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Dienstag, 1. November 2011

African Spacecraft 25: New Ancient Strings

Sendetermin: 01.11.2011 22:00 Uhr

Playlist:

01 3MA - Taxi Brousse
02 Toumani Diabate -  Si naani
03 Filifin - Siran
04 Dawda Jobarteh - Dinding Do
05 Sona Jobarteh - Fasiya
06 Majid Bekkas - Louhid
07 3MA - Awal   
08 Bassekou Kouyate & Ngoni Ba - Segu Blue

Dienstag, 11. Oktober 2011

Fatoumata Diawara - Fatou

Schon vor einigen Jahren entdeckte ich Fatoumata Diawaras MySpace-Seite und die darauf vorgestellten Songs begeisterten mich so sehr, dass ich mir am liebsten sofort all ihre Alben gekauft hätte, wenn es nur welche gegeben hätte.
Geboren wurde die Malierin 1982 in Côte d'Ivoire ihre eigentliche Heimat ist aber die Wassoulou Region in Mali. Im Alter von 18 Jahren zog sie nach Frankreich um dort zunächst als Schauspielerin zu arbeiten. Mitte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend widmete sie sich verstärkt der Musik und und wirkte 2007 auf Dee Dee Bridgewaters Red Earth Album mit. 2010 sang sie beim AfroCubism Projekt bei 2 Stücken im Chor und ein Duett mit Dobet Gnahore auf deren letztem Album. In diesem Jahr sang sie mit dem legendären Orchestre Poly Rythmo ein Stück auf deren Comback Album Cotonou Club und vor kurzem erschien nun also auf World Circuit endlich das lange ersehnte Debütalbum Fatou. Und das Warten soll nicht umsonst gewesen sein. Musikalisch bietet das Album eine traditionelle Wassoulou Musik im modernen Singer/Songwriter Gewand, die hier und da an Labelkollegin Oumou Sangare erinnert und dabei eingängiger aber nicht minder aufregend ist. Im Stück Makoun Oumoun singt sie gar ein Loblied auf ihre Landsfrau, der sie im Grunde gar nicht so unähnlich ist, auch wenn sie im Song davon singt, dass sie nicht immer so mutig war wie Sangare.
Die Umsetzung des Albums ist meist zurückhaltend, ganz auf Diawaras wunderbare und niemals aufdringliche Stimme ausgerichtet. Sie selbst begleitet sich auf der Akustikgitarre, was alleine schon ausgesprochen gut funktioniert, wie man im großartigen Alama hören kann. In anderen Stücken setzt Moh Kouyate feine Licks auf der E-Gitarre und hier und das gesellen sich eine Ngoni oder eine Kamelen Ngoni, die alte Jägerharfe, dazu während den Rhythmus meist dezent gespielte Percussion besorgen. Die Ausnahme ist hier das Stück Mousso, bei dem Labelkollege Tony Allen mit seinem typischen Doppelschlag für eine leichte Afrobeat Atmosphäre sorgt. Auf Wililé dagegen setzt ein weiterer Labelkollege, nämlich Toumani Diabtate mit seiner Kora Akzente. Gleichermaßen erstaunlich wie erfreulich ist die Fülle an memorablen und gleichzeitig eingängigen Melodien, die dem gesamten Album ein gewisses Popflair verpassen, aber dennoch genügend Ecken und Kanten vorzuweisen haben, um auf Dauer zu bestehen und somit für ein mehr als gelungenes, ja sogar ausgezeichnetes  Debüt sorgen.

(World Circuit / 2011)

Freitag, 31. Dezember 2010

African Spacecraft 11: Desert Blues and Beyond

Sendetermin: 30.12.2010

Playlist:

01 Rokia Traoré - Dounia
02 Salif Keita - Ana Na Ming
03 Habib Koité & Bamada - Foro Bana
04 Vieux Farka Toure - Diaraby Magni
05 Terakaft - Ténéré Wer Tat Zinchegh
06 Idrissa Soumaoro & Ali Farka Toure - Bérébéré
07 Ali Farka Toure & Taj Mahal - Roucky
08 Taj Mahal & Toumani Diabate - Guede Man Na
09 Rokia Traoré - The man I love

