Konzerten in Europa, wurden aber so zusammengesetzt, dass sie wie ein einzelnes Konzert wirken. In z.T. veränderten Arrangements werden die teilweise deutlich längeren Stücke hier um episch atmosphärische Elemente erweitert. Fôly! zeigt, dass Koité und Band auch brillante Livemusiker sind und ist somit alles andere als ein Best Of Album mit dazwischen gemischtem Publikum.








 Auch in den folgenden Jahren touren Habib Koite & Bamada unermüdlich durch die ganze Welt mit Auftritten in Australien, Japan, Brasilien, Marroko, Südafrika, Russland, USA, Mexiko und beinahe jedem Land in Europa. Unter dem Eindruck neuer Erfahrungen und Perspektiven versteht es Koité in Hotelzimmern und Tourbussen neue Songs zu schreiben. Erste Proben zum neuen Album finden ein einem kleinen Dorf in Südbelgien statt, wo sich der Sitz seiner langjährigen Plattenfirma Contre Jour befindet. Mit den Aufnahmen begann man jedoch im vertrauten Yeleen Studio in Bamako. Weitere Aufnahmen fanden wiederum bei Contre Jour statt, während das Album in Vermont schließlich fertiggestellt wurde. Und obwohl das im Herbst 2007 veröffentlichte Afriki auf 3 Kontinenten aufgenommen wurde richtet Habib Koité den Fokus mehr den je auf seine Wurzeln und seine Heimat ohne dabei den panmalischen Ansatz in seiner Musik aufzugeben. Das Album unterscheidet sich tatsächlich nur marginal von seinem Vorgänger, zeigt aber, dass Koité sein Songwriting weiter verfeinert hat. Neu auf Afriki sind Frauenchöre sowie der Einsatz von Bläsern auf 2 Stücken. Besonders erwähnenswert ist hier Nta Dima, bei dem Antilopenhörner zum Einsatz kommen und das bis dato sein traditonellstes Stück ist. Im Stück Africa wurden die Bläser dagegen von Pee Wee Ellis arrangiert.
Das zentrale Thema auf Afriki, welches das Bamara Wort für Afrika ist, ist die Stärke und Herausforderung Malis im Besonderen und Afrika im Allgemeinen. Koité richtet sich an eine junge Generation von Afrikanern, in der Hoffnung sie davon zu überzeugen die positiven Aspekte afrikanischen Lebens anzuerkennen und schätzen zu lernen. Nur weil ein Land arm ist, muss die Lebensqualität dort nicht zwangsläufig schlecht sein. Und obwohl Mali ein armes Land ist, hat es immer noch eine gute Lebensqualität, so Koité. Man kann rausgehen und lächeln und irgend jemand wird zurücklächeln. Die ausgedehnten Reisen durch die Welt haben die Liebe zu seiner Heimat nur noch verstärkt, und das hört man Afriki mit jeder Note an.

1995: Muso Ko (Contre Jour)
1998: Ma Ya (Contre Jour)
2001: Baro (Contre Jour)
2003: Fôly! Live around the World (Contre Jour)
2007: Afriki (Contre Jour)

Freitag, 11. Juli 2008

Mounira Mitchala - Talou Lena

Die 28-jährige Sängerin und Songschreiberin aus dem Tschad wird als neuer Stern am afrikanischen Musikhimmel gehandelt. Nun ist der Tschad nicht gerade bekannt für seine Musikkultur und vor allem für junge Frauen ist es schwierig, als Musikerin Fuß zu fassen, aber Mounira Mitchala hat es schließlich geschafft, sich in N'Djamenas Musikszene zu etablieren. Im Jahr 2007 gewinnt sie schließlich den Decouvertes RFI Preis, vergeben von einer Jury, die von keinem Geringerem als Salif Keita geleitet wird. Es folgen Auftritte mit Ismael Lo und Tiken Jah Fakoly und in Frederic Gallianos Projekt African Divas erlangte sie große Aufmerksamkeit. Ihr Debütalbum produzierte sie zunächst selbst in N'Djamena und vollendete es schließlich in Frankreich.

