Freitag, 15. Mai 2009

Victor Olaiya's All Stars Soul International

"They thought I moved Highlife music out of the ordinary. Then, it was believed that my Highlife was a little bit out of this world, beyond explanation. This was why Alhaji Alade Odunewu of the Daily Times styled me The Evil Genius of Highlife."
(Victor Olaiya)


Im Gegensatz zu den bisherigen Afro-Veröffentlichungen auf Vampisoul handelt es sich bei diesem Album nicht um eine Anthologie oder Kompilation sondern um ein reguläres Album, das ca. 1970 in Nigeria veröffentlicht wurde. Ganz sicher ist man sich da im Hause Vampisoul aber nicht, wie der Begleittext verrät. Verraten wird auch, wie die Linernotes zustande gekommen sind: anhand von Literatur und Internetrecherche. Um mehr über diese Veröffentlichung zu erfahren, müsste man sich wohl am Besten vor Ort begeben und mit Zeitzeugen und Olaiya selbst sprechen. Diesen Aufwand, bei Analog Africa und Soundway gang und gäbe, betrieb man hier jedoch nicht. Und so erfährt man auch nichts über die beteiligten Musiker oder wer die jeweiligen Stücke singt. Vom Klang her ist das Album allerdings besser als die zeitgleich veröffentlichte Fred Fisher Anthologie, was doch ein bisschen verwundert, immerhin sind die Aufnahmen deutlich älter.

Die musikalische Karriere Victor Olaiyas beginnt in den 50er Jahren. Im Jahr 1954 gründete er seine erste Band The Cool Cats quasi als Konkurrenz zum damals sehr erfolgreichen Ghanaer E. T. Mensah. Und obwohl Kritiker die Band zeitweise spöttisch als The Copy Cats bezeichneten, war sie doch auch eine Talentschmiede, bei der u.a. Sunny Ade, Tony Allen und Fela Kuti ihre ersten musikalischen Gehversuche machten. Olaiya gilt als eines der Urgesteine moderner nigerianischer Musik, dennoch hält sich sein Bekanntheitsgrad außerhalb der Heimat stark in Grenzen.
Nachdem 1968 James Brown Nigeria eine Besuch abstattete erweiterte auch Olaiya sein Spektrum um Funk und Soul und nannte seine Band fortan All Stars Soul International. Das vorliegende Album, das nach dem Biafra Krieg veröffentlicht wurde, ist ein beeindruckendes Dokument jener Phase, das klassische Highlife Musik mit brodelndem Funk und Soul kombinierte, was gleich zu Beginn mit dem Doppelpack Let Yourself Go / There Was A Time besonders gut zur Geltung kommt. Die Anlehnung an James Brown ist vor allem dank des Sängers, der hier um sein Leben zu singen scheint, unüberhörbar. James Brown wird aber auch durch zwei Coverversionen gewürdigt, zum einen Cold Sweat und zum anderen Mother Popcorn, welches am Ende des Album aber leider nur noch angedeutet wird. Dazwischen gibt es aber auch klassichen Highlife wie New Nigeria, welches sich mit seiner lieblichen Melodie dem Ende des Biafra Krieges widmet und auf eine friedliche Zukunft hofft. Im Text stellt sich Olaiya dabei direkt auf die Seite des Generals Gowon, dem damaligen Staatschef.

Victor Olaiya's All Stars Soul International ist leider nur ein kurzes Vergnügen, die insgesamt 12 Stücke, die allesamt miteinander verwoben sind, so dass keine Pausen enstehen, bringen es auf gerade mal 32 Minuten. Der Qualität tut dies natürlich keinen Abbruch und es bleibt zu hoffen, dass dies nicht der letzte Reissue ist.

