Donnerstag, 28. Oktober 2010

Idrissa Soumaoro - Djitoumou

Manchmal ist es besser, wenn man ein Album einfach mal zurücklegt und ein paar Wochen später wieder hervorholt. Nachdem ich Djitoumou zum ersten mal gehört hatte, war ich wenig begeistert. Wohl auch deshalb, weil ich ein bisschen etwas anders erwartet hatte. Und zwar rechnete ich mit einem Album im Stile von Ali Farka Toure oder Boubacar Traore. Ersterer ist auf diesem Album sogar vertreten. Das Stück Bèrèbèrè entstand 2006 kurz vor dessen Tod und ist wohl tatsächlich die letzte Aufnahme, an der Ali Farka Toure beteiligt war. Ein letztes Highlight sozusagen, denn das Stück unterstreicht einmal mehr den Ausnahmestatus und die Genialität von Toure. Ansonsten bietet das Album einen Stilmix, der es in seiner Gesamtheit nicht immer homogen wirken lässt. So klingt Sigui Ka Fô sehr nach amerikanischem Blues und das darauf folgende Bô Kolo verbreitet orientalisches Flair. Richtig zusammenpassen will das hier nicht, wenngleich beides durchaus seinen Reiz hat. Am besten ist das Album immer dann, wenn sich Soumaoro, dessen Gesang mich manchmal an seinen Landsmann Issa Bagayogo erinnert, seiner eignen Traditionen besinnt, wie in N'tériou oder Yèrè djaté. Letzteres erinnert mit seinen Wassoulou Rhythmen ein bisschen and seine Landsfrau Oumou Sangare. Bei Mbaou fo bewegt er sich dagegen weit nach Norden, genauer gesagt nach Algerien. Beim Hören muss ich unweigerlich an Souad Massi denken. Und dann ist da noch Femmes, je vous salue, das tatsächlich mit karibischen Rhythmen aufwartet. Und am Ende singt dann auch noch Kandia Kouyate ein paar Zeilen. Das Cover verrät leider nicht, wann diese Aufnahmen entstanden sind, aber aktuell kann zumindest dieses Stück eigentlich nicht sein, denn Kandia Kouyate erlitt im Jahr 2004 einen Schlaganfall, von dem sie sich wohl nicht vollständig erholt hat. Wie dem auch sein, obwohl das Stück wie ein Fremdkörper wirkt, ist es neben Bèrèbèrè enes der Highlights auf diesem Album. Und um den Stilmix noch zu vervollständigen, gibt es mit Né ni musiki noch ein Stück Rumba, bei dem Rumba Legende Papa Noel die Gitarre spielt. Apropos Gitarre, auf dem Cover ist Soumaoro mehrfach mit Gitarre zu sehen. Auf diesem Album spielt er allerdings kein einziges mal Gitarre. Das einzige Instrument, das er hier spielt, ist die Kamele Ngoni.

Selbst in seiner Heimat ist Idrissa Soumaoro nur wenig bekannt. Er spielte zwar auch mal bei den legendären Ambassadeurs Du Motel, aber als Solist tritt er mit Djitoumou erst zum zweiten mal an, das Debüt Kote erschien im Jahr 2003. Besser bekannt ist er als Lehrer an der Blindenschule in Bamako und seinen bekanntesten Schüler waren Amadou & Mariam.

Djitoumou ist ein Album, bei dem die Summe der Einzelteile mehr ist als das Gesamtwerk. Das Album wirkt wie ein Best Of mit Songs, die man nicht kennt. Ansonsten ist es natürlich dennoch empfehlenswert, schon allein wegen der vermutlich nun wirklich letzten Ali Farka Toure Aufnahme.

(Lusafrica / 2010)

Donnerstag, 21. Oktober 2010

AfroCubism

 Im Grunde ist AfroCubism das, was Nick Gold bereits 1997 vorhatte. Schon damals wollte er Musiker aus Kuba und Mali zusammenbringen, was jedoch daran scheiterte, dass die Musiker aus Mali keine Einreisegenehmigung für Kuba bekamen. So entstand der Buena Vista Social Club, der Rest ist Geschichte.
13 Jahre später wurde nun das umgesetzt, was urspünglich einmal geplant war und die Besetzungsliste könnte hochkarätiger nicht sein, zumindest was den Anteil aus Mali angeht. Da wären u.a. Toumani Diabaté an der Kora, Bassekou Kouyate an Ngoni und Ngoni Ba, Lassana Diabate am Balafon, Djelimady Tounkara an der Gitarre und schließlich Sänger Kasse Mady Diabate. Die kubanische Seite ist vor allem durch Sänger und Gitarrist Eliades Ochoa vertreten. Zusammen mit Kasse Mady Diabate singt er das Stück Al vaiven de mi carreta , ein bekanntes kubanisches Guajira Stück, das als erstes für das Album eingespielt wurde und somit auch als Initialstück dient und auch die Verbindung zwischen Kuba und Mali aufzeigt, denn Kasse Mady Diabate sang in den 1970er Jahren bei National Badema, einer Band, deren Mitglieder zuvor einige Jahre in Kuba verbachten.
Bassekou Kouyate und Djelimady Tounkara gehören zu den Musikern, die schon 1997 hätten mit dabei sein sollen. Ihr großartiges Zusammenspiel ist sicher eines der herausragenden Elemente dieses Albums, was man sehr gut im Stück Karamo nachhören kann. Ebenfalls unverzichtbar auf diesem Album ist selbstverständlich Toumani Diabate und dessen Koraspiel. Jarabi, ein bekanntes Griot Stück aus der Manding Tradition ist eines der Highlights auf diesem Album. Toumani Diabate spielte dieses Stück schon für sein Debütalbum Kaira als Solostück ein, hier wird es um kubanische Rhythmen und vor allem Kasse Madys Gesang erweitert. Das gilt auch für Mariama, ebenfalls ein altes Stück aus Mali, bei dem aber Bassekou Kouyates Ngoni und Eliades Ochoas Gitarre im Vordergrund stehen. Ein weiteres Griot Stück, unter das kubanische Rhythmen gelegt wurden, ist Kasse Madys Benséma, bei dem auch einmal mehr Toumani Diabate mit perlenden Koraklängen zu überzeugen weiß. Ganz am Ende gibt es dann tatsächlich noch Guantanamera hier als Trio bestehend aus Ngoni, Kora und Gitarre. Die bekannte und allzu offensichtliche Melodie steht hier aber mehr im Hintergrund, was allerdings durchaus angenehm ist und dieses durch und durch großartige Album somit nicht besser beschließen könnte.

