Besser spät als nie, hätte ich dieses Album schon letztes Jahr gehört,  mit großer Wahrscheinlichkeit wäre es bei den besten Alben 2007 ganz mit  vorne dabei gewesen.
Die Wurzeln des in Mauretanien geborenen und aufgewachsenen Daby Touré  liegen in Mali. 4 Brüder lebten in einem Dorf in der Nähe von Kayes als  Schuhmacher, doch als der Bestand an Krokodilen stark zurückging, sahen  sie keine Zukunft mehr und verliesen die Gegend. Einer von ihnen, Daby  Touré, ließ sich in der Casamance Region im südlichen Senegal nieder und  hatte mehrere Frauen und viele Kinder, die allesamt mit einem  außerordentlichen musikalischen Talent gesegnet waren. Eines dieser  Kinder, Hamidou, wuchs bei einem Onkel in Mauretanien auf. Hamidou ist  der Vater des jungen Daby Touré, der nach seinem Großvater benannt  wurde, und auch der große Bruder von Ismaila und Sixu Tidiane Touré,  welche Ende der 70er Jahre die Band Touré Kunda gründeten und der er  1989 für ein paar Jahre beitrat. Mittlerweile in Paris lebend, wendete  sich der junge Daby Touré zunehmend und gegen den Willen des Vaters der  Musik zu. Er spielte kleinere Gigs mit Coverband und gründetet  schließlich mit seinem Cousin Omar das Duo Touré Touré und  experimentierte mit Jazz und afrikanischer Musik und veröffentlichte  1999 das Debütalbum Laddé. Nach weiteren Jahren der musikalischen Experimente erscheint 2004 das Solodebüt Diam, das er zusammen mit Cyrille Dufay eingespielt hat. Diam bot zeitgenössischen und durchaus tradionsbewussten Pop
Im Herbst 2007 wurde das 2. Album Stereo Spirit veröffentlicht  und wenn man es nicht besser wüsste, würde man nicht auf die Idee  kommen, dass Touré aus Mauretanien stammt. Traditionelle Elemente sucht  man hier vergeblich, einzig die Sprachen, in denen Touré singt (u.a.  Wolof), verbreiten ein Flair des Unbekannten. Hinzu kommt, dass Touré  dieses Album nahezu im Alleingang eingespielt hat. Er hat alle Songs  geschrieben, sämtliche Instrumente eingespielt und auch gleich noch die  Produktion übernommen. Herausgekommen ist ein Album, das einem die  Sprache verschlägt, denn es stimmt hier schlicht und ergreifend alles.  Ein Dutzend feinster Songs auf höchstem Niveau umgesetzt, da stört es  dann auch nicht weiter, dass die traditionellen Elemente fehlen und  Touré auf einen internationalen und doch auch sehr eigenen Sound setzt,  bestehend aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und ein paar Percussion. Hinzu  kommt noch der Gesang, der ebenfalls nicht von dieser Welt zu sein  scheint, eine Stimme, die einen direkt ins Herz trifft. Tourés Texte  bestehen aus den unterschiedlichen Sprachen seiner Kindheit und Jugend  wie Wolof, Soninké und Pulaar und werden hier und da auch schon mal mit  englischen Zeilen versehen, was auch seinen Anspruch, die eigene Kultur  mit der europäischen zu vermischen verdeutlicht. Touré selbst sieht sich  selbst als Afropäer. Seine Songs sind durchweg sehr eingängig, verfügen  aber dennoch über genügend Ecken und Kanten und gleich das erste Stück Kebaluso,  das von der Einheit innerhalb eines Landes handelt, weißt den Weg für  den Rest des Albums: eine Melodie, die einen nicht mehr loslässt, nur  mit dem Nötigsten interpretiert. In Kiyé tauchen plötzlich spacige Effekte auf und wenn am Ende von Wasso  doch noch dezent eine Talking Drum erklingt, ist die Heimat doch gar  nicht mehr so weit. Einziger Kritikpunkt ist, dass sich das Real World  Label bei der Gestaltung seiner Alben leider nicht so viel Mühe gibt,  wie das die Konkurrenz zumindest teilweise tut. So fehlen z.B. die  englischen Übersetzungen der Texte, die lediglich im Original abgedruckt  sind. Leider ist mein Wolof nicht so gut, als dass ich irgend etwas  verstehen könnte.
Stereo Spirit ist eines jener Alben, die beim ersten Hören  vielleicht noch etwas unscheinbar wirken, die aber mit jedem weiteren  Hörduchgang mehr und mehr ihre ganze Strahlkraft offenbaren.  Inkommensurabel!
(Real World Records / 2007)
Freitag, 5. September 2008
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