Mit Talou Lena präsentiert das kleine französische Label Marabi nach El Hadj N'Diayes Album Géej nun das nächste Highlight und man kann es kaum glauben, dass es sich dabei um ein Debütalbum handelt. Die Songs zeugen von Reife und doch auch von musikalischer Unbeschwertheit, auch wenn die Texte meist ernster Natur sind. So geht es um die vermeintlich typischen Themen wie Aids, Krieg oder Zwangsehen, die uns doch aber gar nicht so fremd sein dürften. Es gibt aber auch Lieder, in denen sie die Schönheit ihrer Heimat besingt. Musikalisch erscheinen die Songs in einem rein akustischen Gewand, bestehend aus Gitarre, Bass, Percussion, den Lauten Oud und Garaya sowie Flöten und arabischen Violinen.
Es ist in der Tat schwierig, Highlights aus diesem Album zu nennen. Mitchala gelingt hier ein Dutzend hervorragender Songs, die zumeist leicht melancholisch daherkommen, den Blick jedoch immer nach vorne richten. Im ersten Stück Annil geht es um Zwangsehen, um junge Frauen oder Mädchen, die infolge von Armut an reiche alte Männer verheiratet werden. Zarlie ist eine Hommage an ihre Mutter und deren Heimat Guera in Zentraltschad während das ungemein ohrwurmartige Titelstück zur Versöhnung der Bevölkerungsgruppen des Tschad aufruft und den Bürgerkrieg als Grund für die Armut brandmarkt. In Dafour besingt sie die Krise im benachbarten Sudan, worunter hauptsächlich Frauen und Kinder zu leiden haben und in Al Sahara geht es um die zunehmende Ausbreitung der Wüste als Folge des Klimawandels. Mitchala versteht es perfekt, Songs mit eingängigen Melodien zu schreiben, die aber dennoch über ausreichend Kanten und Ecken verfügen und somit niemals langweilig werden. Im Gegenteil, es gibt vieles auf diesem Album zu entdecken, das einen großen Teil der tschadischen Tradtionen beinhaltet und dabei manchmal doch auch erstaunlich nah am Songwriting westlicher Prägung dran ist. Gesungen werden die Stücke übrigens durchgehend auf Tschadisch-Arabisch.

Talou Lena ist ein großartiges Debüt geworden, das vor allem auch zeigt, dass es selbst unter widrigsten Umständen möglich ist, derart herausragende Musik zu machen. Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft noch mehr von die dieser faszinierenden Frau aus dem Tschad zu hören sein wird.

(Marabi / 2008)

Mittwoch, 11. Juni 2008

Manu Dibango - Lion Of Africa

Mit etwas Verspätung wurde nun auch dieses Live CD/DVD Package hierzulande veröffentlicht, wobei die CD hier tatsächlich relativ überflüssig ist, da auf beiden Tonträgern das gleiche Konzert zu hören ist, jedoch mit dem Unterschied, dass bei einer Gesamtlänge von 86 Minuten auf der CD die Ansagen und auch die Musik an 2 Stellen gekürzt werden mussten. Die DVD hingegen ist was Klang und Bildführung angeht absolut vorbildlich. Zu sehen und hören gibt es einen Mitschnitt aus dem Jahr 2004 aus dem Londoner Barbican Centre. Das Konzert fand ihm Rahmen der Black President - The Art & Legacy of Fela Kuti Reihe statt und war gleichzeitig eine Art Feier zu Dibangos 71stem Geburtstag, die zusammen mit seiner Maraboutik Big Band und diversen Gästen zelebriert wurde.

Das Konzert beginnt mit Wambele, einem heißen Gebräu aus Jazz und Afrobeat und Dibangos unnachahmlichen Spiel auf Alt- und Sopransaxophon sowie zweier Chorsängerinnen. Soma Loba, auf der CD deutlich gekürzt, schaltet einen Gang zurück und präsentiert als ersten Gast den Senegalesen Baaba Maal am Mikrophon, der zusätzlich noch von einem Koraspieler unterstützt wird. Neben Eigenkompositionen und Klassikern aus seinem Repertoire erklingen aber auch Jazzstandards wie Summertime oder Midnight sun in "afrikanisierten" Versionen, auf denen Dibango auch als Marimbavirtuose glänzen darf. Big Blow ist dann die große Verneigung vor Fela Kuti, ein Afrobeatstück auf dem sich Dibango aufregende Duelle mit Saxophon Legende Courtney Pine leistet. Beim ruhigeren Cherie betritt abermals Baaba Maal, der das Stück auch geschrieben hat, die Bühne. Dibangos Landsmännin Coco Mbassi präsentiert ihr zusammen mit Richard Bona geschriebenes Dube, das nur mit Akustikgitarre und Saxophon auskommt, bevor mit Soul Makossa der vermutlich größte Hit zum Besten gegeben wird. Beim abschließende Aye Africa kommen dann noch einmal alle Gäste auf die Bühne und sorgen beim Publikum für stehende Ovationen. Das große Finale des Stücks wurde auf der CD wiederum weggelassen.

Lion of Africa bietet ein aufregendes und vitales Konzert, das leider viel zu früh zu Ende ist. Kaum zu glauben, dass Dibango damals schon 71 Jahre alt war, man sieht es ihm keinen Augenblick lang an. Und so bleibt zu hoffen, dass er sein Saxophon noch nicht so schnell an den Nagel hängen wird.

Freitag, 6. Juni 2008

Lionel Loueke - Karibu

Karibu ist Suaheli und bedeutet "Willkommen". Dies trifft gleich in doppelter Hinsicht zu, zum einen ist Karibu Louekes Debüt auf dem legendären Blue Note Label und zum anderen lädt dieses Album den Zuhörer ein in bisweilen ungewöhnliche aber immer wunderbare Klanglandschaften. Eingespielt wurde dieses Album größenteils in Triobesetzung, mit Massimo Biolcati am Bass und Ferenc Nemeth am Schlagzeug. Loueke selbst spielt Gitarre und übernimmt den Gesang, wobei dieser meist lediglich aus Lautmalereien oder einem rhythmischen Schnalzen und Klicken besteht und darüber hinaus eine ungewöhnliche Verbindung mit seinem Gitarrenspiel eingeht. Als Gastmusiker treten bei jeweils 2 Stücken Herbie Hancock, in dessen Band Loueke schon seit Jahren spielt, und Wayne Shorter in Erscheinung, die zusätzliche Akzente setzen.