Donnerstag, 21. Oktober 2010

AfroCubism

 Im Grunde ist AfroCubism das, was Nick Gold bereits 1997 vorhatte. Schon damals wollte er Musiker aus Kuba und Mali zusammenbringen, was jedoch daran scheiterte, dass die Musiker aus Mali keine Einreisegenehmigung für Kuba bekamen. So entstand der Buena Vista Social Club, der Rest ist Geschichte.
13 Jahre später wurde nun das umgesetzt, was urspünglich einmal geplant war und die Besetzungsliste könnte hochkarätiger nicht sein, zumindest was den Anteil aus Mali angeht. Da wären u.a. Toumani Diabaté an der Kora, Bassekou Kouyate an Ngoni und Ngoni Ba, Lassana Diabate am Balafon, Djelimady Tounkara an der Gitarre und schließlich Sänger Kasse Mady Diabate. Die kubanische Seite ist vor allem durch Sänger und Gitarrist Eliades Ochoa vertreten. Zusammen mit Kasse Mady Diabate singt er das Stück Al vaiven de mi carreta , ein bekanntes kubanisches Guajira Stück, das als erstes für das Album eingespielt wurde und somit auch als Initialstück dient und auch die Verbindung zwischen Kuba und Mali aufzeigt, denn Kasse Mady Diabate sang in den 1970er Jahren bei National Badema, einer Band, deren Mitglieder zuvor einige Jahre in Kuba verbachten.
Bassekou Kouyate und Djelimady Tounkara gehören zu den Musikern, die schon 1997 hätten mit dabei sein sollen. Ihr großartiges Zusammenspiel ist sicher eines der herausragenden Elemente dieses Albums, was man sehr gut im Stück Karamo nachhören kann. Ebenfalls unverzichtbar auf diesem Album ist selbstverständlich Toumani Diabate und dessen Koraspiel. Jarabi, ein bekanntes Griot Stück aus der Manding Tradition ist eines der Highlights auf diesem Album. Toumani Diabate spielte dieses Stück schon für sein Debütalbum Kaira als Solostück ein, hier wird es um kubanische Rhythmen und vor allem Kasse Madys Gesang erweitert. Das gilt auch für Mariama, ebenfalls ein altes Stück aus Mali, bei dem aber Bassekou Kouyates Ngoni und Eliades Ochoas Gitarre im Vordergrund stehen. Ein weiteres Griot Stück, unter das kubanische Rhythmen gelegt wurden, ist Kasse Madys Benséma, bei dem auch einmal mehr Toumani Diabate mit perlenden Koraklängen zu überzeugen weiß. Ganz am Ende gibt es dann tatsächlich noch Guantanamera hier als Trio bestehend aus Ngoni, Kora und Gitarre. Die bekannte und allzu offensichtliche Melodie steht hier aber mehr im Hintergrund, was allerdings durchaus angenehm ist und dieses durch und durch großartige Album somit nicht besser beschließen könnte.

(World Circuit / 2010)

Mittwoch, 24. März 2010

Ali Farka Toure & Toumani Diabate - Ali & Toumani

"Et voilà" hört man Ali Farka Toure am Ende sagen und was auf den ersten Blick vielleicht nur so dahergesagt wirkt, lässt einem tatsächlch einen Gänseschauer über den Rücken jagen. "Et voilà, das war's", Toure wusste, dass er nicht mehr lange leben würde und dass dies seine letzten Aufnahmen sein werden. Und so schließt dieses "Et voilà" auch das Kapitel eines der größten Musiker Afrikas wenn nicht der Welt. Einem Musiker, der sich nicht verbiegen ließ, dem zuviel Erfolg suspekt erschien sich zurückzog um hauptsächlich als Landwirt aktiv zu sein und der Ende der 90er Jahre ein ganzes Aufnahmestudio nach Niafunke bringen ließ, um ein weiteres Album aufzunehmen. 2005 erschien schließlich die erste Zusammenarbeit mit Toumani Diabate, das im Mandé Hotel in Bamako aufgenommene und mit dem Grammy ausgezeichnete Album In The Heart Of The Moon. Während einer kurzen Europa Tour entstanden die Aufnahmen zu einem weiteren gemeinsamen Album. Toure war zu diesem Zeitpunkt von seiner Krebserkrankung schon schwer gezeichnet und litt während der Aufnahmen nicht selten unter Schmerzatacken, was ihn aber nicht davon abhielt, weiterzumachen. Er wollte dieses Album unbedingt fertigstellen. Dass es nun 4 Jahre gedauert hat, bis diese definitiv letzten Aufnahmen endlich veröffentlicht wurden, zeigt auch, wie respektvoll World Circuit mit seinem Tod umgegangen ist und dies immer noch tut. Und man darf natürlich Toumani Diabates gleichberechtigten Anteil an diesen beiden Alben nicht vergessen.

