Wer ist Fred Fisher Atalobhor? Viele Informationen findet man nicht,  wenn man diesen Namen bei Google eingibt. Genau genommen führen so gut  wie alle Suchergebnisse zu dieser Vampisoul Veröffentlichung und damit  wären wir schon beim ersten Kritikpunkt: auch die Linernotes dieser  Anthologie verraten nicht übermäßig viel über diesen nigerianischen  Musiker, der wohl hauptsächlich in den 1970er und 1980er Jahren aktiv  war. African Carnival umfasst 4 Alben, die in den Jahren 1979 bis  1990 veröffentlicht wurden, wobei ich mir bei den angegeben  Jahreszahlen nicht sicher bin, ob diese tatsächlich stimmen. Zumindest  stehen sie im Widerspruch zur kurzen Biographie von Samuel Kayode. Über  die Quellen der Aufnahmen erfährt man nichts, kann aber beim Hören  erahnen, dass hier wohl von bereits stark abgenutztem Vinyl überspielt  wurde. Eine Aufbereitung der Aufnahmen hat vermutlich nicht  stattgefunden, oder wie ist sonst zu erklären, dass die Alben der  Konkurrenz wie Soundway oder Analog Africa so viel besser klingen? An  manchen Stellen leiert und knackt es so stark, dass der Hörgenuss  durchaus darunter leidet. Mehr Sorgfalt wäre hier einmal mehr durchaus  angebracht gewesen. Das gilt auch für die Gestaltung des Booklets, das  man hier gleich ganz weggelassen hat. Zumindest Abbildungen der Original  LPs hätten doch drin sein müssen.
Wie bereits erwähnt, umfasst African Carnival 4 LPs, ob diese hier  vollständig vorhanden sind, kann ich nicht sagen, es wäre aber durchasu  möglich, da jede dieser LPs hier mit ca. 40 Minuten abgedeckt wird.  Dabei überzeugt mich vor allem die erste LP Say The Truth aus dem Jahr 1979, die mit einer Mischung aus Reggae und Afrobeat zu überzeugen weiß. Das darauffolgende Album No Way  ist dagegen deutlich von der damaligen Discowelle beeinflusst, die  offensichtlich auch an Lagos nicht spurlos vorbei ging. Dabei ist die  nigerianische Variante nicht ohne Reiz, wenngleich Say The Truth hier das deutlich bessere Album ist. Wahala Dey For Town aus dem Jahr 1988 ist das schwächste der hier vertretenen Alben, allerdings ist hier mit dem superbem Mercenary Go, Mercenary Come einer der stärksten Songs dieser Kompilation vertreten. Ganz am Ende kommt dann mit Ogiza  das beste Album, aber leider das vom Sound her schlechteste. Knacken  und Kratzen der Vinylvorlage sind deutlich zu hören und daneben erzeugt  ein Leiern vor allem bei den Keyboards in Cry For Peace einen  psychedelischen Effekt, der so sicher nicht gedacht war. Musikalisch  geht es hier am deutlichsten in Richtung Afrobeat, und Fisher musste  sich vor Fela, für den er auch schon mal das Vorprogramm bestritt, zu  jener Zeit nicht verstecken. Ausgerechnet an Fela verlor er damals auch  seinen großartigen Gitarristen Bob Ohiri, was gleichzeitig auch das Ende  seiner Band bedeutete. Heute ist Fisher vor allem als Sessionmusiker  tätig und arbeitet in Nigeria wohl mit unterschiedlichen Bands zusammen.
African Carnival kommt sowohl als randvolle Doppel CD als auch  als Doppel LP, bei der man aber gleich 10(!) Tracks weggelassen hat  (u.a. das großartige Mercenary Go, Mercenary Come). An ein 4LP  Set, das für eine komplette Edition wohl mindestens notwendig gewsesen  wäre, hat man sich vermutlich aus Kostengründen nicht herangewagt.  Allerdings hatte ich auch auf CD 2 hier und das das Gefühl, dass manche  Tracks aus Platzgründen vorzeitig ausgeblendet wurden. Möglicherweise  ist dieser Verdacht unbegründet, eine Vergleichsmöglichkeit habe ich  freilich nicht. Nichtsdestotrotz ist auch African Carnival leider  nur eine sehr zwiespältige Angelegenheit geworden. Auf der einen Seite  großartige Musik die auch sehr schön verpackt wurde, aber auf der  anderen Seite eben erneut Schlamperei bei der Überspielung und auch was  die Linernotes angeht, erwarte ich bei solchen Veröffentlichungen  einfach mehr. Dank fehlender Alternativen bzgl. Fred Fisher Atalobhor  handelt es sich hier natürlich dennoch um eine Empfehlung.
(VampiSoul / 2009)
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