Auf den ersten Blick scheint es sich hier um ein allzu konstruiertes  Projekt zu handeln, doch der Schein trügt. In einem bislang  einzigartigen Projekt gelingt es diesen 3 Musikern, die unterschiedlichn  musikalischen Traditionen ihrer Heimatländer zu einer wunderbaren  Einheit zu verschmelzen.
Germain Randrianrisoa alias Rajery verlor bereits im Alter von 11  Monaten seine rechte Hand. Im Alter von 14 Jahren beschloss er, trotz  seines Handicaps das Spiel der Valiha zu erlernen. Die Valiha ist das  traditionelle Saiteninstrumnet auf Madagaskar. Das mit einer Zither  vergleichbare Instrument besteht aus einem rundherum mit Saiten  bespannten Bambusrohr. Zunächst hatte es Rajery nicht leicht und wurde  wegen seines Handicaps auch verspottet. Aber er biss sich durch und  entwickelte sich zu einem der besten Valiha Spielern des Landes. Er  gründete die Band Akombaliha, die einem Valiha-Orchester gleichkam,  spielte aber auch in kleineren Besetzungen und vermischte traditionelle  Musik mit Jazz. Unter dem Namen Rajery veröffentlichte er bislang 4  Alben, zuletzt im Jahr 2007 Sofera auf dem französischen Label Marabi.
Ballaké Sissoko, geboren in einer Griot Dynastie in Mali, zählt neben Toumani Diabaté, mit dem er das Album New Ancient Strings  eingespielt hat, zu den weltbesten Koraspielern. Er spielte mit dem in  Mali angesehenen Ensemble Instrumental du Mali, begleitete viele  einheimische Sängerinenn und arbeitete u.a. mit Taj Mahal.
Der Marokkaner Driss El Maloumi wurde 1970 in Agadir geboren. Es  studierte arabische Literatur und besuchte die Staatliche Musikschule in  Rabat. Sein Oudspiel ist nicht nur von westlichen und östlichen  Einflüssen geprägt, sondern auch von den Berbern.
"Warum spielte der Oud noch nie mit der Kora zusammen, und die Valiha  nie mit dem Oud? Ein Dialog zwischen unseren Kulturen ist nicht nur  möglich, er wird uns auch alle bereichern. Unsere traditionellen  Instrumente sind ein Symbol dafür, dass wir uns im Geiste vereinen  können.", so die 3 Protagonisten über ihr gemeinsames Projekt. Was in  einem Proberaum in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, begann,  entwickelte sich zu einer vorzüglichen Kombination unterschiedlichster  Traditionen, die zumindest musikalisch gar nicht so fremd zu sein  scheinen. Tatsächlich passen die 3 Instrumente perfekt zueinenader,  sowohl im Zusammenspiel als auch in den solistischen Einlagen. Es geht  um die Weiterentwicklung der jeweils eigenen Tradition, anhand der  Verschmelzung mit anderen Traditionen. Das wird schon beim ersten Stück Anfass  deutlich, das klingt, als würden die Musiker schon ewig miteinander  spielen. Ballakes kristallklare Koraklänge treffen auf die klagenden  Laute der Oud El Maloumis und den luftigen Klängen Rajerys Valiha.  3 Ma  ist über weite Strecken ien Instrumentalalbum, nur bei einem Stück wird  auch gesungen. Beim knapp 9 Minuten langen gleichermaßen majestätisch  wie tranceartigen Wüstenblues Awal teilen sich die 3  Protagonisten nicht nur die Soli sondern auch den Gesang, so dass jeder  eine Strophe singt. Das Titelstück dagegen ist fast schon Rock'n'Roll an  dessen Ende Sissoko auf der Kalabasse seiner Kora den Rhythmus  trommelt, während die anderen beite ihre Instrumente nur noch kurz  anzupfen, grandios! Im darauffolgenden Kouroukanfouga kommt  dagegen die melancholische Seite des Trios zum tragen, und man merkt,  wie nahezu perfekt es ihnen doch gelingt, verschiedene Stimmungen  einzufangen und musikalisch wiederzugeben. Jeder der Muisiker hat auf  diesem Album auch ein Solostück, von denen mir vor allem El Maloumis Rania  besonders gefällt, ein Stück, dass er seiner Tochter gewidmet hat. Ganz  am Ende des Albums gibt es noch einen unbetitelten live aufgenommen  Song, bei dem man noch einmal die ganze Spielfreude dieses Trios zu  hören bekommt und wenn sie hier mit ihren Stimmen allerlei Unsinn  anstellen, dann merkt man, dass hier auch der Spaß an der Sache nicht zu  kurz gekommen ist. Ein gelungener Abschluss eines grandiosen Albums.
(Contre Jour / 2008)
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