Im Grunde gibt es zu diesem Album doch gar nicht viel zu sagen. Wer In The Heart Of The Moon liebt, kommt an diesem Album unmöglich vorbei. Und es stellt sich natürlich die Frage, wie man In The Heart Of The Moon denn nicht lieben kann, diese Verschmelzung aus Diabates perlenden Koraklängen und Toures schroffen Gitarrenfiguren. "The most beautiful music on earth" behauptete damals das britische Mojo und was soll ich sagen, sie hatten recht. Es fällt tatsächlich schwer, die Schönheit dieser Musik in Worte zu fassen, diese meist ruhig dahinfließende und vor Melodienreichtum nur so strotzende Musik, gespielt von zwei Musikern, die sich trotz oder gerade wegen ihrer unterschiedichen Herkunft blind zu verstehen schienen. Und das hört man schon beim Eröffnungsstück Ruby, das Toure spontan nach Nick Golds Tochter benannt hat als er es ihnen vorpsielte. Es ist eines dieser hypnotisierenden Stücke, die einen vor Ehrfurcht erstarren lassen und bei denen man sich nicht traut, sich auch nur zu bewegen, nur um diesen magischen Moment nicht zu stören. Auf zwei Stücken sang Ali auch noch einmal. Da wäre zum einen das afro-karibisches Flair verbreitende Sabu Yekoy, das er schon in den 60er Jahren spielte und bei dem er u.a. von seinem Sohn Vieux Farka Toure an den Kongas begleitet wurde. Zum Anderen wäre da noch Sina Mory, das ihn Mitte der 50er Jahre zur Musik brachte. Es war Nick Gold, der ihn immer wieder fragte, welches Stück ihn als ersten zum Gitarrespielen inspirierte, doch erst kurz vor seinem Tod erinnerte sich Toure an dieses Stück. Und auch die restlichen Instrumentalstücke haben nichts von der Klasse eines In The Heart Of The Moon eingebüßt.

Hörte man seinem letzten Soloalbum Savane noch den Kampf gegen den Tod an, so klingt Ali & Toumani nach jemanden, der mit sich im Reinen ist. Ein würdevoller Abschied!


PS

Neben dem Album gibt es noch zwei weitere Stücke. Da wäre zum Einen Kenouna, ein bluesiges Stück mit Gesang, das World Circuit zum kostenlosen Donwload anbietet und zum Anderen Kala Djula, ein weiteres Instrumentalstück, das als Bonus der iTunes Version zur Verfügung gestellt wurde, das aber auch einzeln erhältlich ist.

(World Circuit / 2010)

Montag, 15. Februar 2010

Kassé Mady Diabaté - Manden Djeli Kan

Pech für Kassé Mady Diabaté, in Frankreich erschien das Album bereits im Herbst 2008, hierzulande aber erst im Frühjahr 2009. Somit taucht das Album in keiner Endjahresliste auf, obwohl es das mehr als verdient hätte. Wenngleich ich gestehen muss, dass es mich zunächst einmal fast ein bisschen enttäuscht hat. Eigentlich völlig unverständlich, denn Diabaté bietet auf seinem vermutlich 4. internationalen Album durchweg hochkarätige Songs und bewegt sich dabei sehr geschickt ziwschen Moderne und Manding Tradition. Obwohl er in seiner Heimat Mali ein Star ist, ist er international kaum bekannt. Allerdings hat er ebi einigen namhaften Projekten mitgewirkt. So singt er unter anderem für Toumani Diabaté's Symmetric Orchestra und wirkte auch auf dessen Kollaboration mit Taj Mahal Kulanjan mit. Des Weiteren arbeitete er mit Dee Dee Bridgewater auf deren Red Earth Album und mit seinem Landsmann Cheick Tidiane Seck.

