Schon vor einigen Jahren entdeckte ich Fatoumata Diawaras MySpace-Seite und die darauf vorgestellten Songs begeisterten mich so sehr, dass ich mir am liebsten sofort all ihre Alben gekauft hätte, wenn es nur welche gegeben hätte.
Geboren wurde die Malierin 1982 in Côte d'Ivoire ihre eigentliche Heimat ist aber die Wassoulou Region in Mali. Im Alter von 18 Jahren zog sie nach Frankreich um dort zunächst als Schauspielerin zu arbeiten. Mitte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend widmete sie sich verstärkt der Musik und und wirkte 2007 auf Dee Dee Bridgewaters Red Earth Album mit. 2010 sang sie beim AfroCubism Projekt bei 2 Stücken im Chor und ein Duett mit Dobet Gnahore auf deren letztem Album. In diesem Jahr sang sie mit dem legendären Orchestre Poly Rythmo ein Stück auf deren Comback Album Cotonou Club und vor kurzem erschien nun also auf World Circuit endlich das lange ersehnte Debütalbum Fatou. Und das Warten soll nicht umsonst gewesen sein. Musikalisch bietet das Album eine traditionelle Wassoulou Musik im modernen Singer/Songwriter Gewand, die hier und da an Labelkollegin Oumou Sangare erinnert und dabei eingängiger aber nicht minder aufregend ist. Im Stück Makoun Oumoun singt sie gar ein Loblied auf ihre Landsfrau, der sie im Grunde gar nicht so unähnlich ist, auch wenn sie im Song davon singt, dass sie nicht immer so mutig war wie Sangare.
Die Umsetzung des Albums ist meist zurückhaltend, ganz auf Diawaras wunderbare und niemals aufdringliche Stimme ausgerichtet. Sie selbst begleitet sich auf der Akustikgitarre, was alleine schon ausgesprochen gut funktioniert, wie man im großartigen Alama hören kann. In anderen Stücken setzt Moh Kouyate feine Licks auf der E-Gitarre und hier und das gesellen sich eine Ngoni oder eine Kamelen Ngoni, die alte Jägerharfe, dazu während den Rhythmus meist dezent gespielte Percussion besorgen. Die Ausnahme ist hier das Stück Mousso, bei dem Labelkollege Tony Allen mit seinem typischen Doppelschlag für eine leichte Afrobeat Atmosphäre sorgt. Auf Wililé dagegen setzt ein weiterer Labelkollege, nämlich Toumani Diabtate mit seiner Kora Akzente. Gleichermaßen erstaunlich wie erfreulich ist die Fülle an memorablen und gleichzeitig eingängigen Melodien, die dem gesamten Album ein gewisses Popflair verpassen, aber dennoch genügend Ecken und Kanten vorzuweisen haben, um auf Dauer zu bestehen und somit für ein mehr als gelungenes, ja sogar ausgezeichnetes Debüt sorgen.
(World Circuit / 2011)
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Dienstag, 11. Oktober 2011
Dienstag, 16. August 2011
African Spacecraft 22: Tony Allen got me dancing!
