Samstag, 24. Juli 2010

Staff Benda Bilili, Live in Frankfurt (23.07.2010)

Staff Benda Bilili an einem lauschigen Sommerabend im Frankfurter Palmengarten, das klingt nach einer idealen Kombination und tatsächlich gibt es auch nur einen Kritikpunkt am Veranstalter: es befanden sich einfach zu viele Sitzbänke im Pavillon. Am Ende haben sich die Musiker in ihren Rollstühlen vermutlich mehr bewegt als ein großer Teil des stocksteifen Publikums. Aber egal, der Spielfreude dieser Straßenmusiker aus Kinshasa, die trotz des durchaus vorhandenen Erfolges ihres Debütalbums in ihrer Heimat immer noch obdachlos sind, tat das keinen Abbruch. Am Ende gab es stehende Ovationen für die Musiker und die mitgebrachten CDs ihres Albums waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Geboten wurden die Songs des Albums in z.T. ausufernden Versionen mit schier unglaublichen solistischen Einlagen ihres 17-jährigen "Satongisten" Roger Landu, der an seinem selbsterfundenen und -gebauten Instrument, der Satonge, wunderliche Dinge vollbrachte. Aus einer Konservendose einem Holzbogen und einer Saite zusammengebaut, sorgt u.a. dieses Instrument für unvergleichlichen Bilili Sound. Auch Drummer Cubain Kabeya hat sein Drumkit aus Gegenständen zusammengebaut, die man auf Schrottplätzen und Müllhalden finden kann um darauf für die rhythmische Finessen der Band zu sorgen, die sich bekanntermaßen zwischen klassischer kongolesischer Rumba, Soul und Funk bewegte. Dabei tut sie dies auf ihre völlig eigene und unverkennbare Art und Weise. Großartig, sensationell, fulminant und auf jeden Fall hörens- und sehenswert.

Freitag, 23. Juli 2010

African Spacecraft Special #1, Longtracks


Sendetermin: 22.07.2010

Playlist:

01 Franco & Sam Mangwana - Coopération
02 Fela Ransome Kuti & Africa 70 - Lady
03 Étoile De Dakar - Thiapa Thioly
04 Bembeya Jazz - Super Tentemba

Mittwoch, 14. Juli 2010

Lokua Kanza - Nkolo

Es sieht so aus, als stehe Lokua Kanza am Ufer des Kongo, tatsächlich aber wurde das Bild für das Cover in Brasilien aufgenommen, wo Kanza auch zeitweise lebt. Die Musik auf Nkolo hat aber kaum brasilianische Einflüsse und auch Rumba oder Soukous Klänge sucht man hier vergeblich. Lokua Kanza ist ein Singer/Songrwiter, der hier zumeist auf ruhige und zurückhaltende Klänge setzt, dabei aber nie langweilig wirkt und auch wenn auf dem Cover vermutlich der Amazonas zu sehen ist, so ist es doch der Kongo, der durch diese Songs fließt. Ich muss gestehen, dass ich mich mit Kanza bislang nicht beschäftigt hatte. Möglicherweise wirkte die Tatsache, dass Kanza in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts Teil von Peter Maffays Begegnungen war im Unterbewusstsein zu schwer.
Als Ausgangspunkt des Albums dient eine Kalimba, jenes Daumenklavier, das im Kongo auch als Likembe bekannt ist und im ersten Stück Elanga Ya Muinda eine tragende Rolle spielt. Es war übrigens keine geringere als Mirirma Makeba, die Lokua Kanza dazu inspirierte, Musiker zu werden. Im Alter von 13 Jahren sah er ein Konzert von ihr und beschloss sofort, es ihr gleich zu tun. Seine inzwischen 25-jährige Tochter Malaika benannte er nach dem gleichnamigen Makeba Song und mir ihr zusammen singt er auch das Titelstück des Albums. Wurde auf dem Vorgänger Plus Vivant noch ausschließlich französisch gesungen, so ist dieses mal wieder hauptsächlich Lingala die verwendetete Sprache. Ausnahme ist das auf portugiesisch vorgetragene und von einem Piano getragene Vou Ver, das Kanza zusammen mit dem Brasilianer Vander Lee eingesungen hat. Das für Kanza Verhältnisse fast schon energische Dipano besteht dagegen zum Teil aus einer Phantasiesprache. Das Gospelstück Mapendo wiederum ist ein Antikriegssong mit Bezug auf Ruanda, der Heimat Kanzas Mutter. Es ist schon beeindruckend, wie Kanza hier verschiedene Spielarten unter einen Hut bringt und zu einem homogenen Ganzen zusammenfügt. Darunter finden sich mit Loyenge auch Vokaleinsätze, die an Bobby McFerrin oder Gino Sitson erinnern. Und mit On Veut Du Soleil gelingt nebenbei auch noch ein nahezu perfekter Popchanson.
Als Inspiration für dieses Album diente nach eigener Aussage das Debütalbum aus dem Jahr 1993, dessen Songs Kanza sich zuvor nie angehört hatte. Nkolo scheint es aber in jedem Fall geholfen zu haben: ein ausgezeichnetes Album!

(World Village / 2010)