Dienstag, 17. Februar 2009

U-Cef - Halalwood

Am Anfang war Hollywood, dann gab es Bollywood und nun haben wir also Halalwood. Und dabei hat nan Nollywood ganz vergessen, denn die nigerianische Filmschmiede ist mittlerweile die drittgrößte der Welt. Aber das ist eine andere Geschichte. Mit Film hat Halalwood dann auch nicht viel zu tun, vielmehr ist es das Ziel von U-Cef, seiner Heimat Marokko ein musikalisches Denkmal zu setzen und ihr somit einen Platz auf der musikalischen Weltkarte zu sichern. Basierend auf der Musik der Gnawa, einer ethnischen Minderheit in Marokko, gelingt hier die Verschmelzung verschiedenster Stile zu einer modernen, meist urbanen Musik, die Traditionen dennoch nicht scheut. Dabei agiert U-Cef in erster Linie als Produzent, Schlagzeuger und Percussionist, was ein gleichermaßen lange wie bunte Gästeliste zur Folge hat. So ist das tranceartige Hilal eine Gemeinschaftsarbeit mit Steve Hillage und dessen Frau Miquette Giraudy, die hier als Mirror System in Erscheinung tritt. Boolandrix legt dagegen mit knalligen Beats und verzerrten Gitarren die marokkanische Seite eines Jimi Hendrix frei, dessen Part hier von Bizmatik übernommen wird, der darüber hinaus auch die Raps beisteuert. Ouddamak ist dagegen ein Bastard aus orientalischem Marktplatz und Housemusik zu dem Natacha Atlas ihren Gesang beigesteuert hat. Bemerkenstwert ist auch die Zusammenarbeit mit Damon Albarn im Stück Stick, den U-Cef auf einer Flugreise nach Marokko näher kennengelernt hat. Albarn steuert hier neben Gesang auch Gitarre, Bass und Melodika bei und sorgt zusammen mit U-Cefs mächtigem Rhythmusfundament für ein faszinierendes Klangerlebnis. So unterschiedlich die einzelnen Stücke z.T. auch klingen mögen, die gemeinsame Grundlage, die Musik der Gnawa ist doch allgegenwärtig, was sich auch durch den Einsatz traditioneller Instrumente wie den Lauten Sintir und Gimbri auszeichnet. Die typische Trommel Tbel wird in MarhaBahia mit Sambatrommeln und Pfeifen kombiniert. Ya Rayah bekommt den Untertitel Urban Fix und ist ein Remix von Rachid Tahas Version auf dessen Album Diwân. Urban Fix trifft es in der Tat recht gut, denn durch den Beat bekommt das eher traditionelle Rai Stück einen R'n'B Anstrich. Auf Mo' Rock'n'Roll sollte ursprünglich Robert Plant singen, der auch schon zugesagt hatte. Jedoch war dessen Wunsch, dies mit einer marokkanischen Sängerin zu tun, nur schwer erfüllbar. 2 marokkanischen Diven sagten kurzfristig ab, da ihnen alles zu schnell ging und bis U-Cef endlich Mbarka verpflichten konnte, war Plant schon mit Alison Krauss auf Tour, so dass er keine Zeit mehr hatte. Mit Justin Adams an der Gitarre ist aber immerhin sein Gitarrist mit dabei und der Titel hält, was er verspricht: ein wildes orientalischen Rock'n'Roll Stück.
Aufgenommen wurde Halalwood hauptsächlich in U-Cefs Studio in London, aber auch in Paris, Casablanca, Marrakech und im Atlas Gebirge. Über 40 Musiker und Sänger aus unterschiedlichen Nationen waren an den Aufnahmen beteiligt und sorgen für eine aufregende Mischung aus westlicher Urbanität und nordafrikanischer Tradition.

(Crammed / 2008)