Im Grunde habe ich nur einen Traum: ich möchte irgendwann einmal nach Lagos ins New Afrika Shrine, natürlich an einem Abend an dem entweder Femi oder Seun oder am besten gleich beide auftreten. Seun tut dies normalerweise am letzten Samstag im Monat, zur Zeit ist er aber in Deutschland auf Tour. Inwieweit dabei die Atmosphäre des Afrika Shrine ins Karlsruher Tollhaus übertragen werden konnte, kann ich natürlich nicht sagen, zumindest klimatisch dürfte es aber gar nicht soweit davon entfernt gewesen sein. Nach 90 Minuten Dauergroove war ich komplett nassgeschwitzt. Und dabei war das Konzert leider bei weitem nicht ausverkauft. Schon im Vorfeld wurde die Hälfte des Zeltes durch einen Vorhang abgetrennt und auch der restliche Raum war höchstens zu einem Drittel gefüllt.Schwer zu sagen, warum nur so wenige gekommen waren, immerhin stand eine legendäre Band auf der Bühne, deren Mitglieder zum Teil schon in den 80er Jahren für Fela gespielt hatten. Übertroffen werden können hätte das nur noch durch eine Wiederbelebung von Afrika 70 mit Tony Allen am Schlagzeug.
Wie dem auch sein, Seun, der die Band im Alter von 17 Jahren übernahm, ließ die Band sich erst einmal warm spielen, ehe er auf die Bühne kam und die Show direkt mit Zombie begann, dem zentralen Stück aus dem Fela Katalog, ein Stück, das im Lauf der Zeit nichts von seiner Brisanz und Aktualität eingebüßt hat und auch an diesem Abend eine klare Ansage war. Nach eigenen Angaben eröffnet er jede Show mit Zombie in Gedenken an und aus Respekt vor dem Vater.Und dessen Geist schien allgegenwärtig zu sein, denn die in der Folge hauptsächlich vom aktuellen Album From Africa With Fury: Rise stammenden Stücke mutierten auf der Bühne zu ausgedehnten Jams, die den Saal jederzeit zum Kochen brachten. Dazu trugen auch zwei leicht bekleidete Backgroundsängerinnen und Tänzerinnen bei, die wie zu Fela Zeiten geschminkt waren und sichtlich Spaß an der Show hatten.Eine Show, die auch an politischen Statements nicht sparte, was in Stücken wie Slave Masters oder Mr. Big Thief nicht nur Dank des jeweiligen Titels deutlich wurde. Letzteres wurde sogar spöttisch dem nigerianischen Ex-Präsident Olusegun Obasanjo gewidmet, der schon zu Fela Zeiten sein Unwesen trieb.Das zentrale Stück Rise nutzte Seun schließlich für eine kurze Ansprache, die im Kern Halbbruder Femis letztjähriges Africa For Africa weiterführte. Hier tritt dann auch Gitarrist Obayendo aus dem ansonsten von Bläsern dominierten Sound hervor und zeigte, dass es Justin Adams auf dem Album gar nicht gebraucht hätte.Wie auch schon auf dem Album fiel Rise im Vergleich zum Rest der Show etwas aus dem Rahmen und gewährte eine leichte Verschnaufspause, bevor die gut geölte Rhythmusmaschine wieder Fahrt aufnahm.Beim letzten Stück You Can Run zog sich Seun dann das längst durchgeschwitzte Hemd aus. Zuvor hatte er das Stück noch als Mittel zur Verführung der eigenen Frau angekündigt, wegen der kurzen markanten Trompetenmelodie am Anfang, wie er erklärte.Wobei der ernste Inhalt des Stücks wahrlich nichts mit Verführung zu tun hat aber eben auch den typischen Kuti Humor zeigt.Danach war Schluss, Zugaben gab es leider keine trotz gut 5 Minuten langer und lautstarker Forderung. Die Klasse des Konzertes schmälerte das freilich nicht und somit ging ein denkwürdiger Auftritt zu Ende. Fela Lives hat sich Seun auf den Rücken tätowieren lassen und tatsächlich beschlich einen das Gefühlt, dass er an diesem Abend tatsächlich irgendwie anwesend war.
