Mittwoch, 24. März 2010

Ali Farka Toure & Toumani Diabate - Ali & Toumani

"Et voilà" hört man Ali Farka Toure am Ende sagen und was auf den ersten Blick vielleicht nur so dahergesagt wirkt, lässt einem tatsächlch einen Gänseschauer über den Rücken jagen. "Et voilà, das war's", Toure wusste, dass er nicht mehr lange leben würde und dass dies seine letzten Aufnahmen sein werden. Und so schließt dieses "Et voilà" auch das Kapitel eines der größten Musiker Afrikas wenn nicht der Welt. Einem Musiker, der sich nicht verbiegen ließ, dem zuviel Erfolg suspekt erschien sich zurückzog um hauptsächlich als Landwirt aktiv zu sein und der Ende der 90er Jahre ein ganzes Aufnahmestudio nach Niafunke bringen ließ, um ein weiteres Album aufzunehmen. 2005 erschien schließlich die erste Zusammenarbeit mit Toumani Diabate, das im Mandé Hotel in Bamako aufgenommene und mit dem Grammy ausgezeichnete Album In The Heart Of The Moon. Während einer kurzen Europa Tour entstanden die Aufnahmen zu einem weiteren gemeinsamen Album. Toure war zu diesem Zeitpunkt von seiner Krebserkrankung schon schwer gezeichnet und litt während der Aufnahmen nicht selten unter Schmerzatacken, was ihn aber nicht davon abhielt, weiterzumachen. Er wollte dieses Album unbedingt fertigstellen. Dass es nun 4 Jahre gedauert hat, bis diese definitiv letzten Aufnahmen endlich veröffentlicht wurden, zeigt auch, wie respektvoll World Circuit mit seinem Tod umgegangen ist und dies immer noch tut. Und man darf natürlich Toumani Diabates gleichberechtigten Anteil an diesen beiden Alben nicht vergessen.

Im Grunde gibt es zu diesem Album doch gar nicht viel zu sagen. Wer In The Heart Of The Moon liebt, kommt an diesem Album unmöglich vorbei. Und es stellt sich natürlich die Frage, wie man In The Heart Of The Moon denn nicht lieben kann, diese Verschmelzung aus Diabates perlenden Koraklängen und Toures schroffen Gitarrenfiguren. "The most beautiful music on earth" behauptete damals das britische Mojo und was soll ich sagen, sie hatten recht. Es fällt tatsächlich schwer, die Schönheit dieser Musik in Worte zu fassen, diese meist ruhig dahinfließende und vor Melodienreichtum nur so strotzende Musik, gespielt von zwei Musikern, die sich trotz oder gerade wegen ihrer unterschiedichen Herkunft blind zu verstehen schienen. Und das hört man schon beim Eröffnungsstück Ruby, das Toure spontan nach Nick Golds Tochter benannt hat als er es ihnen vorpsielte. Es ist eines dieser hypnotisierenden Stücke, die einen vor Ehrfurcht erstarren lassen und bei denen man sich nicht traut, sich auch nur zu bewegen, nur um diesen magischen Moment nicht zu stören. Auf zwei Stücken sang Ali auch noch einmal. Da wäre zum einen das afro-karibisches Flair verbreitende Sabu Yekoy, das er schon in den 60er Jahren spielte und bei dem er u.a. von seinem Sohn Vieux Farka Toure an den Kongas begleitet wurde. Zum Anderen wäre da noch Sina Mory, das ihn Mitte der 50er Jahre zur Musik brachte. Es war Nick Gold, der ihn immer wieder fragte, welches Stück ihn als ersten zum Gitarrespielen inspirierte, doch erst kurz vor seinem Tod erinnerte sich Toure an dieses Stück. Und auch die restlichen Instrumentalstücke haben nichts von der Klasse eines In The Heart Of The Moon eingebüßt.

Hörte man seinem letzten Soloalbum Savane noch den Kampf gegen den Tod an, so klingt Ali & Toumani nach jemanden, der mit sich im Reinen ist. Ein würdevoller Abschied!


PS

Neben dem Album gibt es noch zwei weitere Stücke. Da wäre zum Einen Kenouna, ein bluesiges Stück mit Gesang, das World Circuit zum kostenlosen Donwload anbietet und zum Anderen Kala Djula, ein weiteres Instrumentalstück, das als Bonus der iTunes Version zur Verfügung gestellt wurde, das aber auch einzeln erhältlich ist.