Louke ist nicht nur ein begnadeter Musiker sondern auch ein genialer Komponist und Arrangeur. So finden sich auf Karibu neben 7 Eigenkompositionen auch 2 Standards bestehend aus der Hoagy Carmichael/Johnny Mercer Komposition Skylark und John Coltranes Naima. Letzteres wird duch Wayne Shorters Saxophon veredelt. Doch die Eigenkompositionen müssen sich vor diesen Klassikern nicht verstecken. So findet sich Benny's tune, das Loueke für seine Frau geschrieben hat, auch auf Terence Blanchards Album Flow und hat mit seinen Tempowechseln und seiner wunderbar dahingleitenden Melodie durchaus das Zeug zum modernen Standard. Abgannon Blues ist dagegen ein Blues im 13/4-Takt und zeigt eine weitere Besonderheit: die meisten Stücke sind in ungeraden Takten, wobei es Loueke nach eigene Aussage nicht um "intellektuelle Verrückheit" geht, sondern um Gefühl, das letzlich auch der Nicht-Musiker so empfinden und verstehen soll. Abganon ist eine Wort aus der Sprache Fon, die im Süden des Benins am weitesten verbreitete Sprache, und bedeutet soviel wie "schwerer Träger", also ein Mensch, der z.B. einen Korb auf dem Kopf trägt. Verdeutlicht wird dies durch schwere und gleichzeitig funkige Rhythmen. Beim 10 Minuten langen Klangemälde Light Dark treffen sich dann alle Musiker, also auch Hancock und Shorter, und sorgen mit ihrem phantatsischen Wechselspiel für eine weiteren Höhepunkt, bei dem die Harmonien von Hell nach Dunkel wechseln. Einen Kompositionsstil, den er nach eigene Aussagen von Wayne Shorter gelernt hat. Das letzte Stück Novignon basiert schließlich auf einem Highlife Rhythmus zu dem Loueke seine Gitarre stilgerecht erklingen lässt und zum ersten und einzigen mal auf diesem Album auch einen "richtigen" Text singt. Frei aus der Sprache Fon, deren bekanntestes Wort übrigens Voodoo ist, übersetzt singt er: "Lasst uns Brüder und Schwestern sein/Wenn wir das nicht tun, werfen wir ein Geschenk Gottes fort". Weise Worte am Ende eines wunderbaren Albums.

(Blue Note / 2008)

Montag, 26. Mai 2008

Nigeria Specials

70er Jahre Musik aus Nigeria scheint hierzulande in zu sein wie nie zuvor. Zumindest wurden in letzter Zeit einige hochwertige Sampler zum Thema veröffentlicht, allen voran das kleine britische Label Soundway mit seiner Nigeria Special Reihe. Eine Serie, in der viel Herzblut steckt und mit der man wohl kaum reich werden kann, vor allem wenn man bedenkt, wie viele Jahre Arbeit darin stecken. Labelchef Miles Cleret begab sich für die Arbeit an den Samplern für mehrere Jahre nach Lagos und Umgebung, um alte Vinylschätze zu bergen, zu restaurieren und aufzubereiten um sie so für ein westliches Publikum zugänglich zu machen. Das Ganze wurde wurde dann in aufwändige Artworks verpackt und mit ausführlichen Linernotes ausgestattet. Mit anderen Worten, es handelt sich hierbei nicht um Wühltischsampler sondern um hochwertige Compilations mit hierzulande bislang unveröffentlichten Aufnahmen.

Nigeria Special: Modern Highlife, Afro-Sounds & Nigerian Blues 1970-76 (Soundway)

Der erste Teil, aufgemacht wahlweise als Doppel CD im mehrfach klappbaren Digipak oder als 2 Doppel LPs, bietet vor allem Highlife, aber auch Funk und Soul. Das Blues im Titel sollte man nicht so ernst nehmen, bzw. das was hier als Blues verstanden wird hat nichts mit dem Desert Blues malischer oder maurischer Prägung zu tun. Dafür gibt es z.B. Celestine Ukwu mit seiner flirrenden Gitarre, die afropsychedelische Akzente setzt. Es ist jedoch grundsätzlich schwierig, hier einzelne Tracks hervorzuheben, denn es handelt sich hier wirklich um ein Schatzkästchen mit 26 unbekannten Perlen, und man würde sich beim Hören am liebsten sofort auf den Weg nach Lagos machen, um sich auf die Suche nach den dazugehörigen Alben zu machen. Einen Vorgeschmack auf das Rock Special bieten die beiden Bands The Funkees (Igbo) und Mono Mono (Yoruba), die mit ihrem brodelnden Funk damals in Konkurrenz zueinander standen. Auch unbedingt erwähnt werden muss hier natürlich Sir Victor Uwaifo & His Melody Maestros. Uwaifo erschaffte seinen ganz eigenen Ekassa genannten Stil, eine Weiterentwicklung des Highlife, angereichert mit Rock'n'Roll und Soul, erwähnenswert auch deshalb, da von Uwaifo eine Anthologie geplant ist.

