Zugegeben, moderne Musik aus Mali hat mich bislang nicht überzeugt.  Zumindest, wenn man die Verwendung elektronischer Elemente als modern  bezeichnen möchte. Auch Issa Bagayogo stand ich zunächst mehr skeptisch  gegenüber und nach dem ersten Hören hinterlässt Mali Koura auch  kaum einen bleibenden Eindruck. Aber irgendetwas ist dran an dieser  Mischung aus eleganten Clubgrooves und traditionellem Instrumentarium.
Bereits mitte der 90er Jahre versuchte sich Bagayogo in seiner Heimat an  ersten Aufnahmen ohne damit jedoch auf ein breiteres Interesse zu  stoßen. Seinen Unterhalt verdiente er sich als Busfahrer. Nachdem er,  als Folge einer Drogenabhängigkeit, Job und Frau verloren hatte, zog er  sich zunächst auf das Land zurück um gegen Ende des Jahrzehnts zurück  nach Bamako zu kehren und einen zweiten Anlauf als Musiker zu starten.  Dieses Mal gelang es ihm mit einem professionellen Produktionsteam dem  u.a. der Franzose Yves Wernert angehörte, einen modernen Sound zu  kreieren, der traditionelle Klänge mit Rock, Dub und Funk kombinierte.  So wurde Issa Bagayogo zunächst zu einer nationalen Größe, die vor allem  bei der Jugend sehr gut ankam und die ihm den Spitznamen Techno-Issa  gab. Von dieser Bezeichnung sollte man sich allerdings nicht in die Irre  führen lassen, mit dumpfen Eurodance hat diese Musik nicht das  Geringste zu tun.
Mali Koura ist nun bereits das vierte Album Bagayogos, das erneut  von Yves Wernert produziert wurde. Dabei wählte man dieses Mal eine  neue Variante: die Basistracks wurden auf der Veranda von Wernerts Haus  in Bamako mit traditionellen Instrumenten und Chören aufgenommen.  Anschließend nahm Wernert die Bänder mit nach Paris und gab ihnen den  Feinschliff. Das Ergebnis ist die Verschmelzung afrikanischer und  europäischer Einflüsse und man gewinnt den Eindruck, es wäre nie anders  gewesen. Das erste Stück Sebero, das mit einer simplen und doch  effektiven Synthesizermeldoie daherhommt, gibt die Richtung vor. Elegant  dahinfließende Grooves treffen auf traditionelle Rhythmen und werden  untermalt mit jazzigen Bläsern aber auch Flöten und einheimischen  Violinen, dazu kommt noch der lässige Gesang Issa Bagayogos. In diesem  Kontext funktionieren aber auch ruhigere Stücke wie Tcheni Tchemakan,  das auf Beats verzichtet und bei dem nur ein paar Percussion den  Rhythmus bestimmen. Zudem sorgen feine Gitarrenlicks und zurückhaltende  Bläser für ein jazziges Ambiente. Dunu Kan setzt ebenfalls auf Jazz hier jedoch gepaart mit einem Afrobeat-Gebläse. Namadjidja wiederum sorgt mit seinen Frauenchören für eine eher traditionelle Atmosphäre.
Mali Koura ist sicher kein Album, dass einen sofort begeistert,  es entwicklet sich eher langsam aber stetig. Dafür sorgen eine Reihe  feiner Melodien und eine Umsetzung die zeigt, dass Musik aus Mali modern  klingen kann, ohne sich bei einem internationalen Publikum allzu sehr  anzubiedern. Well done, Techno-Issa!
(Six Degrees / 2008)
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