Sendetermin: 16.08.2011
Playlist
01 Tony Allen & Afrika 70 - Afro Disco Beat
02 Tony Allen & His Afro Messengers - Love Is A Natural Thing
03 Tony Allen - Get Together
04 Tony Allen - Don't Fight
05 Tony Allen - Kilode
06 Tony Allen & Jimi Tenor - 3 Continents
Playlist
01 Tony Allen & Afrika 70 - Afro Disco Beat
02 Tony Allen & His Afro Messengers - Love Is A Natural Thing
03 Tony Allen - Get Together
04 Tony Allen - Don't Fight
05 Tony Allen - Kilode
06 Tony Allen & Jimi Tenor - 3 Continents
Donnerstag, 4. August 2011
Jimi Tenor & Tony Allen & Band - Live in Frankfurt (02.08.2011)
Es ist schon erstaunlich, mit welch einer Beharrlichkeit ein Teil des Publikums bis zum Schluß vor der Bühne einfach sitzen- oder gar liegengeblieben ist. Das nahm bisweilen gar bizarre Züge an, wenn z.B. jemand gebückt vorne an der Bühne vorbeigelaufen ist, nur um dem sitzenden Mob auch nicht eine Sekunde die Sicht zu versperren. Leider verkam das Konzert dadurch vor allem am Anfang zu einer ziemlich spießigen Angelegenheit und auch ich wurde mehrfach angeblafft, ihm Weg zu stehen.Viele brachten sich Decken oder Campingstühle von zu Hause mit wodurch der Bereich vor der Bühne quasi zur Campingfläche mutierte.Auch eine Ansage von MC Allonymous, dass man in Nigeria bei Konzerten nicht sitzt, wurde weitestgehend ignoriert und so machte die Band nach ca. 40 Minuten erst einmal eine Pause. Ob es am trägen Publikum lag oder so geplant war weiß ich nicht, Staff Benda Bilili hatten das im letzten Jahr jedenfalls nicht nötig. Zumindest gab es mir aber die Gelegenheit, völlig verägert zum Getränkestand zu gehen und mir ein Bier zu holen. Dort musste ich dann noch hören, wie jemand meinte, das Ganze sei ihm zu afrikanisch und zu wenig jazzig. Das war dann auch der Moment, an dem ich beschloss, mir dieses Konzert nicht länger versauen zu lassen, immerhin spielte die Band bis dahin ganz ausgezeichnet und im ersten Teil gab es vor allem die kürzeren Stücke des Inspiration Information Albums wie z.B. My Selfish Gene, bei dem Jimi Tenor, der mich optisch irgendwie an den jungen Klaus Doldinger erinnerte, den Gesang übernahm.
Zurück vor der Bühne war ich dann glücklicherweise auch nicht mehr der einzige, der nicht länger sitzen wollte und mit ein paar anderen eroberte ich zumindest eine kleine Fläche, immerhin spielte Tony Allen und der hatte samt Band einfach ein besseres Publikum verdient. Der 2. Teil der Show bestand dann aus langen und meist improvisierten Stücken, bei denen endgültig der Groove im Vordergrund stand wie z.B. bei Three Continents. In die langen Jams wurden immer wieder auch kurze Soloeinlagen von Schlagzeug, Bass, Percussion oder Saxofon sowie elektronische Effekte von Tenor eingebettet, was aber zu keiner Zeit für Längen sorgte. Nach nur ca. 45 Minuten war auch dieser zweite Teil zu Ende und danach gab es mit Mama England noch eine Zugabe bevor das Konzert endgültig zu Ende war.
Musikalisch war dieser Auftrit durchweg superb, für die eigenartige Atmosphäre und das behäbige Publikum konnte die Band freilich nichts. Das war vor ein paar Wochen bei Seun Kuti in Karlsruhe deutlich besser, da wäre zumindest keiner auf die Idee gekommen, sich hinzusetzen. Wobei ich mich sowieso wundere, wie man bei dieser Art Musik ruhig sitzenbleiben kann.
Zurück vor der Bühne war ich dann glücklicherweise auch nicht mehr der einzige, der nicht länger sitzen wollte und mit ein paar anderen eroberte ich zumindest eine kleine Fläche, immerhin spielte Tony Allen und der hatte samt Band einfach ein besseres Publikum verdient. Der 2. Teil der Show bestand dann aus langen und meist improvisierten Stücken, bei denen endgültig der Groove im Vordergrund stand wie z.B. bei Three Continents. In die langen Jams wurden immer wieder auch kurze Soloeinlagen von Schlagzeug, Bass, Percussion oder Saxofon sowie elektronische Effekte von Tenor eingebettet, was aber zu keiner Zeit für Längen sorgte. Nach nur ca. 45 Minuten war auch dieser zweite Teil zu Ende und danach gab es mit Mama England noch eine Zugabe bevor das Konzert endgültig zu Ende war.
Musikalisch war dieser Auftrit durchweg superb, für die eigenartige Atmosphäre und das behäbige Publikum konnte die Band freilich nichts. Das war vor ein paar Wochen bei Seun Kuti in Karlsruhe deutlich besser, da wäre zumindest keiner auf die Idee gekommen, sich hinzusetzen. Wobei ich mich sowieso wundere, wie man bei dieser Art Musik ruhig sitzenbleiben kann.