Nigeria Discofunk Special: The Sound of the Underground Lagos Dancefloor 1974-79 (Soundway)

Sollte man beim ersten Teil das Wort Blues nicht so ernst nehmen, so ist dies beim zweiten Teil das Wort Disco. Schwere Afro Funk Grooves prägen hier das Klangbild, und die haben mit dem was man hierzulande so unter 70er Jahre Disco versteht nichts zu tun. Qualitativ stehen die 9 Tracks denen des ersten Teils in nichts nach und gleich zu Beginn lassen die Sahara Allstars of Jos einen Funkbeat über 7 Minuten köcheln, den sie zusätzlich mit satten Bläsern versehen, aber auch mit flirrenden Gitarren und tollem Schlagzeugspiel, ein Höllengroove, der sich auf die folgenden 8 Stücke überträgt.








Nigeria Rock Special: Psychedelic Afro-Rock & Fuzz Funk in 1970s Nigeria (Soundway)

Im vorerst letzten Teil, dem Rock Special, rücken Gitarre und Schweineorgel in den Vordergrund, während auf das Gebläse verzichtet wird. Rock in Nigeria hatte seinerzeit nichts mit dem uns bekannten Riffrock zu tun, denn prägnante Riffs sucht man hier tatsächlich vergeblich. Rockismen sind also weit und breit nicht in Sicht, denn das Fundament, auf dem die einzelnen Tracks bauen, ist einmal mehr der Funk, angereichtert mit bisweilen extrem verzerrten Gitarren und natürlich jeder Menge Percussion, die für das nötige Afroflair sorgen. Auch hier ist es natürlich schwierig, einzelne Tracks hervorzuheben, dennoch möchte ich einfach mal die beiden Igbo Bands The Wings, die natürlich nichts mit Paul McCartneys Wings zu tun hatten und sich später in The Original Wings umbenannten, die hier auch vertreten sind, und Ofo The Black Company erwähnen. Erstere interpretieren einen alten Igbo Folksong mit einer eingängigen Melodie, die durchaus Popqualitäten aufweist während letztere auf schwere Funkgrooves setzten.


Nigeria 70 - Lagos Jump: Original Heavyweight Afrobeat, Highlife & Afrofunk (Strut)

Aber nicht nur bei Soundway weiß man nigerianische Musik zu schätzen, auch Strut veröffentlichten dieser Tage die Fortsetzung des bereist vor ein paar Jahren veröffentlichten Nigeria 70 Samplers, dieses mal unter dem Titel Nigeria 70: Lagos Jump und im Prinzip finden sich alle Facetten der Nigeria Special Alben hier auf einer CD wieder, aber natürlich mit anderen, ebenfalls hierzulande unveröffentlichten Titeln. Auch was Aufmachung und Ausstattung angeht, lässt man sich im Hause Strut nicht lumpen und somit ist Lagos Jump genauso essentiell wie die Sampler der Konkurrenz von Soundway.
Insgesamt 66 Tracks bieten die hier vorgestellten CDs und zeigen, dass Nigeria auch neben Fela Kuti und Co eine durch und durch großartige Musikszene vorzuweisen hat, der es auf das Vorzüglichste gelingt, westliche Einflüsse zu ganz eigenen Stilen zu entwickeln und völlig eigen und originär erklingen zu lassen. Bleibt zu hoffen, dass neben Uwaifo noch andere Künstler näher beleuchtet werden, verdient hätten es alle.