(VampiSoul / 2009)

Montag, 11. Mai 2009

Fred Fisher Atalobhor - African Carnival

Wer ist Fred Fisher Atalobhor? Viele Informationen findet man nicht, wenn man diesen Namen bei Google eingibt. Genau genommen führen so gut wie alle Suchergebnisse zu dieser Vampisoul Veröffentlichung und damit wären wir schon beim ersten Kritikpunkt: auch die Linernotes dieser Anthologie verraten nicht übermäßig viel über diesen nigerianischen Musiker, der wohl hauptsächlich in den 1970er und 1980er Jahren aktiv war. African Carnival umfasst 4 Alben, die in den Jahren 1979 bis 1990 veröffentlicht wurden, wobei ich mir bei den angegeben Jahreszahlen nicht sicher bin, ob diese tatsächlich stimmen. Zumindest stehen sie im Widerspruch zur kurzen Biographie von Samuel Kayode. Über die Quellen der Aufnahmen erfährt man nichts, kann aber beim Hören erahnen, dass hier wohl von bereits stark abgenutztem Vinyl überspielt wurde. Eine Aufbereitung der Aufnahmen hat vermutlich nicht stattgefunden, oder wie ist sonst zu erklären, dass die Alben der Konkurrenz wie Soundway oder Analog Africa so viel besser klingen? An manchen Stellen leiert und knackt es so stark, dass der Hörgenuss durchaus darunter leidet. Mehr Sorgfalt wäre hier einmal mehr durchaus angebracht gewesen. Das gilt auch für die Gestaltung des Booklets, das man hier gleich ganz weggelassen hat. Zumindest Abbildungen der Original LPs hätten doch drin sein müssen.

Wie bereits erwähnt, umfasst African Carnival 4 LPs, ob diese hier vollständig vorhanden sind, kann ich nicht sagen, es wäre aber durchasu möglich, da jede dieser LPs hier mit ca. 40 Minuten abgedeckt wird. Dabei überzeugt mich vor allem die erste LP Say The Truth aus dem Jahr 1979, die mit einer Mischung aus Reggae und Afrobeat zu überzeugen weiß. Das darauffolgende Album No Way ist dagegen deutlich von der damaligen Discowelle beeinflusst, die offensichtlich auch an Lagos nicht spurlos vorbei ging. Dabei ist die nigerianische Variante nicht ohne Reiz, wenngleich Say The Truth hier das deutlich bessere Album ist. Wahala Dey For Town aus dem Jahr 1988 ist das schwächste der hier vertretenen Alben, allerdings ist hier mit dem superbem Mercenary Go, Mercenary Come einer der stärksten Songs dieser Kompilation vertreten. Ganz am Ende kommt dann mit Ogiza das beste Album, aber leider das vom Sound her schlechteste. Knacken und Kratzen der Vinylvorlage sind deutlich zu hören und daneben erzeugt ein Leiern vor allem bei den Keyboards in Cry For Peace einen psychedelischen Effekt, der so sicher nicht gedacht war. Musikalisch geht es hier am deutlichsten in Richtung Afrobeat, und Fisher musste sich vor Fela, für den er auch schon mal das Vorprogramm bestritt, zu jener Zeit nicht verstecken. Ausgerechnet an Fela verlor er damals auch seinen großartigen Gitarristen Bob Ohiri, was gleichzeitig auch das Ende seiner Band bedeutete. Heute ist Fisher vor allem als Sessionmusiker tätig und arbeitet in Nigeria wohl mit unterschiedlichen Bands zusammen.

African Carnival kommt sowohl als randvolle Doppel CD als auch als Doppel LP, bei der man aber gleich 10(!) Tracks weggelassen hat (u.a. das großartige Mercenary Go, Mercenary Come). An ein 4LP Set, das für eine komplette Edition wohl mindestens notwendig gewsesen wäre, hat man sich vermutlich aus Kostengründen nicht herangewagt. Allerdings hatte ich auch auf CD 2 hier und das das Gefühl, dass manche Tracks aus Platzgründen vorzeitig ausgeblendet wurden. Möglicherweise ist dieser Verdacht unbegründet, eine Vergleichsmöglichkeit habe ich freilich nicht. Nichtsdestotrotz ist auch African Carnival leider nur eine sehr zwiespältige Angelegenheit geworden. Auf der einen Seite großartige Musik die auch sehr schön verpackt wurde, aber auf der anderen Seite eben erneut Schlamperei bei der Überspielung und auch was die Linernotes angeht, erwarte ich bei solchen Veröffentlichungen einfach mehr. Dank fehlender Alternativen bzgl. Fred Fisher Atalobhor handelt es sich hier natürlich dennoch um eine Empfehlung.

(VampiSoul / 2009)