Donnerstag, 24. April 2008

Malouma - Nour

Malouma Mint Moktar Ould Meidah, so ihr vollständiger Name, geboren den 60er Jahren, ist vermutlich die erste Frau, die moderne maurische Musik außerhalb ihrer Heimat Mauretanien bekannt machte. Dabei hatte sie es nicht immer einfach und musste um ihren Platz in der Musikwelt kämpfen. Nichzuletzt auch deshalb, da sie als Frau in einer muslimischen Gesellschaft immer wieder für die jeweils Machthabenden unangenehme Themen wie Frauenrechte, Analphabetismus, soziale Gerechtigkeit, Aids anfasste oder sich mit der Religion auseinandersetzte. Dabei darf man nicht vergessen, dass Mauretanien eine islamische Republik ist, in der das islamische Recht, die sog. Scharia, bis heute Gültigkeit hat.

Malouma wuchs in einer Griot Famile auf und war bereits im Alter von 15 Jahren selbst eine anerkannte Sängerin und blickte schon damals über den Tellerrand der eigenen Tradition hinaus und hörte neben ägyptischer und nordafrikanischer Musik auch Blues und Pop amerikanischer und europäischer Prägung. Mit dem Erreichen des Erwachsenenalters fanden ihre Bemühungen ein jähes, wenngleich auch nur temporäres Ende. Erst gegen Ende der 80er Jahre begann sie, ihre musikalische Karriere fortzusetzen.

Nour ist bereits das dritte Album und präsentiert eine moderne Variante des orientalisch angehauchten Wüstenblues. Neben dem Gesang spielt Malouma auf einigen Stücken Ardin, eine mit der Kora verwandte 14-saitige Harfe und hier und da kommt auch ein Tidinit, ein Verwandter der Gitarre, zum Einsatz. Für moderne Klänge sorgen dezent eingesetzt Synthesizer und schaffen im Stück Lemra, eine Ode an die Frauen Mauretaniens, für eine fast schon beklemmende Atmosphäre, was durch stoische Percussionrhythmen noch verstärkt wird. Im fröhlichen Casablanca kommen dagegen auch Beats und Loops zum Einsatz und zeigen, dass Maliuma auch ein Gespür für eingängige Melodien hat. Yarab ist wiederum ein benahe klassischer Blues, bei dem die E-Gitarre hart angeschlagen wird. Überhaupt gefällt mir die E-Gitarre auf Nour besser als auf dem Vorgänger, auf dem sie mir an ein oder zwei Stellen etwas zu aufdringlich erklingt. Ein weiteres Highlight ist das Stück Habib, ein bewegendes und trauriges Stück, das den Verlust eines Freundes zum Thema hat.

In ihrer Heimat ist Malouma ein Star, vor allem auch bei der Jugend, und mittlerweile auch Mitglied des mauretanischen Senats. Dass die Musik darunter nicht zu leiden hat, beweist Nour, ein weiteres Album-Highlight des vergangenen Jahres.

(Marabi / 2007)

Mittwoch, 16. April 2008

Asa - s/t

Die Sängerin und Songschreiberin Asa (sprich Aasha) ist der neue Star in Nigeria und hatte mit Jailer und Fire on the mountain im dortigen Radio schon zwei veritable Hits. Dabei gelingt es der zwischen Lagos und Paris pendelnden Musikerin, deren Name "kleiner Falke" bedeutet, verschiedene Einflüsse zu einem eigenen Stil zu verschmelzen und kombiniert Soul und R'n'B amerikanischer Prägung mit Reggae und ihren afrikanischen Wurzeln. Akustische Instrumente haben hier ebenso Platz wie Beats und Loops und hier und da kommen sogar Streicher zum Einsatz. Nach ihren Einlüssen gefragt, nennt sie neben Fela Kuti und Sunny Adé ebenso Erykah Badu, Lauryn Hill oder Angélique Kidjo.

In Paris geboren und Lagos aufgewachsen entdeckte sie schon früh ihre Leidenschaft am Singen und so verwundert es nicht, dass sie in einen Gospelchor eintreten wollte, was jedoch zumeist an den Dirigenten scheiterte, denen ihre Stimme, die bisweilen an Macy Gray erinnert, unpassend erschien. Schließlich besuchte sie eine Musikschule, wo sie nicht nur Gesangs- sondern auch Gitarrenstunden belegte.
Nach dem Gewinn diverser Talentwettbewerbe im nigerianischen Radio erhielt sie Angebote für Plattenproduktionen und entschied sich schließlich für den blinden Musiker und Produzenten Cobhams Emmanuel Asuquo, der hierzulande zwar relativ unbekannt ist, in Afrika aber schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Er produzierte nicht nur ihr Debütalbum, sondern beteiligte sich auch am Songwriting.
Zurück in Paris, musizierte sie zusammen mit Tony Allen und Manu Dibango und bestritt das Vorprogramm für Beyoncé und John Legend und fungierte darüber hinaus als Botschafterin für MTV.

Ihr Debütalbum ist eine sehr kurzweilige Angelegenheit geworden, bei der man das Ernsthafte in den Texten der Musik nicht unbedingt anhört. In den meist in luftige Arrangements gekleideten Stücken geht es auch schon mal um den gewaltsamen Alltag in Afrika, wie z.B. in ihrem Hit Fire on the mountain oder um Ignorranz und Gleichgültigkeit. Ansonsten gibt es Anklänge an Bob Marley (Jailer), jede Menge Funk und Soul mit von Asuquo gekonnt gesetzten Beats aber auch klassische Stücke mit Streichorchester. In ihren Texten, die sie zumeist in Englisch vorträgt, baut sie hier und da Passagen in ihrer Muttersprache Yoruba ein und sorgt dadurch zusätzlich für afrikanisches Flair. Somit ist Asa ein rundum gelungenes und jederzeit kurzweiliges Debütalbum geworden, das Lust auf mehr macht.