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Donnerstag, 7. Juli 2011
Mittwoch, 4. Mai 2011
African Spacecraft 18: Kuti Family Special
Sendetermin: 03.05.2011
Playlist:
01 Femi Kuti - Frustrations
02 Femi Kuti - Inside Religion
03 Seun Kuti & Egypt 80 - Rise
04 Seun Kuti & Egypt 80 - Slave Masters
05 Fela Kuti & Egypt 80 - Just Like That
Playlist:
01 Femi Kuti - Frustrations
02 Femi Kuti - Inside Religion
03 Seun Kuti & Egypt 80 - Rise
04 Seun Kuti & Egypt 80 - Slave Masters
05 Fela Kuti & Egypt 80 - Just Like That
Mittwoch, 8. Dezember 2010
African Spacecraft 10
Sendetermin 07.12.2010
Playlist:
01 Femi Kuti - Dem Bobo
02 Seun Kuti and Fela's Egypt 80 - Don't Give That Shit To Me
03 Ebo Taylor - African Woman
04 Tony Allen - Asiko
05 Femi Kuti - Make We Remember
06 Femi Kuti - E No Good
07 Fela and Afrika 70 - Sorrow, Tears And Blood
Playlist:
01 Femi Kuti - Dem Bobo
02 Seun Kuti and Fela's Egypt 80 - Don't Give That Shit To Me
03 Ebo Taylor - African Woman
04 Tony Allen - Asiko
05 Femi Kuti - Make We Remember
06 Femi Kuti - E No Good
07 Fela and Afrika 70 - Sorrow, Tears And Blood
Labels:
Femi Kuti,
Playlist,
Seun Kuti,
Tony Allen
Dienstag, 18. November 2008
Seun Kuti - Seun Kuti & Fela's Egypt 80
2008 ist ein Kuti Jahr, Femi veröffentlicht sein lange erwartetes neues
Album, von Fela erscheint erstmals die Frühphase komplett auf einem
Album, und der jüngste Sohn Seun ging bereits im Frühjahr mit seinem
Debütalbum ins Rennen. Das erschien zunächst in Frankreich unter dem
Titel Many Things, später dann in den USA als Seun Kuti & Fela's Egypt 80.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei seiner Band um die selbe
Band, die Anfang der 80er Fela's Africa 70 ablöste. Und da ist dann auch
der einzige Vorwurf, den man Seun machen könnte, dass Egypt 80 immer
noch klingen wie damals und sich kaum weiterentwickelt haben.
Andererseits halten ihn deshalb nicht wenige in Nigeria für den wahren
Fela Nachfolger, da sich Seun (sprich Schönn) auch deutlich stärker am
Vater orientiert als sein Halbbruder Femi. Das Verhältnis der beiden
scheint leider nicht das Beste zu sein, aber immerhin taucht Femis Name
in der Dankesliste des Albums auf.
Bereits mit 8 Jahren stand Seun zum ersten mal zusammen mit Egypt 80 auf der Bühne. Nach dem Tod des Vaters 1997 übernahm er die Band mit 15 Jahren. Lange Zeit beschränkte er sich auf Liveauftritte und hatte keine Lust, ein Album zu produzieren. 2006 begann er dann schließlich doch in Lagos mit den Aufnahmen zu Many Things, das knapp 2 Jahre später dann veröffentlicht wurde. Der Afrobeatkenner muss beim Hören dieses Albums das Gefühl haben, dass die Zeit stehen geblieben ist. In der Tat klingen Egypt 80 noch exakt so wie Ende die 80er. Im Unterschied zu heute bestand ein Egypt 80 Album in den 80er Jahren allerdings meist aus nur einem langen Stück, auf Seuns Debüt gibt es immerhin 7 Stücke, die hier und da auch einen eigenen Charakter entwickeln, so dass Seun nicht zur bloßen Kopie verkommt. Unverändert ist jedoch dieser hypnotische Groove, der sich hier über 53 Minuten erstreckt und dem man sich nur sehr schwer entziehen kann. Ein sattes Gebläse, gespickt mit Polyrhythmen und weiblichem Chorgesang, hier und da ein paar feine Gitarrenlicks, das sind die Zutaten des Afrobeat den die Band hier zelebriert und die Menschen in Nigeria seit gut 30 Jahren begeistert. Auch in seinen Texten nimmt er kein Blatt vor den Mund, was man schon beim Betrachten des Rückcovers erahnen kann, dort ist eine brennende Silhouette des afrikanischen Kontinents abgebildet. So geht es im Mosquito Song und Korruption, die er gleichermaßen als Seuche brandmarkt wie Malaria. Beides ist im Grunde einfach zu bekämpfen, doch es geschieht nichts. Vorgetragen werden die Texte meist in einer Mischung aus Englisch, Pidgin Englisch und Yoruba, so dass sie zunächst zwar nicht so ohne weiteres verständlich sind, wer aber wenigstens ein bisschen Fela kennt, sollte kein Problem mit dem Verständnis haben.
