Manchmal ist es besser, wenn man ein Album einfach mal zurücklegt und ein paar Wochen später wieder hervorholt. Nachdem ich Djitoumou  zum ersten mal gehört hatte, war ich wenig begeistert. Wohl auch  deshalb, weil ich ein bisschen etwas anders erwartet hatte. Und zwar  rechnete ich mit einem Album im Stile von Ali Farka Toure oder Boubacar  Traore. Ersterer ist auf diesem Album sogar vertreten. Das Stück Bèrèbèrè  entstand 2006 kurz vor dessen Tod und ist wohl tatsächlich die letzte  Aufnahme, an der Ali Farka Toure beteiligt war. Ein letztes Highlight  sozusagen, denn das Stück unterstreicht einmal mehr den Ausnahmestatus  und die Genialität von Toure. Ansonsten bietet das Album einen Stilmix,  der es in seiner Gesamtheit nicht immer homogen wirken lässt. So klingt Sigui Ka Fô sehr nach amerikanischem Blues und das darauf folgende Bô Kolo  verbreitet orientalisches Flair. Richtig zusammenpassen will das hier  nicht, wenngleich beides durchaus seinen Reiz hat. Am besten ist das  Album immer dann, wenn sich Soumaoro, dessen Gesang mich manchmal an  seinen Landsmann Issa Bagayogo erinnert, seiner eignen Traditionen  besinnt, wie in N'tériou oder Yèrè djaté. Letzteres erinnert mit seinen Wassoulou Rhythmen ein bisschen and seine Landsfrau Oumou Sangare. Bei Mbaou fo  bewegt er sich dagegen weit nach Norden, genauer gesagt nach Algerien.  Beim Hören muss ich unweigerlich an Souad Massi denken. Und dann ist da  noch Femmes, je vous salue, das tatsächlich mit karibischen  Rhythmen aufwartet. Und am Ende singt dann auch noch Kandia Kouyate ein  paar Zeilen. Das Cover verrät leider nicht, wann diese Aufnahmen  entstanden sind, aber aktuell kann zumindest dieses Stück eigentlich  nicht sein, denn Kandia Kouyate erlitt im Jahr 2004 einen Schlaganfall,  von dem sie sich wohl nicht vollständig erholt hat. Wie dem auch sein,  obwohl das Stück wie ein Fremdkörper wirkt, ist es neben Bèrèbèrè enes der Highlights auf diesem Album. Und um den Stilmix noch zu vervollständigen, gibt es mit Né ni musiki  noch ein Stück Rumba, bei dem Rumba Legende Papa Noel die Gitarre  spielt. Apropos Gitarre, auf dem Cover ist Soumaoro mehrfach mit Gitarre  zu sehen. Auf diesem Album spielt er allerdings kein einziges mal  Gitarre. Das einzige Instrument, das er hier spielt, ist die Kamele  Ngoni.
Selbst in seiner Heimat ist Idrissa Soumaoro nur wenig bekannt. Er  spielte zwar auch mal bei den legendären Ambassadeurs Du Motel, aber als  Solist tritt er mit Djitoumou erst zum zweiten mal an, das Debüt Kote  erschien im Jahr 2003. Besser bekannt ist er als Lehrer an der  Blindenschule in Bamako und seinen bekanntesten Schüler waren Amadou  & Mariam.
Djitoumou ist ein Album, bei dem die Summe der Einzelteile mehr  ist als das Gesamtwerk. Das Album wirkt wie ein Best Of mit Songs, die  man nicht kennt. Ansonsten ist es natürlich dennoch empfehlenswert,  schon allein wegen der vermutlich nun wirklich letzten Ali Farka Toure  Aufnahme.
(Lusafrica / 2010)
Donnerstag, 28. Oktober 2010
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