Mittwoch, 27. Juli 2011

The Karindula Sessions - Tradimodern Sounds from Southeast Congo

Nach den Congotronics kommt nun mit den Karindula Sessions ein weiteres Album mit moderner Musik aus dem Kongo. Dieses mal geht die Reise in den Südosten des Kongo, genauer gesagt nach Lubumbashi, der Hauptstadt der Region Katanga und nach Kinshasa die zweitgrößte Stadt des Kongo. Möglicherweise entstand dort in den 70er Jahren der Karindula genannte Stil. Möglicherweise deshalb, da nicht so ganz klar ist, ob der Ursprung nicht doch im benachbarten Sambia zu finden ist, da es dort den sogenannten Kalindula Stil gab.Wie dem auch sei, in beiden Fällen bezieht sich der Name auf das Hauptinstrument, ein riesiges, 4-saitiges Banjo, das aus einem Ölfass gefertigt wird, über welches eine Ziegenhaut gespannt wird. Für den charakteristischen Klang sorgt zudem eine zwischen Hals und Saiten angebrachte leere Milchpulvertüte.Der Musiker sitzt auf dem Fass und übernimmt oft auch den Gesang. Begleitet wird das ganze von einem zweiten Saiteninstrument, das wie eine Miniaturausgabe der Karindula aussieht. Die Karindula selbst wird manchmal auch zusätzlich noch als Trommel gespielt.
Der Karindula Stil bezieht seine Haupteinflüsse aus der traditionellen Musik der Luba und Bemba und ein bisschen Reggae.Die Bands spielen hauptsächlich auf Trauerfeiern und sind gefürchtet für ihre oft provokanten und rebellischen Texte.
Congotronics Produzent Vincent Kenis reiste also für dieses Projekt nach Lubumbashi um 4 Karindula Bands während eines 3-tägigen Festivals aufzunehmen und zu filmen. Wobei man bei dem Begriff Festival nicht unbedingt an die uns bekannte Form eines Festivals denken darf, was sehr schön auf der knapp 95 Minuten langen DVD zu sehen ist.Als Kulisse diente hier ein Dorfplatz bzw. die Straßen im benachbarten Kenya. Während die Bands spielen, sieht man Tänzer oder Akrobaten, denen vom Publikum auch immer wieder Geld zugesteckt wird. Kurz vor Schluss gibt es dann noch eine Szene für ganz Hartgesottene. Man sieht, wie ein Mann sich einen dünnen Ast durch die Backen sticht und dann mit blutverschmiertem Hemd in einem Haus verschwindet. Musikalisch haben die Uptempo Stücke wenig mit den aus der Congotronics Reihe bislang bekannten Musik zu tun, mit Ausnahme der Tatsache, dass die Instrumente hauptsächlich aus Schrott selbst gebaut wurden, was auch hier für ein ganz eigenes Klangerlebnis sorgt.Wobei man aber auch feststellen muss, dass der Klang der Karindula weit weniger auffällig ist, als die Abbildung auf dem Artwork vermuten lässt. Solistische Einlagen gibt es sowieso keine, selbst dann nicht, wenn ein Stück auch schon einmal an die 30 Minuten lang ist.Die ein oder andere Pose können sich die Karindula Spieler dann aber doch nicht verkneifen, so wird das Instrument auch schon mal mit den Füßen gespielt. Solche Szenen machen die DVD zu einem kurzweiligen Vergnügen, wobei die meist monotonen auf Rhythmus und Wiederholung setzenden Stücke auch ohne Bild ganz gut funktionieren, wie die knapp 80 Minuten lange CD des Sets beweist. Hier finden sich 6 der 9 auf der DVD präsentierten Stücke in z.T. anderen Versionen.
Ein weiteres mal gelingt dem belgischen Crammed Label ein faszinierender Einblick in eine bislang kaum bekannte musikalische Welt. Ein Trip, den man gerne mitgeht. Ich bin gespannt, ob noch mehr aus dieser Ecke kommen wird. 