Geboren wurde Diabaté 1949 in Kéla und ist Mitglied einer der größten Griot Familien in Westafrika. Im Alter von 20 Jahren wurde er bereits zu einer lokalen Berühmtheit in Kangaba, der alten Mandingo Hauptstadt. Der Gouverneur der Kangaba Bezirks gründete zu jener Zeit ein Orchester und bot Diabaté die Stelle des Sängers an. Dies war das erste mal, dass Diabaté mit eletrischer Musik in Berührung kam. 1972 schließlich wurde er vom Jugendministerium des sozialistischen Mali als Sänger des Badema National Orchestra verpflichtet. Fortan führte er ein zweigleisige Karriere, zum einen als Griot für die Oberschicht und zum anderen quasi als Popsänger in den Clubs der Hauptstadt Bamako. Und beides findet sich auch auf Manden Djeli Kan, das übersetzt etwa bedeutet, "Die Stimme des Manding Griot". Einem traditionellen Stück wie Kalou Man Kene folgt hier das ungemein poppige und mit einer unwiderstehlichen Melodie ausgestatte Kaninba. Unterstützt wird er dabei von großartigen Musikern wie Djelimady Tounkara, der schon bei der Rail Band Gitarre spielte und natürlich von den obligatorischen Frauenchören, wie man sie auch von Salif Keita kennt. Von der Umsetzung her ist Manden Djeli Kan durchaus vergleichbar mit Keitas letzten Alben jedoch auch mit einer ganz eigenen Note versehen. Ein weiterer Höhepunkt dieses an Höhepunkten nicht armen Albums ist das reduzierte, lediglich mit zwei Koras und zusammen mit Toumani Diabaté eingespielte Nankoumandjian, das den Sprung in etwas bluesigere Gefilde wagt und eine weitere Nuance auf einem abwechslungsreichen aber dennoch homogen wirkenden Album ist.

Schon erstaunlich, wie sich aus einem vermeintlich unscheinbaren Album im Lauf der Zeit doch noch ein kleines Meisterwerk entwickelt.Es zeigt aber, dass es manchmal nicht verkehrt ist, einem Album ein paar Chancen mehr zu geben. In diesem Fall hat es sich mehr als gelohnt.

(Wrasse Records / 2009)

Montag, 10. März 2008

Toumani Diabaté - The Mandé Variations

Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wieviel Afrika und im speziellen Falle Mali in einem Album stecken kann, muss man sich nur dieses neue Werk von Toumani Diabaté anhören. Mehr geht nicht, und verrückterweise schafft er das mit einem einzigen Instrument, nämlich der Kora, dem sogenannten Königsinstrument in Westafrika. Nach diversen Zusammenarbeiten mit Musikern wie z.B. Roswell Rudd, Taj Mahal, Ali Farka Touré oder auch seinem Symmetric Orchestra ist dieses neue Album wieder ein Solowerk, sein zweites und ganz im Stil seines 1987 erschienen Debüts Kaira.

