Der Zauberer an der Kora aus Mali trat bisher mehr in Kollaborationen  mit Künstlern wie seinem Landsmann Ali Farka Toure oder dem Blueser Taj  Mahal in Erscheinung. In seinem Symmetric Orchestra übernimmt er neben  der musikalischen Leitung natürlich die Kora. In Westafrika gilt die  Kora als Königsinstrument. Sie ist eine 21-saitige Stegharfe mit einem  gitarrenähnlichen Hals, der mit einer Kalabasse verbunden ist und nur  als Befestigung dient. Geübte Koraspieler, und dazu muss man Diabate  ohne Zweifel zählen, spielen gleichzeitig die Basslinie, Melodie sowie  eine Variation und schlagen manchmal sogar noch den Rhythmus auf der  Kalabasse. Hier ist das jedoch nicht notwendig, denn das Orchestra  verfügt über eine Reihe von Schlagzeugern und Percussionisten. Darüber  hinaus gibt es jede Menge Bläser (unter der Leitung von Funklegende Pee  Wee Ellis) und Streicher sowie Chor und Leadsänger, z.T. Mitglieder  solch legendärer Bands wie Rail Band oder Bembaya Jazz. Das alles  zusammen ergibt das wohl definitive Konglomerat westafrikanischer Musik,  die darüber hinaus noch in der Lage ist, über den stilistischen  Tellerand hinauszublicken, die Tradition mit Moderne verbindet und Funk,  Soul und Jazz integriert als wäre es nie anders gewesen. Schon das  erste Stück 'Toumani', welches vom Text her eine Hommage an Diabate und  dessen Familie ist, kombiniert Highlife Gitarren mit funkigen  Bläsersätzen und treibenden Rhythmen. Das Titelstück dagegen steht in  bester malischer Balladentradition mit typischen, weiblichem Chorgesang.  Der 'Boulevard de l'Independance' ist übrigens die Prachtstraße  Bamakos, an der man nie vorbeikommt, egal wohin man reisen möchte. Viele  Stücke auf dem Album sind alte malische Volksweisen, so z.B. das knapp 8  Minuten lange, tranceartige 'Mali Sadio', das von Trennung und Verlust  handelt und hauptsächlich auf Kora, Trommeln und typischem Griot-Gesang  reduziert ist. Es erzählt die Fabel von einem Flusspferd, das von der  bevölkerung liebgewonnen aber von Fremden umgebracht wurde. Mali  bedeutet übersetzt übrigens tatsächlich Flusspferd. 'Africa Challenge'  bietet Mali-Salsa, kombiniert mit afrokaribischen und kubanischen  Einflüssen und einem Hauch Senegal, da der Text in der dort verbreiteten  Sprache der Wolof gesungen wird.
Aufgenommen wurde dieses wunderbare Album übrigens im Hotel Mandé zu  Bamako. Als Dreingabe gibt es eine DVD mit einer knapp 14 Minuten langen  Dokumentation über die Entstehung des Albums. Leider ein bisschen kurz  geraten aber am Ende der Doku gibt es einen traumhaft schönen Blick über  den Niger und man wünscht sich, man wäre bei den Aufnhamen dabei  gewesen.
(World Circuit / 2006)
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