(Crammed / 2011)

Freitag, 22. Juli 2011

Bombino - Agadez

Nachdem bereits 2008 auf Sublime Frequencies in der Reihe Guitars From Agadez ein Album mit Aufnahmen aus Bombinos Privatarchiv erschienen ist, folgte nun mit Agadez das erste professionell aufgenommene Album. Und Omara Moctar, so sein richtiger Name, empfiehlt sich damit als neue Größe am musikalischen Wüstenhimmel. Den Spitznamen Bombino, eine Ableitung des italienischen Wortes Bambino, bekam er Mitte der 90er Jahre, als er der Tuareg Partei beitrat und dort auf den Gitarristen Haja Bebe traf, in dessen Band er aufgenommen wurde. Weil er das kleinste und jüngste Mitglied der Band war, wurde er fortan Bombino genannt. Zu dieser Zeit war er gerade mal 13, 14 Jahre alt, doch seine ersten Versuche an der Gitarre unternahm er schon in den frühen 90ern, als er während der ersten Tuareg Rebellion mit seinem Vater und seiner Großmutter ins Exil nach Algerien floh und dort die Ishoumar Songs übte, die er schon seit seiner frühen Kindheit kannte. Ishoumar ist ein Begriff aus der zeit Mitte der 80er Jahre, als viele Tuareg auf Grund einer lange anhaltenden Dürre ihren Besitz verloren und in die großen Städte flohen und bedeutet ursprünglich etwa Arbeitsloser, wurde aber während des Kampfes um Gleichberechtigung zunehmend zu einem Synonym für Rebell. Nachdem die nigrische Regierung 1995 Frieden mit den Tuareg Rebellen geschlossen hatte, wirkte Bombino an dem französischen Film Imuhar: A Legend mit. Nach Abschluss des Films beschloss er, professioneller Musiker zu werden, was jedoch zu einem Konflikt mit dem Vater führte, woraufhin er sich nach Algerien und Libyen begab, wo er mit lokalen Musikern Videos von Jimi Hendrix oder Mark Knopfler schaute und sich schnell zu einem gefragten Session Musiker entwickelte. Später kehrte er in den Niger zurück, wo er sein erstes Album aufnahm, das zu einem lokalen Hit wurde. 2006 reiste er nach Kalifornien, wo er zusammen mit Charlie Watts und Keith Richards eine Desert Blues Version des Stückes Hey Negrita aufnahm, das auf dem von dem damaligen Rolling Stones Saxophonisten Tim Riese zusammengestellten Album Stones World: The Rolling Stones Project Vol. 2 veröffentlicht wurde. Zurück im Niger arbeitete er als Begleiter Angelina Jolies bei einer einwöchigen Reise, wo er irh die Schönheit der Wüste zeigte und die Musik der Tuareg näher brachte..
Im Jahr 2007 begann die zweite Tuareg Rebellion, der sich Bombino und seine Musiker anschlossen, nachdem jedoch zwei seiner Freunde getötet wurde. floh er ins Exil nach Burkina Faso. Dort traf er 2009 auf den Filmemacher Ron Wyman,der ihn dort aufsuchte, nachdem er ein Kassette mit Bombinos Musik gehört hatte. Wyman brachte ihn schließlich auch nach Cambridge, Massachusetts, wo sie die Aufnahmen zu dem Album Agadez begannen.
War Guitars From Agadez, Vol. 2 noch zweigeteilt, rein akustische Stücke auf der einen und wüste Tracks aus der Garage auf der anderen Seite, so geht Agadez geschickt einen Mittelweg. Die Kanten wurden zwar etwas abgeschliffen, dafür kommen aber Bombinos Qualitäten als Songschreiber noch deutlicher zum Vorschein. So ist das Liebeslied Tar Hani von unfassbarer Schönheit mit dezenten Licks auf der E-Gitarre und stoisch hypnotischen Rhythmen. Und das trifft auch für die meisten anderen Stücke zu, solistische Einlagen sucht man hier vergeblich, im Zentrum steht der Song, dem sich alles unterordnet. Bombino ist sicher nicht der größte Sänger, das muss er in diesem Umfeld aber auch gar nicht sein und in Stücken wie Adounia, eine Hommage an den während der zweiten Tuareg Rebellion umgekommenen Freundes, passt seine Stimme ganz ausgezeichnet.Die Ausnahme auf diesem Album ist Iyat Idounia Ayasahen, ein langer, tranceartig rollender Jam, der aber ebenso auf solistische Egotrips verzichtet und auf wunderbare, sich wiederholende Gitarrenmotive setzt.Der Einfluss eines Jimi Hendrix blitzt hier und da zwar schon durch, aber dann eher in einer zurückhaltenden Variante.Im akustisch gehaltenen Azamane hört man dagegen den Einfluss Ali Farka Toures deutlich heraus.Das abschließende Tebsakh Dalet handelt von einem grünen Akazienbaum, ein Bildnis, das die Tuareg gerne verwenden, um die Schönheit einer Frau zu beschreiben, ist die Akazie doch trotz der lebensfeindlichen Umgebung immer grün. Und so lässt sich dieses Album mit den Worten der Tuareg doch ganz einfach zusammenfassen: es ist so schön wie eine grüne Akazie inmitten der Wüste.