Auch The Mandé Variations wurde quasi live im Studio eingespielt und nicht nachträglich mit Overdubs versehen. Nicht umsonst gilt Diabaté als weltbester Koraspieler und einmal mehr verzaubert er durch sein Spiel, bei dem man immer wieder überrascht feststellen muss, dass hier tatsächlich nur ein Musiker am Werk ist obwohl es nach zwei oder gar drei Koras klingt. Neben der klassischen Kora spielt Diabaté die Hälfte der Stücke mit der ägyptisch gestimmten "Machine Head" Kora, die zusätzlich orientalisches Flair mit einbringt, was auch gleich beim ersten Stück Si Naani zu hören ist, welches dem früheren malischen Außenminister und Diabaté Fan Moctar Ouane gewidmet ist. Die Eigenkomposition basiert auf 2 unterschiedlichen Stücken aus unterschiedliche Regionen Malis. So ist der erste Teil eine Variation eines alten Liebesliedes der Griottradition aus dem Nordwesten Malis während der zweite Teil auf einem einem Griotstück der Fula aus Zentralmali basiert. Schon dieses eine Stück reicht völlig aus, um sich von Diabatés Koraspiel vereinnahmen zu lassen, das einmal mehr dahingehend beeindruckt, dass ein einziger Musiker hier Melodie, Begleitung und Bass gleichzeitig und mit nahezu selbstverständlicher Leichtigkeit spielt und für einen erdigen und natürlichen Klang sorgt. Eine weitere Eigenkomposition Elyne Road ist erstaunlicherweise von UB 40s Kingston Twon inspiriert, was man ohne den Hinweis im Booklet wohl nur schwer erkennen würde. Tatsächlich hat er dieses Stück erstmals in den späten 80ern in London gehört, wo es in an eine Bamana Redensart erinnerte. Das Stück ist nach der Straße in London benannt, in der er das Stück erstmals für Nick Golds Eltern spielte. Eine weitere Demonstration seiner unvergleichlichen Klasse ist Ali Farka Toure, ein musikalischer Nachruf an den vor zwei Jahren verstorbenen Freund und Unterstützer, das im Studio frei improvisiert wurde. Diese Art des Spiels findet sich auch bei El Nabiyouna, einem Stück, das die Grenzen Malis überschreitet und u.a. Flamenco Flair verbreitet. Kaounding Cissoko ist dagegen eine Variation von Alla L'a ke, einem Stück, das er bereits auf dem Debüt gespielt hatte, hier jedoch deutlich schneller und auf eine fast schon "rockende" Art und Weise. Eine weitere Kaira Variation findets sich im abschließenden Cantelowes, eine Variation des Liebesliedes Jarabi und einmal mehr benannt nach einer Straße in London, wo er für einige Zeit lebte und Musiker wie Youssou N'Dour oder Baaba Maal kennenlernte.

The Mandé Variations ist das erwartete sehr spezielle Album geworden, das natürlich auch den größtmöglichen Gegenpol zu Boulevard de l'Independence darstellt, das aber auch zeigt, was für ein vielfältiger Ausnahmemusiker Toumani Diabaté ist.

(World Circuit / 2008)

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Toumani Diabate - Kaira

Toumani Diabate hat hierzulande vor allem durch sein zusammen mit Ali Farka Toure eingespieltes und mit dem Grammy ausgezeichnetes Album In the Heart of the Moon für Aufsehen gesorgt. Neben seiner Arbeit mit seinem Symmetric Orchestra, die letztes Jahr durch die Veröffentlichung des ausgezeichneten Albums Boulevard de l'Independence gekrönt wurde, arbeitete Diabate in der Vergangenheit aber auch mit so unterschiedlichen Kollegen wie Taj Mahal, Roswell Rudd oder seinem Landsmann Bassekou Kouyate zusammen. Sein Debütalbum Kaira, übrigens das erste Kora-Soloalbum der Geschichte, nahm er jedoch 1987 ganz allein an einem einzigen Nachmittag in London auf. Die 5 Stücke sind allesamt live eingespielt und wurden nicht nachträglich mit Overdubs versehen. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, da man zeitweise den Eindruck hat, 2 oder gar 3 Musiker an ihren Koras zu hören. Für einen Virtuosen wie Diabate ist es jedoch kein Problem, gleichzeitig die Bassbegleitung, die Melodie und eine Variation zu spielen. Bereits mit 5 Jahren beginnt Toumani Diabte Kora zu spielen, und da seine Eltern keine Zeit haben, ihm Musikunterricht zu geben, bringt er sich das Spiel vor allem selbst bei und schaut sich aber auch vieles bei seinem Vater Sidiki Diabate ab, der selbst ein weit über die Grenzen Malis hinaus bekannter Koraspieler und Griot war. Im Alter von 13 Jahren schließt er sich einem lokalen und staatlich geförderten Ensemble an und mit 19 tourt er mit der in Mali bekannten Sängerin Kandia Kouyate durch Afrika.
Kaira ist zwar ein Instrumentralalbum, das mit nur einem Instrumnet eingespielt wurde, dennoch kommt zu keiner Zeit Langeweile auf. Und wer bei Kora eher an New Age oder Esotherik denkt, liegt völlig falsch. Die Kora ist zwar eine Stegharfe und klingt der uns bekannten Harfe sicher nicht ganz unähnlich, dennoch ist ihr Klang rauer und weit weniger sanft und Toumani Diabate zeigt durch seine Spielweise auf eindrucksvolle Art, dass sie sich auch als Soloinstrument eignet. Das Titelstück, übrigens eine Komposition seines Vaters, wurde später auf In the Heart of the Moon neu eingespielt. Auch die restlichen Stücke sind keine Eigenkompositionen sondern traditionelle und klassische Korastücke, wie z.B. Tubaka, ein wunderschönes altes Liebeslied.
Ende der 80er Jahre war vor allem Paris die Hochburg des Afropop und der ein oder andere erinnert sich sicher noch an Mory Kantes Yéké Yéké. Im Vergleich dazu fällt Kaira völlig aus dem Rahmen und dürfte somit ein zeitloses Dokument westafrikanischer Musikkultur sein. Zumindest aber ist es ein großartiges und wunderbares Album.