Mittwoch, 21. Mai 2008

El Hadj N'Diaye - Géej

Wie aus dem Nichts werden manchmal Alben von Musikern veröffentlicht, die schon länger im Geschäft sind, von denen man aber bis dato nichts gehört hatte. El Hadj N'Diaye aus dem Senegal, der bereits seit Mitte/Ende der 90er Jahre aktiv ist, ist so ein Fall. Geboren in eine quasi multikulturelle Famile, die Mutter stammt aus dem Norden des Senegal nahe der Grenze zu Mauretanien und der Vater aus dem südlichen Cassamance Gebiet, erkannte N'Diaye zu Beginn seiner Gesangskarriere, dass Liebeslieder oder Tanzmusik nichts für ihn sind. In seinen Liedern geht es um Korruption, Unterdrückung, den Freiheitskampf der Diola im Cassamance Gebiet oder die Sorgen und Nöte der Tuareg, ebenfalls eine unterdrückte Minderheit im Land.
Der Durchbruch kam iim Jahr 2000 mit Auftritten in Cannes, Berlin und Montreal, was auch dazu führte, dass sein zwei Jahre zuvor erschienenes Debütalbum Thiaroye in Frankreich mit dem Choc du Monde de la Musique Preis ausgezeichnet wurde. Ein Jahr später wurde das 2. Album Xel mit dem Grand Prix Du Disque De L'Academie Charles Cros ausgezeichnet.
Nach 7 Jahren Pause erschien nun Géej, das dritte Album, und schon das Cover, auf dem ein Fadenkreuz auf einen Jungen, der an einem steinigen Strand entlang läuft, gerichtet wird, zeigt, dass sich die Themen N'Diayes nicht geändert haben. Im Vergleich zu Landsmännern wie Youssou N'Dour oder Cheikh Lô entspricht N'Diaye mehr einem Singer/Songwriter, den landestypischen Mbalax oder andere tanzbare Rhythmen sucht man hier zumindest vergeblich. Zumeist ruhig und zurückhaltend instrumentiert jedoch mit eindringlichem Gesang ausgestattet geht es hier zu Werke. N'Diaye verfügt über eine außergewöhnliche Stimme mit einem hohen Wiedererkennungswert die mal sanft, mal energisch fordernd klingen kann. Gesungen werden die Texte hauptsächlich auf Wolof, der im Senegal am weitesten verbreiteten Sprache, aber stelleweise auch mal auf Englisch, Französisch oder gar einem "wolofisierten" Japanisch. Die musikalische Untermalung besteht meist aus einer Gitarre, einer Ngoni und ein paar Percussion wie gleich im ersten Stück Boor yi, das zusätzlich mit feinen Basslicks aufwartet. In den Stücken Fagaru und mi alla ligéey kommt auch dezent ein Schlagzeug zum Einsatz sowie atmosphärische Akustik- und E-Gitarrenklänge, während er das Titelstück ganz alleine auf seiner Gitarre vorträgt. Das epische N'Guri verzückt durch den perlenden Klang einer Kora und die beiden Stücke Cheick Anta Dio und Jolaa werden durch ein klagendes Cello und einem Saxophon veredelt.
Géej ist ein atmosphärisch dichtes Meisterwerk geworden, bei dem ein Youssou N'Dour, dessen letztes Album auch nicht gerade schlecht war, vor Neid erblassen dürfte. Vielleicht ist es ein Vorteil, wenn man international nicht so bekannt ist und das Glück hat, von einem kleinen Label wie Marabi entdeckt zu werden. Wenn dem so ist, dann hat El Hadj N'Diaye dies in vollem Umfang ausgenutzt.

(Marabi / 2008)

Dienstag, 20. Mai 2008

Nneka - iTunes Live: Berlin Festival - EP

Parallel zum neuen Album No longer at ease erschien am 08. Mai auf iTunes exklusiv eine 6 Track Live EP mit einem Mitschnitt vom Berlin Festival im April dieses Jahres. Wobei EP mit über 40 Minuten Spielzeit leicht untertrieben ist. Geboten werden jeweils 3 Stücke von ihren beiden Alben und die Live-Versionen unterscheiden sich z.T. deutlich von den bekannten Studioversionen. Vor allem Reggae Rhythmen kommen hier noch öfter zum Einsatz was vor allem auch Suffri eine interessante Note verleiht. Suffri, das übersetzt soviel bedeutet wie "Take it easy", ist das Herzstück des Albums und wird von Nneka mit eindringlichen Worten zur Situation im Nigerdelta, zur katastrophalen Umweltzerstörung, für die vor allem die Konzerne Shell und Chevron verantwortlich sind, eingeleitet. Musikalisch überwiegt die Spielfreude, die Beats und Loops, die man vom Album her kennt, werden weitgehend durch "echte" Instrumente ersetzt.
Die 6 Tracks kommen in einigermaßen hochwertiger Qualität als AAC Dateien, codiert mit 256 kbit/s und sind als Ergänzung zum Album auf jeden Fall empfehlenswert.

Tracklist:

The Uncomfortable Truth
Focus
Heartbeat
Your Request
Suffri
Beautiful


Die iTunes Version von No longer at ease hat übrigens noch den Bonutrack Sweet mother und auch die Heartbeat-Single verfügt mit dem Stück Walk the line über einen Track, der es nicht auf das Album geschafft hat. Beide können bei iTunes auch einzeln gekauft werden.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Nneka - No Longer At Ease

Ursprünglich sollte das Album Don't worry in Warri heißen, eine Anspielung auf ihre Heimatstadt Warri im Delta-State in Nigeria, die es Dank der Erdölförderung seit Ende der 70er Jahre zu einem gewissen Wohlstand gebracht hat. Die andere Seite der Medaille ist jedoch eine beispiellose Umweltzerstörung unter deren Folgen die Bevölkerung vor allem im benachbarten Rivers-State bis heute zu leiden hat und für die vor allem auch westliche Unternehmen wie Shell die Verantwortung tragen.