Wie auch sein Vater spielt Seun Saxophon und überzeugt beispielsweise in Don't Give That Shit To Me, eine Reminiszenz an Felas Gimme Shit I Give You Shit, mit einem coolen Solo. Many Things dagegen köchelt in einem geschmeidigen Rhythmus 8 Minuten vor sich hin während Fire Dance mit schweren Funkgrooves aufwartet.
Zwar bringt Seun Kutis Debüt musikalisch nicht viel Neues, dennoch ist es natürlich ein großartiges Album und hat durchaus das Potential zur Weiterentwicklung. Zusammen mit Bruder Femi auf jeden Fall eine Bank gegenüber all dem Möchtegernafrobeat, den das Jahr hervorgebracht hat.
Bereits mit 8 Jahren stand Seun zum ersten mal zusammen mit Egypt 80 auf der Bühne. Nach dem Tod des Vaters 1997 übernahm er die Band mit 15 Jahren. Lange Zeit beschränkte er sich auf Liveauftritte und hatte keine Lust, ein Album zu produzieren. 2006 begann er dann schließlich doch in Lagos mit den Aufnahmen zu Many Things, das knapp 2 Jahre später dann veröffentlicht wurde. Der Afrobeatkenner muss beim Hören dieses Albums das Gefühl haben, dass die Zeit stehen geblieben ist. In der Tat klingen Egypt 80 noch exakt so wie Ende die 80er. Im Unterschied zu heute bestand ein Egypt 80 Album in den 80er Jahren allerdings meist aus nur einem langen Stück, auf Seuns Debüt gibt es immerhin 7 Stücke, die hier und da auch einen eigenen Charakter entwickeln, so dass Seun nicht zur bloßen Kopie verkommt. Unverändert ist jedoch dieser hypnotische Groove, der sich hier über 53 Minuten erstreckt und dem man sich nur sehr schwer entziehen kann. Ein sattes Gebläse, gespickt mit Polyrhythmen und weiblichem Chorgesang, hier und da ein paar feine Gitarrenlicks, das sind die Zutaten des Afrobeat den die Band hier zelebriert und die Menschen in Nigeria seit gut 30 Jahren begeistert. Auch in seinen Texten nimmt er kein Blatt vor den Mund, was man schon beim Betrachten des Rückcovers erahnen kann, dort ist eine brennende Silhouette des afrikanischen Kontinents abgebildet. So geht es im Mosquito Song und Korruption, die er gleichermaßen als Seuche brandmarkt wie Malaria. Beides ist im Grunde einfach zu bekämpfen, doch es geschieht nichts. Vorgetragen werden die Texte meist in einer Mischung aus Englisch, Pidgin Englisch und Yoruba, so dass sie zunächst zwar nicht so ohne weiteres verständlich sind, wer aber wenigstens ein bisschen Fela kennt, sollte kein Problem mit dem Verständnis haben.
Wie auch sein Vater spielt Seun Saxophon und überzeugt beispielsweise in Don't Give That Shit To Me, eine Reminiszenz an Felas Gimme Shit I Give You Shit, mit einem coolen Solo. Many Things dagegen köchelt in einem geschmeidigen Rhythmus 8 Minuten vor sich hin während Fire Dance mit schweren Funkgrooves aufwartet.
Zwar bringt Seun Kutis Debüt musikalisch nicht viel Neues, dennoch ist es natürlich ein großartiges Album und hat durchaus das Potential zur Weiterentwicklung. Zusammen mit Bruder Femi auf jeden Fall eine Bank gegenüber all dem Möchtegernafrobeat, den das Jahr hervorgebracht hat.
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