Donnerstag, 27. April 2006

Toumani Diabate's Symmetric Orchestra - Boulevard de l'Independance

Der Zauberer an der Kora aus Mali trat bisher mehr in Kollaborationen mit Künstlern wie seinem Landsmann Ali Farka Toure oder dem Blueser Taj Mahal in Erscheinung. In seinem Symmetric Orchestra übernimmt er neben der musikalischen Leitung natürlich die Kora. In Westafrika gilt die Kora als Königsinstrument. Sie ist eine 21-saitige Stegharfe mit einem gitarrenähnlichen Hals, der mit einer Kalabasse verbunden ist und nur als Befestigung dient. Geübte Koraspieler, und dazu muss man Diabate ohne Zweifel zählen, spielen gleichzeitig die Basslinie, Melodie sowie eine Variation und schlagen manchmal sogar noch den Rhythmus auf der Kalabasse. Hier ist das jedoch nicht notwendig, denn das Orchestra verfügt über eine Reihe von Schlagzeugern und Percussionisten. Darüber hinaus gibt es jede Menge Bläser (unter der Leitung von Funklegende Pee Wee Ellis) und Streicher sowie Chor und Leadsänger, z.T. Mitglieder solch legendärer Bands wie Rail Band oder Bembaya Jazz. Das alles zusammen ergibt das wohl definitive Konglomerat westafrikanischer Musik, die darüber hinaus noch in der Lage ist, über den stilistischen Tellerand hinauszublicken, die Tradition mit Moderne verbindet und Funk, Soul und Jazz integriert als wäre es nie anders gewesen. Schon das erste Stück 'Toumani', welches vom Text her eine Hommage an Diabate und dessen Familie ist, kombiniert Highlife Gitarren mit funkigen Bläsersätzen und treibenden Rhythmen. Das Titelstück dagegen steht in bester malischer Balladentradition mit typischen, weiblichem Chorgesang. Der 'Boulevard de l'Independance' ist übrigens die Prachtstraße Bamakos, an der man nie vorbeikommt, egal wohin man reisen möchte. Viele Stücke auf dem Album sind alte malische Volksweisen, so z.B. das knapp 8 Minuten lange, tranceartige 'Mali Sadio', das von Trennung und Verlust handelt und hauptsächlich auf Kora, Trommeln und typischem Griot-Gesang reduziert ist. Es erzählt die Fabel von einem Flusspferd, das von der bevölkerung liebgewonnen aber von Fremden umgebracht wurde. Mali bedeutet übersetzt übrigens tatsächlich Flusspferd. 'Africa Challenge' bietet Mali-Salsa, kombiniert mit afrokaribischen und kubanischen Einflüssen und einem Hauch Senegal, da der Text in der dort verbreiteten Sprache der Wolof gesungen wird.
Aufgenommen wurde dieses wunderbare Album übrigens im Hotel Mandé zu Bamako. Als Dreingabe gibt es eine DVD mit einer knapp 14 Minuten langen Dokumentation über die Entstehung des Albums. Leider ein bisschen kurz geraten aber am Ende der Doku gibt es einen traumhaft schönen Blick über den Niger und man wünscht sich, man wäre bei den Aufnhamen dabei gewesen.

(World Circuit / 2006)