Bereits mit ihrem Debüt Victim of truth, das von der britischen Sunday Times als "As good as 'The Miseducation of Lauryn Hill'" eingestuft wurde, sorgte Nneka, die in den 90er Jahren nach Deutschland übersiedelt ist und seit dem in Hamburg lebt, 2005 für Aufsehen, wenn auch der ganz große Erfolg ausblieb. Das soll sich nun mit dem zweitel Album No longer at ease und der vorab ausgekoppelten Single Heartbeat und dem dazugehörigen Video ändern. In dem Stück geht es nach eigenen Aussagen um das Herz, den Herzschlag, den viele Menschen nicht spüren, obwohl sie leben und auch um Liebe. Als musikalische Untermalung werden dazu Jungle und Drum'n'Bass Elemente der 90er Jahre wiederbelebt und in die Gegenwart übertragen. Herausgekommen ist ein grandioses Wechselspiel zwischen ruhigen, spannungsgeladenen Passagen in den Strophen und einem beinahe manischen Rhythmusgewitter im Refrain.
Auch No longer at ease nahm die inzwischen 28-Jährige mit ihrem langjährigen musikalischen Partner DJ Fahot, der schon das Debüt produziert hatte, auf. Dazu gesellte sich noch der französische Produzent Jean Lamont, der schon u.a. mit Größen wie Salif Keita zusammengearbeitet hatte. Durch diese Kooperation entstand ein musikalische Fundament, auf dem Nneka ihre ganze Kreativität und musikalischen Bandbreite freien Lauf lassen konnte. Dazu gehört auch ihr HipHop Hintergrund, der in Stücken wie Halfcast und Focus zur Geltung kommt, jedoch mit völlig unterschiedlichen Ansätzen. Während in Halfcast monotone Beats und Samples für ein eher düsteres Klangbild sorgen, welche ihr sog. Street Credibility unterstreichen, setzt sie in Focus auf ein einfaches und einprägsames Gitarrenriff, das den Refrain gleich mit übernimmt. Aber auch Soul und R'n'B kommen auf dem Album nicht zu kurz, wie z.B. im wunderbar atmosphärischen Suffri. Im letzen Stück Deadly Combination dominieren dagegen mächtige Beats das Geschehen und unterstreichen noch einmal die Vielfältigkeit dieses Albums, das trotz seine 16 Stücke niemals langweilig wird und eine Weiterentwicklung und Steigerung zum gelungenen Debüt darstellt.

No longer at ease ist ein sehr persönliches Album geworden. Es handelt von Nnekas eigener Geschichte, dem Leben in ihrer Heimat Nigeria, dem multikulturellen Nebeneinander aber auch der Kluft zwischen Arm und Reich und der eingangs erwähnten Umweltverschmutzung als Folge von Profitgier. Doch trotz allem ist Nnekas Musik optimistisch und lebensbejahend und im Booklet kann man die auf öffentlichen Fotos ansonsten meist skeptisch dreinblickende Künstlerin auch mal lächeln sehen. Steht ihr übrigens sehr gut!

Donnerstag, 24. April 2008

Malouma - Nour

Malouma Mint Moktar Ould Meidah, so ihr vollständiger Name, geboren den 60er Jahren, ist vermutlich die erste Frau, die moderne maurische Musik außerhalb ihrer Heimat Mauretanien bekannt machte. Dabei hatte sie es nicht immer einfach und musste um ihren Platz in der Musikwelt kämpfen. Nichzuletzt auch deshalb, da sie als Frau in einer muslimischen Gesellschaft immer wieder für die jeweils Machthabenden unangenehme Themen wie Frauenrechte, Analphabetismus, soziale Gerechtigkeit, Aids anfasste oder sich mit der Religion auseinandersetzte. Dabei darf man nicht vergessen, dass Mauretanien eine islamische Republik ist, in der das islamische Recht, die sog. Scharia, bis heute Gültigkeit hat.

Malouma wuchs in einer Griot Famile auf und war bereits im Alter von 15 Jahren selbst eine anerkannte Sängerin und blickte schon damals über den Tellerrand der eigenen Tradition hinaus und hörte neben ägyptischer und nordafrikanischer Musik auch Blues und Pop amerikanischer und europäischer Prägung. Mit dem Erreichen des Erwachsenenalters fanden ihre Bemühungen ein jähes, wenngleich auch nur temporäres Ende. Erst gegen Ende der 80er Jahre begann sie, ihre musikalische Karriere fortzusetzen.

Nour ist bereits das dritte Album und präsentiert eine moderne Variante des orientalisch angehauchten Wüstenblues. Neben dem Gesang spielt Malouma auf einigen Stücken Ardin, eine mit der Kora verwandte 14-saitige Harfe und hier und da kommt auch ein Tidinit, ein Verwandter der Gitarre, zum Einsatz. Für moderne Klänge sorgen dezent eingesetzt Synthesizer und schaffen im Stück Lemra, eine Ode an die Frauen Mauretaniens, für eine fast schon beklemmende Atmosphäre, was durch stoische Percussionrhythmen noch verstärkt wird. Im fröhlichen Casablanca kommen dagegen auch Beats und Loops zum Einsatz und zeigen, dass Maliuma auch ein Gespür für eingängige Melodien hat. Yarab ist wiederum ein benahe klassischer Blues, bei dem die E-Gitarre hart angeschlagen wird. Überhaupt gefällt mir die E-Gitarre auf Nour besser als auf dem Vorgänger, auf dem sie mir an ein oder zwei Stellen etwas zu aufdringlich erklingt. Ein weiteres Highlight ist das Stück Habib, ein bewegendes und trauriges Stück, das den Verlust eines Freundes zum Thema hat.

In ihrer Heimat ist Malouma ein Star, vor allem auch bei der Jugend, und mittlerweile auch Mitglied des mauretanischen Senats. Dass die Musik darunter nicht zu leiden hat, beweist Nour, ein weiteres Album-Highlight des vergangenen Jahres.