Mittwoch, 8. Dezember 2010
African Spacecraft 10
Sendetermin 07.12.2010
Playlist:
01 Femi Kuti - Dem Bobo
02 Seun Kuti and Fela's Egypt 80 - Don't Give That Shit To Me
03 Ebo Taylor - African Woman
04 Tony Allen - Asiko
05 Femi Kuti - Make We Remember
06 Femi Kuti - E No Good
07 Fela and Afrika 70 - Sorrow, Tears And Blood
Playlist:
01 Femi Kuti - Dem Bobo
02 Seun Kuti and Fela's Egypt 80 - Don't Give That Shit To Me
03 Ebo Taylor - African Woman
04 Tony Allen - Asiko
05 Femi Kuti - Make We Remember
06 Femi Kuti - E No Good
07 Fela and Afrika 70 - Sorrow, Tears And Blood
Labels:
Femi Kuti,
Playlist,
Seun Kuti,
Tony Allen
Freitag, 27. August 2010
African Spacecraft Special #2, Longtracks 2
Sendetermin: 26.08.2010
Playlist:
01 Salif Keïta - Soro (Afriki)
02 Tony Allen & Afrika 70 - No Acommodation For Lagos
03 Kasai Allstars - Mbua-A-Matumba
04 Simphiwe Dana - The One Love Movement, Parts I & II
Playlist:
01 Salif Keïta - Soro (Afriki)
02 Tony Allen & Afrika 70 - No Acommodation For Lagos
03 Kasai Allstars - Mbua-A-Matumba
04 Simphiwe Dana - The One Love Movement, Parts I & II
Mittwoch, 3. Februar 2010
African Spacecraft 1
Sendetermin: 02.02.2010
Playlist:
01 Justin Adams & Juldeh Camara – Sahara
02 Thandiswa – Ibokwe
03 Staff Benda Bilili – Je t'aime
04 Group Bombino – Imuhar
05 Vieux Farka Toure – Fafa
06 Mamadou Barry feat. Sia Tolno – Soumbouya
07 Tony Allen – Iyo
08 Richard Bona – African Cowboy
09 Rachid Taha - It's An Arabian Song
10 Bassekou Kouyate & Ngoni Ba – Musow
11 BLK JKS - Tselane
Playlist:
01 Justin Adams & Juldeh Camara – Sahara
02 Thandiswa – Ibokwe
03 Staff Benda Bilili – Je t'aime
04 Group Bombino – Imuhar
05 Vieux Farka Toure – Fafa
06 Mamadou Barry feat. Sia Tolno – Soumbouya
07 Tony Allen – Iyo
08 Richard Bona – African Cowboy
09 Rachid Taha - It's An Arabian Song
10 Bassekou Kouyate & Ngoni Ba – Musow
11 BLK JKS - Tselane
Labels:
Bassekou Kouyate,
Playlist,
Tony Allen,
Vieux Farka Toure
Freitag, 26. Juni 2009
Tony Allen - Secret Agent
The Masterdrummer is back again! Ein Tony Allen Album kann gar nicht schlecht sein und er ist wohl der einzige Schlagzeuger, von dem ich mir ein Soloalbum, also ausschließlich Schlagzeug, kaufen würde. Dabei hört man es dem Album zunächst gar nicht an, dass es das Album eines Schlagzeugers ist: keine Egotrips, keine endlosen Soli dafür aber der ultimative Beat. Tony Allens pulsierendes Rhythmusgeflecht wirkt bisweilen unscheinbar, ist aber unersetzbarer Bestandteil der Musik. Das erkannte auch Fela Kuti mitte der 60er Jahre und stellte fest, dass Allen klinge, als würden 4 Schlagzeuger gleichzeitig spielen. Allen, der sich das Schlagzeugspielen durch das Hören seiner Vorbilder Gene Krupa, Art Blakey und Max Roach selbst beibrachte, begründete dies damit, dass er die Rhythmen unterschiedlicher Musikrichtungen wie Jazz, Funk und Soul mit den eigenen Yoruba Rhythmen kombinierte. Und somit kann man Allens Anteil an der Entwicklung des Afrobeat gar nicht unterschätzen, zudem war er in Felas Band Africa 70 der inoffizielle musikalische Leiter. Als er die Band Ende der 70er verließ, versuchte Fela in seiner neuen Band Egypt 80, Allens Schlagzeugspiel durch 4 Schlagzeuger zu ersetzen.