(Cumbancha / 2011)

Freitag, 15. Juli 2011

JuJu - In Trance

Justin Adams und Juldeh Camara nennen sich jetzt JuJu. Mit King Sunny Adé und dessen Musik hat das dann aber doch nichts zu tun. Vielmehr führt In Trance den vor etwa einem Jahr mit der EP The Trance Sessions eingeschlagenen Weg fort. Dort wurden die beiden Stücke Madam Mariama und Sahara vom großartigen Tell No Lies Album gemäß dem Titel der EP in die Länge gezogen, quasi weiter "afrikanisiert", wie man auf der Rückseite des Covers lesen konnte. Beide Stücke finden sich nun auch auf diesem neuen Album in unveränderten Versionen, was die EP aber nicht überflüssig macht, denn ihr bleibt das wunderbare Ngamen, das nur hier zu finden ist.
In Trance ist nun aber kein Album, das ausschließlich auf die Trancekarte setzt. Im Grunde teilen sich die 7 Tracks in zwei Teile auf, denn neben den 3 tranceartigen und jeweils knapp 15 Minuten langen Stücken gibt es noch 4 mehr oder weniger konventionelle Stücke, die sich eher an Tell No Lies orientieren. Neu ist dabei auch der Einsatz eines Schlagzeugs, das sich aber bestens in diesen Klangkosmos integriert.
Das erste Stück Nightwalk basiert auf einem harten Gitarrenriff von Justin Adams, zu dem Juldeh Camara auf seiner einsaitigen Ritti genannten Geige wie ein Besessener zu spielen scheint. Ein heftig rockender Anfang, der sogar Sahara noch überbietet. Erstaunlicherweise rät das Stück jungen Frauen zur Vorsicht, wenn sie nachts alleine raus gehen und auch wenn der Titel englisch ist, gesungen wird auch auf diesem Album ausschließlich in Fulani. Waide Nayde schaltet einen Gang zurück und zeigt, das Justin Adams den westafrikanischen Blues verinnerlicht zu haben scheint.Zu wunderbaren Licks singt Camara davon, dass man Respekt nicht mit Geld kaufen kann.Danach kommt dann mit Djanfa Moja das erste Trancestück, auf dem die beiden Protagonisten ihre ganze Stärke ausspielen können. Es handelt sich dabei um einen gut 15 Minuten langen Jam, der im Prinzip von der Wiederholung lebt und durch dessen Poly-Rhytmik und eingestreute bisweilen psychedelische Effekte, sei es durch Gitarre oder Ritti, absolut faszinierend und in den Bann ziehend ist.Danach gibt es zum Ausruhen mit Jombalo ein weiteres Bluesstück, ehe mit Mariama Trance wieder Fahrt aufgenommen wird und das da weitermacht, wo Djanfa Moja zuvor aufhörte. Deep Sahara gibt dem Tell No Lies Stück schließlich die Länge, die es verdient und im Grunde sind diese 15 Minuten noch zu kurz, kommen sie einem doch gerade mal wie 3 Minuten vor. Was Adams und Camara hier an ihren Instrumenten leisten ist schlicht und ergreifend nicht von dieser Welt, sowohl im Zusammen- als auch im Wechselspiel. Ein Sog, gespickt mit Effekten und irrwitzigen Rhythmen und am Ende legt Juldeh Camara die Ritti zu Seite, greift zur Talking Drum und sorgt damit für einen weiteren magischen Moment bevor mit Halanam das Album ausklingt. Aber im Grunde ist das gesamte Album ein einziger magischer Moment, der das schier Unmögliche möglich macht, nämlich den schon großartigen Vorgänger noch zu überbieten. 

