Dienstag, 20. Oktober 2009

Richard Bona - The Ten Shades Of Blues

"A few notes where each one has the strength to reach out and touch you. They're present in all kinds of popular music everywhere in the world, they resound in people's hearts. There's also a particular way to play them and join them together."

Richard Bona



Richard Bonas Beschreibung des Blues ist mehr als passend für dieses Album. Ohne diese Eklärung könnte der Titel durchaus in die Irre führen, denn wer hier 10 klassische 12-Takter erwartet, liegt falsch. Allenfalls Yara's Blues bietet klassischen Blues, zumal es auch auf Englisch gesugen wird, obwohl Bona den Text zunächst in Douala verfasste. The Ten Shades Of Blues erforscht vielmehr unterschiedliche Auffassungen des Blues verschiedener Kulturen. Nach eigener Aussage präsentiert das Album also 10 Arten den Blues zu spielen. Als Grundlage dient dazu der geschmeidige Bona Sound, der sich aus Jazz, Soul, Funk und den Rhythmen seiner Heimat Kamerun zusammensetzt. Ein perfektes Fundament für Bonas Projekt, dass mit dem indisch beeinflussten Shiva Mantra beginnt. Ein afroinidsches Klanggemälde, bei dem neben diversen Trommeln wie Mridangam und Tabla auch eine Sitar zum Einsatz kommt. Den Gesang übernehmen neben Bona Shankar Mahadevan und Nandini Srikar. Das Stück ist eine Beschwörung der Göttin Shiva und wurde in Bombay, Neu Delhi und Madras mit Musikern aufgenommen, die Bona auf seinen vorangegangenen Tourneen getroffen hat. Ganz anders ist dagegen das urbane Soul Stück Good Times, bei dem Frank McComb den Gesang übernommen hat und für den Bona auch schon Bass gespielt hat. Ein weiteres Highlight ist Kurumalete, das in seiner Polyrhythmik an senegalesischen Mbalax erinnert. Das Stück handelt davon, dass man sich nicht zu sehr hinter seinem Glauben verstecken sollte. Ebenfalls eine neue musikalische Nuance in Bonas Kosmos bietet African Cowboy, dessen Titel hält, was er verspricht. Stilistisch kann man es als Afro Country bezeichnen, inklusive Banjo und Geige, wobei das Banjo auch in Kamerun verbreitet ist. Der African Cowboy ist Bona selbst, der auch ein Faible für Country Musik hat. Dem seiner Frau gewidmeten Yara's Blues kommt Bona schließlich der klassischen Vorstellung von Blues am nächsten, inklusive Bluesharp und Hammond Orgel.
Trotz seiner Vielschichtigkeit wirken Bonas Ten Shades Of Blues zu keiner Zeit beliebig sondern bilden ein homogens Ganzes, das von Bonas samtweicher Stimme und seinem markanten Bassspiel zusammengehalten wird. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man seine Musik als Easy Listening abtun, unter der Oberfläche brodelt es jedoch spürbar. Auf höchstem Niveau gelingt ihm somit sein vielleicht bislang bestes Album.

( Wrasse Records / 2009)