Tony Allen selbst machte sich was Plattenveröffentlichungen angeht eher rar. Die ersten 3 Soloalben nahm er bereits zu Africa 70 Zeiten mit eben jener Band auf und gründetete nach seinem Abgang die Afro Messengers, mit der aber nur das Album No Discrimination aufnahm und mit dem er den Afrobeat zumindest künstlerisch erfolgreich in die 80er Jahre überführte. In den folgenden Jahren agierte er hauptsächlich als Sessionmusiker und Anfang des neuen Jahrtausends wurde er schließlich von Damon Albarn entdeckt, der im Song Music Is My Radar bekannte: "Tony Allen got me dancing". Albarn wirkte 2002 auch auf dem Album Homecooking mit, auf dem Allen den Afrobeat für das enue Jahrtausend erschuf. Mit Lagos No Shaking kehrte der bereits in den 80er Jahren nach Paris ausgewandere Allen 2006 zu seinen Wurzeln zurück und nahm in seiner früheren Heimat ein nahezu klassisches Afrobeat Album auf.
Secret Agent knüpft an seinen Vorgänger an, präsentiert allerdings auch die ein oder andere Neuerung. So kommt in den Stücken Ijo und Nina Lowo durch den Einsatz eines Akkordeons ein ganz kleines bisschen französisches Flair auf. Beide Stücke werden von der großartigen AYO (nicht zu verwechseln mit Ayo.) gesungen. Allen überlässt den Gesang auf diesem Album zum großen Teil Gästen und übernimmt das Mikro nur beim Titelstück und beim abschließenden Elewon Po, beides politische Stücke, wenngleich natürlich deutlich zurückhaltender vorgetragen als dies einst bei Fela der Fall war. Allen war schon damals der Ruhepol und sozusagen das ideale Gegenstück zu Fela.
Was das Album auszeichnet sind natürlich Allens Drumpatterns, ohne die das alles vermutlich nur halb so gut wäre. Sobald der Groove einsetzt kann er sich fast alles erlauben, weiß aber dennoch auch kompositorisch zu überzeugen. Die Texte haben meist die jeweiligen Sänger geschrieben und mit Atuwaba gibt es gar ein kurzes A-Capella Stück, ebenfalls von AYO gesungen, das mehr nach Zulu als nach Yoruba klingt. Ansonsten überwiegt selbstvertständlich der Afrobeat, der im Vergleich zu Africa 70 deutlich kürzer und kompakter daherkommt und mit King Odudu hat Allen sogar einen Sänger gefunden, dessen Stimme der eines Fela nicht unähnlich klingt. Nachhören kann man dies in den beiden Stücken Celebrate und Pariwo, die beide ungemein entspannt und lässig wirken. Und es ist vor allem das Entspannte und Lässige, das Tony Allens Schlagzeugspiel auszeichnet, kein Kraftakt sondern locker aus dem Handgelenk geschüttelt. Eine Fähigkeit, die er nach eigenen Aussagen in den Clubs von Lagos gelernt hat, denn dort dauern Konzerte nicht 2 sondern 6 Stunden, so dass man seine Kräfte einteilen muss.
Secret Agent bietet zwar nicht viel Neues, dafür aber das Alte auf gewohnt hohem Niveau. Kaum zu glauben, dass Tony Allen nächstes Jahr schon 70 wird, man hört und sieht es ihm nicht an. Möge er uns noch mit vielen solcher Alben beglücken.