(World Circuit / 2010)

Dienstag, 16. März 2010

Salif Keïta - La Différence

"I'm Black/ My skin is white. And I like this. It's difference that makes it beautiful/ I'm White/ My blood is black/ And I love this" singt Salif Keit im Titelstück seines neuen Albums. Das mag auf den ersten Blick etwas plakativ daherkommen, fasst aber im Grunde die Thematik des Albums und Keïtas damit verbundenes Anliegen sehr gut zusammen. Salif Keïta ist Albino, eine Laune der Natur, die ausgrechnet in Afrika besonders häufig vorkommt, denn dort haben es Albinos meist doppelt schwer: zum Einen wegen dem Klima und zum Anderen, was viel schwerwiegender ist, wegen gesellschaftlicher Ausgrenzung und Aberglaube, was dazu führt, dass Albinos wahlweise als Glücks- oder Unglücksbringer angesehen werden und sie in manchen Regionen regelrecht gejagt werden. Um dem entgegen zu wirken, hat Salif Keïta vor Jahren die Organisation Global Foundation gegründet, der auch der gesamte Erlös des Albums zugute kommt.

La Différence besteht sowohl aus neuen als auch aus alten Stücken, die speziell für dieses Album neu eingespielt wurden. Der bereits auf Moffou eingeschlagene Weg zurück zu traditionelleren Klängen wird hier fortgesetzt und hier und das um einige orientalische Elemente erweitert. So wird das ruhig dahinfließende Gaffou durch eine Oud verfeinert und Keïta selbst bezeichnete sich in einem Interview unlängst als großen Verehrer arabischer Musik. Es befinden sich auf dem Album aber auch andere unerwartete Kollaborationen. So wirkt auf der Neueinspielung von Folon der amerikanische Jazzmusiker Bill Frisell mit, der das Stück mit seinem superben Gitarrenspiel noch ergreifender wirken lässt, als dies die Originalversion aus dem Jahr 1995 schon tat. Folon ist nach eigener Aussage ein sehr wichtiges Stück für Salif Keïta, denn es entstand zu einer Zeit des politischen Umbruchs in Mali nämlich dem Ende von Moussa Traorés Diktatur. Das eingangs erwähnte Titelstück ist dagegen typischer mit Frauenchören und eingängiger Melodie ausgestatteter Mandingpop und mit seinem alten Weggefährten Kante Manfila, mit dem er seit seinen Zeiten bei den Ambassadeurs immer wieder zusammenarbeitet, spielte er das Stück Seydou neu ein, das zu Ambassadeurs Zeiten noch Seydou Bathily hieß und 1995 für das Album Folon schon mal neu eingespielt wurde. Eine weitere Neueinspielugn ist das Titelstück des Albums Papa, dessen Intensität hier durch das Hinzunehmen eines Cellos noch vertärkt wird. Ebenfalls erwähnenswert ist der Auftritt des libanesichen Trompeters Ibrahim Maalouf, der durch sein eher zurückhaltendes Spiel dem Stück Samiga eine spezielle Note verleiht.

Mit La Différence setzt Salif Keïta den auf Moffou eingeschlagenen musikalischen Weg konsequent fort ohne dabei die Experimentierfreudigkeit aus den Augen zu verlieren. Ursprünglich waren sogar zwei neue Alben geplant, aus Zeitgründen und der Sache wegen wurde jedoch erst einmal dieses Album veröffentlicht. Musikalisch hat es seinen Zweck und die Erwartungen mehr als erfüllt, bleibt also zu hoffen, dass sich der Erfolg auch auf den Einsatz für Albinos überträgt.

Dienstag, 9. März 2010

Justin Adams & Juldeh Camara - The Trance Sessions

Ein Nachschlag zum letztjährigen phänomenalen Tell No Lies Album. Wobei diese EP mit einer Gesamtlänge von ca. 36 Minuten fast schon als Album durchgeht. Darauf enthalten sind jedoch nur 3 Stücke, von denen man 2 bereits vom Album kennt. Hier ist jedoch alles länger, hypnotischer und von der Spieldauer her eben auch "afrikanischer", wie es so schön auf der Hülle steht: No 3.30s here. Und so lässt sich Sahara als Deep Sahara beinahe 15 Minuten Zeit und setzt dabei verstärkt auf eine Rhythmik, die Camaras Ritti und Adams' punkiges Gitarrenriff in einem noch helleren Glanz erscheinen lässt. Am Ende legt Camara die Ritti dann zu Seite und trommelt noch ein bisschen auf der Tama. Alles improvisiert und in One Takes live im Studio eingespielt. Man wollte die Atmosphäre der Livekonzerte ins Studio übertragen und schließlich auf einen Tonträger bannen. Und das ist ausgesprochen gut gelungen, denn obwohl die 3 Stücke nicht nur lang sondern beim ersten Hören auch eher monoton geraten sind, kommt hier zu keiner Zeit Langeweile auf.

(Real World Records / 2010)

Mittwoch, 3. März 2010

African Spacecraft 2

Sendetermin: 02.03.2010

Playlist:

01 Kandia Kouyate – San Barana
02 Extra Golden – Piny Yore Yore
03 Guelewar – Warteef Jiiggen
04 Youssou N'Dour – I bring what I love
05 Étoile De Dakar - Thiely
06 Tommy T feat. Gigi - Response
07 Gigi – Gud Fella
08 Bibi Tanga & The Selenites – Bê Africa
09 Keziah Jones – African Spacecraft