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Netsayi - Monkey's Wedding

2006 war Chimurenga Soul eines jener Alben, die einen unweigerlich in ihren Bann zogen. In z.T. episch ausufernden, in Jazz und Soul gebetteten Songs gelang Netsayi ein ganz erstaunliches und außergewöhnliches Debütalbum. 2 Jahre später ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Monkeys' Wedding markiert eine völlige Kehrtwende und präsentiert größenteils kurze und eingänge und vor allem am Pop orientierte Stücke. Einzig ihr markantes Songwriting ist quasi als Vistienkarte übrig geblieben und sorgt für die nötigen Ecken und Kanten. Und wenn sich der erste Schreck gelegt hat, wird man schnell feststellen, dass sich diese konsequente Weiterentwicklung mehr als gelohnt hat. Die einzelnen Stücke sprühen nur so vor Einfallsreichtum und mit jedem Hören entdeckt mam neue Nuancen, die zuvor noch nicht aufgefallen waren. Allein für Kleinode wie Toy Soldiers oder Money Drum muss man dieses Album schon lieben, aber auch die ätzende Abrechnung mit falschen Freunden in Weaves And Magazines oder das witzige Top Cop, das traditionelle Mbira Klänge auf die E-Gitarre überträgt, wie dies Thomas Mapfumo schon in den 70er Jahren perfektionisiert hat. Dazwischen gibt es ein wunderbares A-Capella Stück namens Ishe Komberera, das einzige Stück, das sie in ihrer Muttersprache Shona singt und eine Coverversion von Gilberto Gils Queremos Saber. Auch ruhigere Stücke wie Teenagers, ein nostalgischer aber nicht sentimentaler Blick zurück in die Jugendzeit in Harare oder das wunderbare Jacarandes ganz am Ende, bei dem sie nur noch von einem Piano und einer Trompete begleitet wird, reihen sich perfekt ein in Dutzend hervorragender Songs. Diese sind in eigentständige Arrangements gepackt, die klanglich ziwschen Simbabwe und dem Rest der Welt pendeln. Dabei schreckt Netsayi auch nicht vor programmierten Beats und antiquierten 80er Jahre Keyboards zurück, sondern kombiniert diese mit Percussion, Gitarren, Townshipgesängen und vielem mehr.
Unterm Strich geht Monkeys' Wedding der Gefahr sich zu wiederholen konsequent aus dem Weg und sorgt somit sicher für eine der Überraschungen des Jahres, zumindest wenn man den Vorgänger kennt. Nichtsdesotrotz muss sich das Album in keinster Weise vor dem großartigen Debüt verstecken.

(World Connection / 2009)

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Daby Balde - Le Marigot Club Dakar

Einen Gimmick der besonderen Art wurde dem zweiten Album von Daby Balde beigelegt, nämlich einen Getränkegutschein für den titelgebenden Club in Dakar, einzulösen bis Ende 2010. Wer zufällig mal in Dakar sein und diesem Club einen Besuch abstatten möchte, sollte darauf achten, dass es ein Tag ist, an dem Daby Balde selbst eine Auftritt hat, es dürfte sich lohnen. Der aus der Casamance im Süden Senegals stammende Balde hat diesen Club gegründet, um die Fula Traditionen zu erhalten, was im von Wolof und damit Mbalax aber auch HipHop dominierten Dakar eher eine Seltenheit sein dürfte. Und so hat die Musik auch recht wenig mit der seines weitaus promineteren Landsmannes Youssou N'Dour zu tun. Vielmehr erinnert mich die Musik an die traditionelleren Werke der ebenfalls aus der Casamance stammende Band Toure Kunda, irgendwo zischen den Alben Amadou Tilo und Casamance Au Clair De Lune. Im Grunde handelt es sich bei Le Marigot Club Dakar um ein senegalesisches Singer/Songwriter Album, bei dem auch europäische Einflüsse nicht außen vobleiben. So ist bereits im ersten Stück Yaye Boye ein Saxophon zu hören, eingebettet in akustische Gitarren und ein paar Percussion. An anderen Stellen tauchen auch Violinen auf aber auch Kora und Balafon kommen hier und da zum Einsatz. Was Balde auszeichnet ist neben seiner Stimme ein Händchen für gleichermaßen elegante wie hypnotische Melodien, die in der Regel sparsam arrangiert und auf das Wesentliche ausgerichtet wurde. Seine Texte handeln auch schon mal von Korruption wie in Lambe Leydi oder auch von tragischen Ereignissen, wie dem Untergang der seneglesischen Passagierfähre Le Joola vor der Küste Gambias im Jahr 2002, bei dem knapp 2000 Menschen ums Leben kamen. Andere Songs handeln von Armut oder klischeehaften Denken üner den Senegal im Speziellen und Afrika im Allgemeinen. Gepackt in wunderbare Songs und Arrangements ergibt das großartiges Album. Santé!

(Riverboat / 2009)