(Real World / 2011)

Dienstag, 12. Juli 2011

Habib Koité, Afel Bocoum, Oliver Mtukudzi - Acoustic Africa

Leider habe ich es nicht geschafft, mir einer der Shows letztes Jahr anzusehen, dabei zählt zumindest Habib Koité mittlerweile zu meinen Lieblingsmusikern und auch Afel Bocoum steht hoch bei mir im Kurs. Nur Oliver Mtukudzi kannte ich bislang nur vom gelegentlichen Reinhören, was mich bis dato aber nicht zum Kauf eines seiner Alben überzeugen konnte.Möglicherweise setzt er einfach auf die falsche Instrumentierung, im rein akustischen Gewand überzeugen die 4 Stücke, die er für diese Veröffentlichung bereitgestellt hat aber auf ganzer Linie.Besonders Neria, das nur mit einer Gitarre und dem metallischen Pluckern einer Mbira auskommt, hat es mir dabei besonders angetan. Wobei der Unterschied zu den Studioalben bei Mtukudzi noch am größten sein dürfte, bei Habib Koité und Afel Bocoum ist die Musik ja schon von Haus aus meist akustisch gehalten, oft unter Einbeziehung traditioneller Instrumente wie z.B. Njarka oder Njurkel, die natürlich auch bei diesem Auftritt nicht fehlen durften. Das Hauptinstrument ist aber, wie auf dem Cover deutlich zu sehen ist, die Akustikgitarre, die auch schon mal in bester Status Quo Pose gespielt wird.
Acoustic Africa  liegt also nun als CD/DVD Set vor, schön verpackt im hochformatigen Digipak, wobei die Aufnahmen der CD und der DVD vom selben Auftritt stammen. Leider wird auf beiden Tonträgern das Publikum zwischen den einzelnen Songs immer aus- und wieder eingeblendet, was den Flow des Konzertes doch etwas stört. Warum die Übergänge nicht fließend gestaltet wurden, bleibt ein Rätsel, zumal es ja nicht das erste Livealbum auf Contre Jour ist. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass manche Kameraeinstellung auf der DVD arg flackert, was nicht gerade angenehm ist und das eigentlich hätte auffallen müssen. Der Sound ist allerdings sehr gut und die Songauswahl durchweg hochkarätig. 3 der 4 Afel Bocoum Songs sind bislang sogar nur hier vertreten, was ein zusätzlicher Pluspunkt ist. Die Anteile an diesem Projekt sind gerecht verteilt, so darf jeder der Musiker jeweils 4 seiner Songs präsentieren (jeweils 3 auf der CD) und am Ende gibt es 2 Zugaben, an denen dann alle Musiker beteiligt sind. Zunächst das eigens für dieses Projekt geschriebene Malizim, das zeigt, dass auch eine geographische Distanz kein unüberwindbares Hindernis darstellt. Obwohl hier 2 völlig unterschiedliche Kulurkreise vertreten sind, funktioniert das Zusammenspiel der Beteiligten ganz ausgezeichnet. Ganz zum Schluss gibt es noch den kenianischen Popklassiker Maleika, der in der Vergangenheit des öfteren gecovert wurde (u. a. von Miriam Makeba) und hierzulande wohl dank der schlagerhaften Version von Boney M bekannt sein dürfte. Dagegen wirkt diese rollende Acoustic Africa Version fast schon wie eine späte Rache an Frank Farian, der diesen Song damals nicht schlimmer hätte verhunzen können.

Auch wenn es den ein oder anderen Kritikpunkt gibt, so handelt es sich bei Acoustic Africa dennoch um ein absolut empfehlenswertes Album. Abgesehen davon darf man natürlich auch nicht vergessen, dass das sympathische Contre Jour Label sicher nur über ein begrenztes Budget verfügt. Musikalisch ist das Ganze erwartungsgemäß sowieso über jeden Zweifel erhaben und es bleibt zu hoffen, dass dieses Projekt eine Fortsetzung finden wird.