(World Circuit / 2009)
Tony Allen selbst machte sich was Plattenveröffentlichungen angeht eher rar. Die ersten 3 Soloalben nahm er bereits zu Africa 70 Zeiten mit eben jener Band auf und gründetete nach seinem Abgang die Afro Messengers, mit der aber nur das Album No Discrimination aufnahm und mit dem er den Afrobeat zumindest künstlerisch erfolgreich in die 80er Jahre überführte. In den folgenden Jahren agierte er hauptsächlich als Sessionmusiker und Anfang des neuen Jahrtausends wurde er schließlich von Damon Albarn entdeckt, der im Song Music Is My Radar bekannte: "Tony Allen got me dancing". Albarn wirkte 2002 auch auf dem Album Homecooking mit, auf dem Allen den Afrobeat für das enue Jahrtausend erschuf. Mit Lagos No Shaking kehrte der bereits in den 80er Jahren nach Paris ausgewandere Allen 2006 zu seinen Wurzeln zurück und nahm in seiner früheren Heimat ein nahezu klassisches Afrobeat Album auf.
Secret Agent knüpft an seinen Vorgänger an, präsentiert allerdings auch die ein oder andere Neuerung. So kommt in den Stücken Ijo und Nina Lowo durch den Einsatz eines Akkordeons ein ganz kleines bisschen französisches Flair auf. Beide Stücke werden von der großartigen AYO (nicht zu verwechseln mit Ayo.) gesungen. Allen überlässt den Gesang auf diesem Album zum großen Teil Gästen und übernimmt das Mikro nur beim Titelstück und beim abschließenden Elewon Po, beides politische Stücke, wenngleich natürlich deutlich zurückhaltender vorgetragen als dies einst bei Fela der Fall war. Allen war schon damals der Ruhepol und sozusagen das ideale Gegenstück zu Fela.
Was das Album auszeichnet sind natürlich Allens Drumpatterns, ohne die das alles vermutlich nur halb so gut wäre. Sobald der Groove einsetzt kann er sich fast alles erlauben, weiß aber dennoch auch kompositorisch zu überzeugen. Die Texte haben meist die jeweiligen Sänger geschrieben und mit Atuwaba gibt es gar ein kurzes A-Capella Stück, ebenfalls von AYO gesungen, das mehr nach Zulu als nach Yoruba klingt. Ansonsten überwiegt selbstvertständlich der Afrobeat, der im Vergleich zu Africa 70 deutlich kürzer und kompakter daherkommt und mit King Odudu hat Allen sogar einen Sänger gefunden, dessen Stimme der eines Fela nicht unähnlich klingt. Nachhören kann man dies in den beiden Stücken Celebrate und Pariwo, die beide ungemein entspannt und lässig wirken. Und es ist vor allem das Entspannte und Lässige, das Tony Allens Schlagzeugspiel auszeichnet, kein Kraftakt sondern locker aus dem Handgelenk geschüttelt. Eine Fähigkeit, die er nach eigenen Aussagen in den Clubs von Lagos gelernt hat, denn dort dauern Konzerte nicht 2 sondern 6 Stunden, so dass man seine Kräfte einteilen muss.
Secret Agent bietet zwar nicht viel Neues, dafür aber das Alte auf gewohnt hohem Niveau. Kaum zu glauben, dass Tony Allen nächstes Jahr schon 70 wird, man hört und sieht es ihm nicht an. Möge er uns noch mit vielen solcher Alben beglücken.
