Donnerstag, 27. September 2007

Vieux Farka Toure - s/t

Wie der Vater so der Sohn. Nicht einmal ein Jahr nach dem Tod des großen Ali Farka Toure veröffentlichte dessen Sohn Vieux sein Debütalbum und es liegt durchaus der Verdacht nahe, dass hier schnelles Geld verdient werden wollte. Wenn man sich dieses Album dann aber anhört, wird man sehr schnell feststellen, dass dieser Verdacht nicht nur unbegründet sondern auch albern ist. Ali Farka Toure selbst wollte übrigens gar nicht, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt, damit er nicht die gleichen schlechten Erfahrungen mit dem Musikbusiness macht. Glücklicherweise hat sich Vieux sein Vorhaben nicht verbieten lassen und zunächst begonnen, Percussion zu spielen. Später hat er sich dann aber dazu entschlossen, es seinem Vater gleichzutun und Gitarre zu erlernen zu singen und Songs zu schreiben. Unterstützt wird er dabei nicht nur von seinem Vater auf dessen möglicherweise letzten Aufnahmen, sondern auch von solch Größen wie Toumani Diabate oder Bassekou Kouyate. Die musikalische Herkunft lässt sich freilich nicht verleugnen, was besonders gut im Stück Diallo zu hören ist, ein Wüstenblues, bei dem Ali Farka Toure die E-Gitarre übernimmt und der mit dem typischen Kalabasse-Rhythmus daherkommt. Genau wie sein Vater singt auch Vieux seine Lieder in verschiedenen Sprachen wie z.B. Sonrai, Bambara oder Fulani, alles Sprachen, die in Mali gesprochen werden. Hier und da beschreitet Vieux auch gänzlich neue Wege wie z.B. im Stück Ana, das den typischen Mali-Blues mit einem Reggae-Rhythmus kreuzt, inklusive Gebläse und Orgel. Die beiden Stücke mit Toumani Diabate dagegen sind auf Akustikgitarre und Kora reduzierte Instrumentals, die dem Album eine weitere Klangfarbe geben, vor allem das finale Diabaté, eine Hommage an den großen Koraspieler, der für Vieux wie ein Vater ist. Courage dagegen ist eine besondere Hommage an den Vater, dem übrigens auch das Album gewidmet ist, ein neu arrangiertes Stück von Issa Sory Bamba, der hier auch den Gesang übernimmt.
Vieux Farka Toures Debüt ist ein sehr vielschichtiges Werk geworden, das sich vor dem schweren Erbe seines Vaters sicher nicht verstecken muss und lässt zusammen mit Bassekou Kouyates Album Tinariwens Aman Iman 2007 doch um einiges hinter sich. Hoffen wir, dass er noch einige Alben von diesem Kaliber folgen lässt.

(World Village / 2007)

Montag, 3. September 2007

Simphiwe Dana - Zandisile

Ich habe eine neue Lieblingssängerin: Simphiwe Dana aus Südafrika. Dort bereits ein preigekrönter Star veröffentlichte sie 2004 ihr Debüt Zandisile, ein Album, das traditionelle Klänge mit Gospel, Soul und Chorgesängen kombiniert. Aufgewachsen in der Transkei im Osten des Landes, sang sie bereits in ihrer Kindheit beim Wasserholen Kirchen- und Hochzeitslieder. Schon in diesen jungen Jahren entschloss sie sich Sängerin zu werden. Doch zunächst studierte sie Informationstechnik und Grafikdesign, ehe sie 2002 in Johannesburg von Musikpromotern bei kleinen Clubauftritten entdeckt wurde. Nur zwei Jahre später kam dann der Durchbruch mit ihrem Debütalbum und einem Auftritt in der Johannesburg Music Hall zusammen mit Angelique Kidjo, was in der Folge auch dazu führte, dass sie, wie viele andere junge andere Künstlerinnen des öfteren mit der jungen Miriam Makeba verglichen wurde. Ein Vergleich, den sie selbst zwar einerseit etwas unfair findet, dessen Bedeutung aber durchaus zu schätzen weiß. An anderer Stelle wird sie auch schon mal gerne mit Erykah Badu verglichen, mit der sie zumindest die Vorliebe für ausgefallene Kopfbedeckungen teilt.
Zandisile bedeutet "Die, die sich ihren Traum erfüllt", und einen Traum hat sich Simphiwe Dana mit diesem Album wahrlich erfüllt. Bis auf zwei Ausnahmen singt sie ihre Songs, die sie auch selbst schreibt, in ihrer Muttersprache Xhosa, da sie nur in ihrer Muttersprache aussagen kann, was sie wirklich meint, wie sie in einem Interview erzählte. So ist ihr Kompositionsstil in seinen Harmonien und seiner Tonalität stark vom Xhosa Volk beinflusst aber auch von den kirchlichen Gesängen ihrer Mutter. Das Album beginnt mit Vukani, einem Stück, das Disco- und Jazzrhythmen miteinander kombiniert. Der Titelsong ist dagegen ein magisches Stück Soul mit südafrikanischen Chören und Simphiwes traumhafter Stimme, die einen direkt ins Herz trifft. Überhaupt ist es die Gesangsarbeit, die dieses Album zu etwas Besonderem macht, unaufdringlich und doch unverzichtbar wie im Stück Ndiredi, bei dem die großartigen Wechsel zwischen Solostimme und Chor begeistern. Hier und da wird aber auch ein Blick über den eigenen musikalischen Tellerrand gewagt. So erklingen in Make a tribe, einem von zwei auf Englisch gesungenen Stücke, die Laute Oud sowie Tabla und andere Percussioninstrumente und sorgen somit für ein leicht arabisches Flair. Troubled soldier dagegen setzt auf den dezenten Einsatz von Elektronik und einen hypnotischen Beat, dem man sich kaum entziehen kann. Dazwischen gibt es immer wieder phantastische Midtemposoulstücke wie z.B. Ingoma und Induku basiert gar auf einer Art Reggae Rhythmus. Die letzten beiden Stücke kommen jedoch ganz ohne Instrumente aus und zeigen noch einmal die ganze Klasse von Simphiwe und ihrem Chor und sorgen selbst bei jemanden wie mir, der ansonsten mit A-Capella nicht so viel anfangen kann, für Gänsehaut. Aber die Stimmen sind einfach viel zu großartig, als dass man sich ihnen einfach so entziehen könnte.
Mit zwei Jahren Verspätung erschien das Album im Sommer 2006 auch in Europa. Im selben Jahr veröffentlichte Simphiwe Dana in Südafrika bereits ihr zweites Album, welches im Herbst dieses Jahres auch hierzulande auf den Markt kommen soll. Dort soll neben einem Streichorchester auch ein 50-köpfiger Chor zu hören sein. Man darf also gespannt sein.

(Skip Records / 2006)