(Contre Jour / 2011)

Donnerstag, 7. Juli 2011

Seun Kuti & Egypt 80 - Live in Karlsuhe (05.07.2011)

Im Grunde habe ich nur einen Traum: ich möchte irgendwann einmal nach Lagos ins New Afrika Shrine, natürlich an einem Abend an dem entweder Femi oder Seun oder am besten gleich beide auftreten. Seun tut dies normalerweise am letzten Samstag im Monat, zur Zeit ist er aber in Deutschland auf Tour. Inwieweit dabei die Atmosphäre des Afrika Shrine ins Karlsruher Tollhaus übertragen werden konnte, kann ich natürlich nicht sagen, zumindest klimatisch dürfte es aber gar nicht soweit davon entfernt gewesen sein. Nach 90 Minuten Dauergroove war ich komplett nassgeschwitzt. Und dabei war das Konzert leider bei weitem nicht ausverkauft. Schon im Vorfeld wurde die Hälfte des Zeltes durch einen Vorhang abgetrennt und auch der restliche Raum war höchstens zu einem Drittel gefüllt.Schwer zu sagen, warum nur so wenige gekommen waren, immerhin stand eine legendäre Band auf der Bühne, deren Mitglieder zum Teil schon in den 80er Jahren für Fela gespielt hatten. Übertroffen werden können hätte das nur noch durch eine Wiederbelebung von Afrika 70 mit Tony Allen am Schlagzeug.
Wie dem auch sein, Seun, der die Band im Alter von 17 Jahren übernahm, ließ die Band sich erst einmal warm spielen, ehe er auf die Bühne kam und die Show direkt mit Zombie begann, dem zentralen Stück aus dem Fela Katalog, ein Stück, das im Lauf der Zeit nichts von seiner Brisanz und Aktualität eingebüßt hat und auch an diesem Abend eine klare Ansage war. Nach eigenen Angaben eröffnet er jede Show mit Zombie in Gedenken an und aus Respekt vor dem Vater.Und dessen Geist schien allgegenwärtig zu sein, denn die in der Folge hauptsächlich vom aktuellen Album From Africa With Fury: Rise stammenden Stücke mutierten auf der Bühne zu ausgedehnten Jams, die den Saal jederzeit zum Kochen brachten. Dazu trugen auch zwei leicht bekleidete Backgroundsängerinnen und Tänzerinnen bei, die wie zu Fela Zeiten geschminkt waren und sichtlich Spaß an der Show hatten.Eine Show, die auch an politischen Statements nicht sparte, was in Stücken wie Slave Masters oder Mr. Big Thief nicht nur Dank des jeweiligen Titels deutlich wurde. Letzteres wurde sogar spöttisch dem nigerianischen Ex-Präsident Olusegun Obasanjo gewidmet, der schon zu Fela Zeiten sein Unwesen trieb.Das zentrale Stück Rise nutzte Seun schließlich für eine kurze Ansprache, die im Kern Halbbruder Femis letztjähriges Africa For Africa weiterführte. Hier tritt dann auch Gitarrist Obayendo aus dem ansonsten von Bläsern dominierten Sound hervor und zeigte, dass es Justin Adams auf dem Album gar nicht gebraucht hätte.Wie auch schon auf dem Album fiel Rise im Vergleich zum Rest der Show etwas aus dem Rahmen und gewährte eine leichte Verschnaufspause, bevor die gut geölte Rhythmusmaschine wieder Fahrt aufnahm.Beim letzten Stück You Can Run zog sich Seun dann das längst durchgeschwitzte Hemd aus. Zuvor hatte er das Stück noch als Mittel zur Verführung der eigenen Frau angekündigt, wegen der kurzen markanten Trompetenmelodie am Anfang, wie er erklärte.Wobei der ernste Inhalt des Stücks wahrlich nichts mit Verführung zu tun hat aber eben auch den typischen Kuti Humor zeigt.Danach war Schluss, Zugaben gab es leider keine trotz gut 5 Minuten langer und lautstarker Forderung. Die Klasse des Konzertes schmälerte das freilich nicht und somit ging ein denkwürdiger Auftritt zu Ende. Fela Lives hat sich Seun auf den Rücken tätowieren lassen und tatsächlich beschlich einen das Gefühlt, dass er an diesem Abend tatsächlich irgendwie anwesend war.