Ein weiteres Highlight des kleinen französischen Labels Marabi ist diese  Werkschau des wohl bekanntesten Tommelensembles aus Afrika. Drummer und  Songwriter Emile Biayenda gründet die Band, die zunächst nur aus  Trommlern besteht, im Jahr 1991. Von Anfang an ist die Vermischung von  Tradition und Moderne die Grundlage dieser Band, die im Lauf der Jahre  weitere Instrumente wie Gitarre, Bass oder Keyboard in das Bandgefüge  integriert. Die Trommeln stehen jedoch bis heute im Vordergrund und der  dadurch entstehende einzigartige Klang ist nicht zuletzt auch darauf  zurückzuführen, das von Anfang an ein modernes Schlagzeug, gespielt von  Bandleader Biayenda, mit den traditionellen Ngoma Trommeln kombiniert  wurde. Dadurch entstehen moderne Varianten der Rhythmen verschiedener  kongolesischer Bevölkerungsgruppen.
"Brazza", übrigens die Kurzform der kongolesischen Hauptstadt  Brazzaville, ist ein CD/DVD Package, das neben Studioaufnahmen auch  ausgewählte Liveaufnahmen aller Phasen der Band präsentiert. Auf der CD  befinden sich 14 ausgewählte Stücke der Alben Ahaando, Zangoula und Tandala, lediglich das Debüt Congo Drums  wurde ausgespart. Die 14 Stücke wurden zwar nicht chronologisch  angeordnet, aber man kann dennoch die Entwicklung der Band sehr gut  nachvollziehen. So bestehen die Ahhando Tracks noch ausschließlich aus Trommeln und Gesang. Besonders erwähnenswert ist hier das Stück Nostalgie, das beweist, dass ein Song auch nur mit Trommelbegleitung funktionieren kann. Die Stücke des Livealbums Zangoula  gehen einen Schritt weiter und integrieren zumeist Bass (hier gespielt  von Manou Gallo) oder Gitarre in das Bandgefüge. Vor allem der Bass  wirkt hier wie eine Art Klebstoff, der die Trommeln noch dichter zu  einer Einheit verschmelzt. Auch gesangstechnisch bleibt die Moderne nicht  außen vor, so wird das Stück Ahaando um einen Rap erweitert. Die Stücke des bislang letzten Albums Tandala  machen einen weiteren Schritt in die Moderne und präsentieren erstmals  auch Keyboards. Dadurch erhält so manches Stück einen durchaus poppigen  Charakter wie z.B. Sango (les news), und das, obwohl die Trommeln nach wie vor dominieren, während sich alle anderen Instrumente dezent im Hintergrund halten.
Die DVD beinhaltet drei Livemittschnitte, anhand derer man die  Entwicklung der Band nun auch bildlich nachvollziehen kann. Der Auftritt  in Windhoek aus dem Jahr 1997 zeigt noch das ursprüngliche  Trommelensemble, während im Maison de la Culture im belgischen Arlon im  Jahr 2000 der Bass eine nicht zu vernachlässigende Position einnimmt.  Ein Mitschnitt aus Nancy aus dem Jahr 2002 zeigt schließlich die  aktuelle Besetzung. Als Bonus bietet die DVD einen 30 minütigen  Trommel-Workshop, eine 40 minütige Jam Session sowie ein kurzes  Interview mit Emile Biayenda. Leider hat man sich jedoch nicht die Mühe  gemacht, Untertitel bereitzustellen. so dass man schon des Französischen  mächtig sein muss, um die Musiker zu verstehen. Auch während der  Konzerte eingeblendete Erläuterungen gibt es nur in französischer  Sprache. Klang und Bild reichen von amateurhaft (Windhoek) bis  professionell (Nancy), wobei man sich auch bei den Schnitten keine große  Mühe gegeben hat, was den Fluss vor allem beim Nancy Auftritt etwas  stört. 
Wenn man mal von der Kleinigkeiten absieht, die es bei der DVD zu kritisieren gibt, handelt es sich bei "Brazza"  um eine hervorrragende Retrospektive. Bleibt zu hoffen, dass es in  naher Zukunft auch neues Material dieser aufregenden Gruppe geben wird.
(Marabi / 2007)
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