(World Circuit / 2010)

Donnerstag, 7. Oktober 2010

King Sunny Adé - Bábá Mo Tundé

Als im Sommer die Nachricht von einem neuen Sunny Adé Album durchs Netz ging, war das schon eine kleine Sensation, immerhin ist Bábá Mo Tundé das erste Album mit neuen Stücken seit 10 Jahren. Des Weiteren war zu hören, dass es ein Doppelalbum mit klassischem Juju werden soll. Klassisch meint hier lange Stücke ohne produktionstechnischem Schnickschnack, wie es vor allem in den 80er Jahren der Fall war, als Adé nach dem Tod von Bob Marley von Island Chef Chris Blackwell zu dessen Nachfolger aufgebaut werden sollte. Das hat bekanntermaßen nicht funktioniert, was aber sicher nicht an der Qualität der Musik lag. Die war immer noch hochkarätig, auch wenn die Songs damals deutlich kürzer und mit elektronischen Effekten aufgepeppt wurden um sie einem westlichen Pulikum zugänglicher zu machen. Geschadet hat es den Stücken nicht, ganz im Gegenteil. Vermutlich war die Welt für Juju damals einfach nicht bereit. Dass sich das mit Bábá Mo Tundé nun ändern wird, darf natürlich bezweifelt werden. Das scheitert schon an der Länge der Songs. 7 gibt es in knapp 2 Stunden, der längste, das Titelstück, bringt es auf 31 Minuten. Doch davor muss man keine Angst haben, denn so etwas wie Längen oder gar Langeweile gibt es bei diesem Album nicht. Das liegt zum einen an dem polyrhythmischen Geflecht, das hier als Fundament dient und zum anderen an diesen unglaublichen Melodien, die immer wieder aufblitzen. Dazu gibt es Gitarreneinwürfe, die mich manchmal sogar an Pink Floyd erinnern, sicher keine naheliegende Assoziation. Und damit wären auch schon die Hauptkomponenten des Juju aufgelistet, ein Polyrhythmik, die hier durch mindestens 6 Schlagzeuger und Percussionisten bereitgestellt wird und bei der die Talking Drum eine führende Rolle übernimmt und die einzigartigen Gitarren, die in der Vergangenheit auch schon mal an Hawaii erinnerten, hier aber nicht. Nicht zu vergessen die Gesänge, gerne als Call & Response, aber auch schon mal fast im klassischen Songformat in die langen Stücke eingearbeitet. Und weil das Titelstück mit 31 Minuten noch zu kurz ist, gibt es im Anschluss gleich noch den 15 minütigen King Britt Remix, der zwar etwas aus dem Rahmen fällt, sich vor dem Rest aber ganz und gar nicht verstecken muss, sondern zeigt, dass Sunny Adés Stücke auch im modernen Gewand absolut großartig klingen ohne sich dabei bei irgend jemanden anzubiedern. Auf Bábá Mo Tundé gelingt schlicht und ergreifend alles, ein Meisterwerk!
Ich muss gestehen, dass ich Sunny Adés Musik bislang eher stiefmütterlich behandelt habe. Erst die Ankündigung dieses Albums brachte mich dazu, mich näher mit dem King of Juju zu beschäftigen, wobei auffällt, dass sein Katalog bei weitem nicht so gut verfügbar ist, wie der seines Landsmannes und ewigen Konkurrenten Fela Kuti, zumindest was die Alben der Prä-Island Zeit angehend. Hier wäre es wünschenswert, dass sich dem mal jemand annimmnt. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Album nicht wieder 10 Jahre dauern wird. Bis dahin ist man mit dem meisterhaften Bábá Mo Tundé bestens bedient.

(Mesa, Bluemoon / 2010)

Mittwoch, 6. Oktober 2010

African Spacecraft 8

Sendetermin: 05.10.2010

Playlist:

01 Femi Kuti - Do Your Best
02 Ofege - Whizzy Llabo
03 Ofo The Black Company - Eniaro
04 Segun Bucknor - Dye Dye
05 Keziah Jones - 1973 (Jokers Reparations)
06 Cheikh Lô - Bourama
07 Carlou D - Senregal
08 Oumar Ndiaye Xosluman - Senegal
09 Sister Fa - Sarabah
10 Alif - Bataxal
11 Daby Touré - Wasso