(World Circuit / 2009)
Donnerstag, 13. Dezember 2007
Tony Allen - Afro Disco Beat
Tony Allens Bedeutung für Africa 70 kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Als Schlagzeuger und musikalischer Direktor prägte er den Sound dieser Band entscheidend mit und gilt zusammen mit Fela Kuti als Erfinder des Afrobeat. Kennengelernt haben sich Fela und Tony Allen bereits 1964, als sich Allen um die Stelle des Schlagzeugers in Felas damaliger Band bewarb. Fela war von Anfang an erstaunt über Allens Fähigkeiten gleichermaßen Jazz und Highlife spielen zu können und sagte einmal, dass es klinge als würden 4 Schlagzeuger gleichzeitig spielen. Dennoch hatte Allen innerhalb dieser Band und auch später bei Africa 70 keine Sonderstellung und enthielt die gleiche Entlohnung wie die anderen Mitglieder auch. Fela, als offizieller Leiter der Band und Betreiber des Shrine Clubs in Lagos in dem sie regelmäßig auftrat, kümmerte sich um die Einnahmen und zahlte den Mitgliedern der Band den Lohn. 1974 kam es schließlich zum Streik der Bandmitglieder, da sie auf diesem Weg eine höhere Entlohnung erreichen wollten. Auch Allen nahm an den Streiks teil worüber Fela einigermaßen entsetzt gewesen sein muss. Als Kompromiss bot Fela seinen Bandmitlgiedern schließlich an, selbst Alben aufzunehmen und sie dabei auch zu unterstützen, eine höhere Entlohnung lehnte er jedoch kategorisch ab. Und so kam es, dass Tony Allen anfang 1975 den Wunsch äußerte, ein Album aufzunehmen. Im selben Jahr erschien Jealousy, das erste Album, produziert von Fela, der selbst auch am Saxophon mitwirkte, jedoch nur auf dem Album und nicht bei Liveauftritten. Jealousy unterschied sich noch kaum von anderen Africa 70 Produktionen aus jener Zeit und bestand aus 2 langen Stücken. Das Titelstück beschreibt Neid und Eifersucht innerhalb der nigerianischen Gesellschaft und war durchaus auch an die Adresse Felas gerichtet, auch wenn Allen selbst das nie laut ausgesprochen hat. Den Gesang übernahm Allen übrigens nicht selbst, da er nach eigener Auskunft zu jener Zeit noch nicht in der Lage war, gleichzeitig Schlagzeug zu spielen und zu singen sondern überließ es Shina Abiodun, einem Percussionisten.
1976 war ein hektisches Jahr für Fela und Africa 70. Ein Jahr, in dem die Band insgesamt 8 Alben veröffentlichte, darunter das legendäre Zombie, mit ein Grund, warum 1977 die Militär Junta zum Angriff auf Kalakuta, Felas Staat im Staat, bließ, in dessen Verlauf das Anwesen niedergebrannt und Felas Mutter umgebracht wurde. Dennoch machten sich Fela und Allen an die Aufnahmen zu Progress, dessen zweiten Album. Allen beteiligte sich dieses mal an der Produktion und Fela steuerte erneut sein unvergleichliches Saxofonspiel bei. Den Gesang übernahm hier und auf den folgenden zwei Alben Candido Obajimi. Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich bei Progress tatsächlich um einen deutlichen Fortschritt gegenüber dem Debüt. Wiederum bestand das Album aus nur zwei langen Stücken, von denen sich vor allem Afro Disco Beat deutlich vom üblichen Africa 70 Sound entfernte. Im Zentrum steht hier noch mehr als zuvor Allens Schlagzeugspiel, das zum einen für ungewöhnliche Rhythmen sorgt aber auch weit darüber hinausgeht. Für Allen selbst ist das Schlagzeug weit mehr als ein Rhythmusinstrument sondern auch ein Ersatz für den Gesang: let the drums do the talking.
Das dritte Album No accomodation for Lagos wurde 1978 in Lagos aufgenommen. 1978 war das Jahr, in dem sich Fela von der Militäreatacke aus dem Jahr zuvor wieder erholte und die musikalischen Differenzen zwischen ihm und seinem Schlagzeuger zunehmend größer wurden was schließlich zur Trennung führte. No accomodation for Lagos ist das bis dahin politischste Album und selbst Fela war überrascht über die deutlichen Worte des Titelstückes, in dem es um Bauprojekte geht, bei denen Bewohner von Slums vertrieben wurden. Jedoch wurden live immer nur die Instrumentalversionen der Songs gespielt, da sie quasi als Vorprogramm der eigentlichen Africa 70 Konzerte dienten. Das Stück befindet sich übrigens bis heute im Live Repertoire und dessen Thematik wurde im Lauf der Zeit auf andere afrikanische Metropolen ausgeweitet.