(Marabi / 2007)

Mittwoch, 16. April 2008

Asa - s/t

Die Sängerin und Songschreiberin Asa (sprich Aasha) ist der neue Star in Nigeria und hatte mit Jailer und Fire on the mountain im dortigen Radio schon zwei veritable Hits. Dabei gelingt es der zwischen Lagos und Paris pendelnden Musikerin, deren Name "kleiner Falke" bedeutet, verschiedene Einflüsse zu einem eigenen Stil zu verschmelzen und kombiniert Soul und R'n'B amerikanischer Prägung mit Reggae und ihren afrikanischen Wurzeln. Akustische Instrumente haben hier ebenso Platz wie Beats und Loops und hier und da kommen sogar Streicher zum Einsatz. Nach ihren Einlüssen gefragt, nennt sie neben Fela Kuti und Sunny Adé ebenso Erykah Badu, Lauryn Hill oder Angélique Kidjo.

In Paris geboren und Lagos aufgewachsen entdeckte sie schon früh ihre Leidenschaft am Singen und so verwundert es nicht, dass sie in einen Gospelchor eintreten wollte, was jedoch zumeist an den Dirigenten scheiterte, denen ihre Stimme, die bisweilen an Macy Gray erinnert, unpassend erschien. Schließlich besuchte sie eine Musikschule, wo sie nicht nur Gesangs- sondern auch Gitarrenstunden belegte.
Nach dem Gewinn diverser Talentwettbewerbe im nigerianischen Radio erhielt sie Angebote für Plattenproduktionen und entschied sich schließlich für den blinden Musiker und Produzenten Cobhams Emmanuel Asuquo, der hierzulande zwar relativ unbekannt ist, in Afrika aber schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Er produzierte nicht nur ihr Debütalbum, sondern beteiligte sich auch am Songwriting.
Zurück in Paris, musizierte sie zusammen mit Tony Allen und Manu Dibango und bestritt das Vorprogramm für Beyoncé und John Legend und fungierte darüber hinaus als Botschafterin für MTV.

Ihr Debütalbum ist eine sehr kurzweilige Angelegenheit geworden, bei der man das Ernsthafte in den Texten der Musik nicht unbedingt anhört. In den meist in luftige Arrangements gekleideten Stücken geht es auch schon mal um den gewaltsamen Alltag in Afrika, wie z.B. in ihrem Hit Fire on the mountain oder um Ignorranz und Gleichgültigkeit. Ansonsten gibt es Anklänge an Bob Marley (Jailer), jede Menge Funk und Soul mit von Asuquo gekonnt gesetzten Beats aber auch klassische Stücke mit Streichorchester. In ihren Texten, die sie zumeist in Englisch vorträgt, baut sie hier und da Passagen in ihrer Muttersprache Yoruba ein und sorgt dadurch zusätzlich für afrikanisches Flair. Somit ist Asa ein rundum gelungenes und jederzeit kurzweiliges Debütalbum geworden, das Lust auf mehr macht.

Montag, 31. März 2008

Terrence Ngassa - Ngassalogy Vol. 1

Terrence Ngassa hat ein Problem, er muss die Qualität der Präsentation seiner kommenden Alben zumindest ein bisschen der Klasse der darauf enthaltenen Musik anpassen. Es ist wirklich erstaunlich, wie man im Jahr 2008 einem Album ein derart schlechtes und unprofessionelles Artwork verpassen kann. Und das ist sicher keine Frage des Geldes, denn jeder Billigsampler vom Mediamarkt-Wühltisch sieht besser aus und selbst ich schieße mit dem Handy bessere Fotos. Wenn man Ngassa dann allerdings live erlebt hat, spielt das Cover keine Rolle mehr. Nach 2 von 3 45-minütigen Sets im Heilbronner Cave 61 bin ich hinter die Bühne und traf auf einen sichtlich überraschten Ngassa. Sehr sympathisch, aber nicht besonders verkaufsfördernd, denn ich war der erste, der an jenem Abend sein Album kaufen wollte. Ich habe ihm dann schließlich dazu geraten, seine CDs doch auf der Bühne anzubieten, damit die Leute auch sehen, dass es etwas zu kaufen gibt, was wohl dann auch tatsächlich geholfen hat.

Der 1974 in Bamenda in Kamerun geborene Musiker erbte die Begabung und die Leidenschaft für die Musik von seinem Vater, der heute noch ein bekannter und beliebter Trompeter in seiner Heimat ist. Schon zu Beginn seines Studiums gründete er mit gleichgesinnten Kommilitonen eine Band. Er studierte zwar zunächst Geschichte, dennoch nahm die Musik einen weitaus wichtigeren Teil seines Lebens ein und so spielte er ausgiebig auf Festivals u.a. auch in Yaounde, der Hauptstadt Kameruns wo er auch mehrfach als bester Trompeter seiner Heimat ausgezeichnet wurde.
Es war der Direktor des örtlichen Goethe Instituts, der ihn förderte und dazu riet, eine deutsche Musikhochschule zu besuchen. Dank eines Stipendiums des DAAD landete er schließlich im Jahr 2000 an der Kölner Musikhochschule. Dort lernte er Theorie und Notenlesen und konnte dies mit den Klängen und Traditionen westafrikanischer Musik kombinieren, was sich schließlich auch in seinen eigenen Kompositionen wiederfindet.

Die an jenem Abend gespielten Stücke finden sich auch zum größten Teil auf seinem ersten Album Ngassalogy Vol. 1, ein Album, das aus 10 Stücken besteht, die Terrence Ngassa alle selbst komponiert hat. Das Stück, das dem Album den Namen gibt, war seine erste Eigenkomposition überhaupt, ein mitreißendes Stück, das frei übersetzt bedeutet, dass man immer erst einmal vor der eigenen Haustüre kehren sollte. Ngassa versteht es aufs Vorzüglichste, Themen aus der Heimat sowohl inhaltlich als auch musikalisch in seine Musik zu integrieren. Das Fundament ist dabei immer der Jazz, jedoch finden sich hier und da auch schon mal Afrobeat oder Highlife Rhythmen. So geht es z.B. in Sok Chen um eine Suppe, die in Kamerun traditionell frisch Verheirateten als Afrodisiakum serviert wird. Solche Stücke spielen auch die Lebensfreude in Ngassas Musik wider, die aber auch ernstere Themen nicht außen vor lässt, so geht es im traurigen Praise for twins um eine Mutter, die ihre neugeborenen Zwillinge aussetzt. Musikalisch umgesetzt mit exzellenten Soli an Trompete von Ngassa selbst und Altsaxofon, u.a. gespielt von Maxim Begun, der auch zum Live Quintett gehört.

Ngassalogy Vol. 1 ist ein ausgezeichnetes Debüt geworden und lässt hoffen, dass noch viele Alben folgen werden, dann aber bitte mit besseren Coverfotos.

(Konnex Records / 2008)

Montag, 17. März 2008

Somi - Red Soil In My Eyes

Die in Illinois geborene Diplomatentochter mit Wurzeln in Uganda und Ruanda erlebte dank der Beschäftigung der Eltern bei der WHO viele Ortswechsel und lernte somit bereits in jungen Jahren eine breite Palette an Kulturen und Musiktraditionen kennen. Sie lebte in Sambia, Kenia und Tansania und feierte erste Erfolge am African Globe Theater, ehe sie nach New York zog um u.a mit Roy Hargrove oder Lionel Loueke zu arbeiten. Sie nahm am Projekt "HipHop for Respect" teil und engagierte sich somit gegen die Brutalität amerikanischer Polizisten. Dank dieses Engagements verschaffte sie sich eine größere Aufmerksamkeit als Sängerin und stand u.a bei einer Neujahrsfeier des Blue Note Jazz Clubs zusammen mit Cassandra Wilson auf der Bühne und ging auf eine Konzerttour, die sie durch 15 afrikanische Länder führte. Ganz nebenbei schloss sie auch noch ein Kunststudium ab. Im Jahr 2003 erschien schließlich ihr Debütalbum Eternal Motive.

Ihre Musik bezeichnet sie selbst als "Holistic New African Soul-Jazz", und wenn man sich ihr aktuelles und zweites Album Red soil in my eyes anhört wird man feststellen, dass diese Beschreibung sehr treffend ist. Dabei überzeugt sie nicht nur mit ihrer facettenreichen Stimme sondern auch mit der musikalischen Umsetzung basierend auf Jazz kombiniert mit jeder Menge Soul. Mit Ausnahme von eine paar Percussion verzichtet sie zwar auf den Einsatz traditioneller Instrumente, dennoch verfügt das Album über jede Menge afrikanischem Kolorit. Am Anfang steht das eingängige Ingele, das mit seiner einprägsamen Melodie durchaus Popqualitäten besitzt. Das balladeske Circles überzeugt dagegen mit wundersamen Chorgesang während Quietly durch den Einsatz von Streichern orientalisches Flair verbreitet. Das atmosphärische Titelstück beschreibt die Schönheit ihrer eigentlichen Heimat in Ostafrika, den Nil, die grünen Savannen und natürlich die rote Erde aber auch den Schmerz über die Geschehnisse in der jüngeren Vergangenheit. Ein weiteres Highlight ist das Zentral gelegene African Lady, ein Afrobeat Stück, das im Refrain ausgerechnet Fela Kutis Lady zitiert, einem Stück, das u.a. dafür verantwortlich ist, das Fela des öfteren ein Machoimage und Chauvinismus vorgeworfen wurde. Ohne an dieser Stelle genauer auf die Vorlage einzugehen, führt Somi den Text auf ihre ganz eigene Art und Weise weiter, indem sie die afrikanischen Männer dazu auffordert, ihre Frauen gefälligst auch wie Ladys bzw. Königinnen zu behandeln.
Ganz am Ende des Albums steht schließlich das gespenstische Remembrance, ein musikalisches Mahnmal, das den Völkermord in Ruanda zum Thema hat und sowohl den Opfern als auch den Überlebenden gewidmet ist.

Auf die Frage, was für sie, die viel herumgekommen ist, eigentlich Heimat ist, antwortete Somi weise: "Ich gehe nach Hause, wenn ich singe.". Bleibt zu hoffen, dass Somi noch sehr oft nach Hause gehen wird, denn Red soil in my eyes ist ein exzellentes Album geworden.

(World Village / 2007)