Das 4. Album No Discrimination war das erste Album nach der Trennung von Fela. Tony Allen formierte dazu seine eigene Band The Afro Messengers und war zum ersten mal in seinem Leben auch in Besitz eines eigenen Schlagzeugs. Überraschenderweise besteht das Album aus 4 Stücken, eine Tatsache, die Allen schon bei früheren Produktion gerne durchgesetzt hätte, was aber immer am Veto Felas scheiterte, für den ein Album aus nicht mehr als 2 Stücken bestehen durfte. Aber auch musikalisch entwickelte sich Allen weiter und setzte z.B. erstmals auch auf den Einsatz von Synthesizern.
Afro Disco Beat vereint nun die ersten 4 Alben Tony Allens und dokumentiert vorzüglich die Entwicklung eines Ausnahmeschlagzeugers, der gerne vergessen wird, wenn John Bonham mal wieder aus unerfindlichen Gründen irgendwelche Bestenlisten anführt. Als Ergänzung zu den Fela Alben ist diese Anthologie in jedem Fall unverzichtbar.
(VampiSoul / 2007)
1976 war ein hektisches Jahr für Fela und Africa 70. Ein Jahr, in dem die Band insgesamt 8 Alben veröffentlichte, darunter das legendäre Zombie, mit ein Grund, warum 1977 die Militär Junta zum Angriff auf Kalakuta, Felas Staat im Staat, bließ, in dessen Verlauf das Anwesen niedergebrannt und Felas Mutter umgebracht wurde. Dennoch machten sich Fela und Allen an die Aufnahmen zu Progress, dessen zweiten Album. Allen beteiligte sich dieses mal an der Produktion und Fela steuerte erneut sein unvergleichliches Saxofonspiel bei. Den Gesang übernahm hier und auf den folgenden zwei Alben Candido Obajimi. Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich bei Progress tatsächlich um einen deutlichen Fortschritt gegenüber dem Debüt. Wiederum bestand das Album aus nur zwei langen Stücken, von denen sich vor allem Afro Disco Beat deutlich vom üblichen Africa 70 Sound entfernte. Im Zentrum steht hier noch mehr als zuvor Allens Schlagzeugspiel, das zum einen für ungewöhnliche Rhythmen sorgt aber auch weit darüber hinausgeht. Für Allen selbst ist das Schlagzeug weit mehr als ein Rhythmusinstrument sondern auch ein Ersatz für den Gesang: let the drums do the talking.
Das dritte Album No accomodation for Lagos wurde 1978 in Lagos aufgenommen. 1978 war das Jahr, in dem sich Fela von der Militäreatacke aus dem Jahr zuvor wieder erholte und die musikalischen Differenzen zwischen ihm und seinem Schlagzeuger zunehmend größer wurden was schließlich zur Trennung führte. No accomodation for Lagos ist das bis dahin politischste Album und selbst Fela war überrascht über die deutlichen Worte des Titelstückes, in dem es um Bauprojekte geht, bei denen Bewohner von Slums vertrieben wurden. Jedoch wurden live immer nur die Instrumentalversionen der Songs gespielt, da sie quasi als Vorprogramm der eigentlichen Africa 70 Konzerte dienten. Das Stück befindet sich übrigens bis heute im Live Repertoire und dessen Thematik wurde im Lauf der Zeit auf andere afrikanische Metropolen ausgeweitet.
Das 4. Album No Discrimination war das erste Album nach der Trennung von Fela. Tony Allen formierte dazu seine eigene Band The Afro Messengers und war zum ersten mal in seinem Leben auch in Besitz eines eigenen Schlagzeugs. Überraschenderweise besteht das Album aus 4 Stücken, eine Tatsache, die Allen schon bei früheren Produktion gerne durchgesetzt hätte, was aber immer am Veto Felas scheiterte, für den ein Album aus nicht mehr als 2 Stücken bestehen durfte. Aber auch musikalisch entwickelte sich Allen weiter und setzte z.B. erstmals auch auf den Einsatz von Synthesizern.
Afro Disco Beat vereint nun die ersten 4 Alben Tony Allens und dokumentiert vorzüglich die Entwicklung eines Ausnahmeschlagzeugers, der gerne vergessen wird, wenn John Bonham mal wieder aus unerfindlichen Gründen irgendwelche Bestenlisten anführt. Als Ergänzung zu den Fela Alben ist diese Anthologie in jedem Fall unverzichtbar.
(VampiSoul / 2007)
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