Ursprünglich sollte das Album Don't worry in Warri heißen, eine
Anspielung auf ihre Heimatstadt Warri im Delta-State in Nigeria, die es
Dank der Erdölförderung seit Ende der 70er Jahre zu einem gewissen
Wohlstand gebracht hat. Die andere Seite der Medaille ist jedoch eine
beispiellose Umweltzerstörung unter deren Folgen die Bevölkerung vor
allem im benachbarten Rivers-State bis heute zu leiden hat und für die
vor allem auch westliche Unternehmen wie Shell die Verantwortung tragen.
Bereits mit ihrem Debüt Victim of truth, das von der britischen
Sunday Times als "As good as 'The Miseducation of Lauryn Hill'"
eingestuft wurde, sorgte Nneka, die in den 90er Jahren nach Deutschland
übersiedelt ist und seit dem in Hamburg lebt, 2005 für Aufsehen, wenn
auch der ganz große Erfolg ausblieb. Das soll sich nun mit dem zweitel
Album No longer at ease und der vorab ausgekoppelten Single Heartbeat
und dem dazugehörigen Video ändern. In dem Stück geht es nach eigenen
Aussagen um das Herz, den Herzschlag, den viele Menschen nicht spüren,
obwohl sie leben und auch um Liebe. Als musikalische Untermalung werden
dazu Jungle und Drum'n'Bass Elemente der 90er Jahre wiederbelebt und in
die Gegenwart übertragen. Herausgekommen ist ein grandioses Wechselspiel
zwischen ruhigen, spannungsgeladenen Passagen in den Strophen und einem
beinahe manischen Rhythmusgewitter im Refrain.
Auch No longer at ease nahm die inzwischen 28-Jährige mit ihrem
langjährigen musikalischen Partner DJ Fahot, der schon das Debüt
produziert hatte, auf. Dazu gesellte sich noch der französische
Produzent Jean Lamont, der schon u.a. mit Größen wie Salif Keita
zusammengearbeitet hatte. Durch diese Kooperation entstand ein
musikalische Fundament, auf dem Nneka ihre ganze Kreativität und
musikalischen Bandbreite freien Lauf lassen konnte. Dazu gehört auch ihr
HipHop Hintergrund, der in Stücken wie Halfcast und Focus zur Geltung kommt, jedoch mit völlig unterschiedlichen Ansätzen. Während in Halfcast
monotone Beats und Samples für ein eher düsteres Klangbild sorgen,
welche ihr sog. Street Credibility unterstreichen, setzt sie in Focus
auf ein einfaches und einprägsames Gitarrenriff, das den Refrain gleich
mit übernimmt. Aber auch Soul und R'n'B kommen auf dem Album nicht zu
kurz, wie z.B. im wunderbar atmosphärischen Suffri. Im letzen Stück Deadly Combination
dominieren dagegen mächtige Beats das Geschehen und unterstreichen noch
einmal die Vielfältigkeit dieses Albums, das trotz seine 16 Stücke
niemals langweilig wird und eine Weiterentwicklung und Steigerung zum
gelungenen Debüt darstellt.
No longer at ease ist ein sehr persönliches Album geworden. Es
handelt von Nnekas eigener Geschichte, dem Leben in ihrer Heimat
Nigeria, dem multikulturellen Nebeneinander aber auch der Kluft zwischen
Arm und Reich und der eingangs erwähnten Umweltverschmutzung als Folge
von Profitgier. Doch trotz allem ist Nnekas Musik optimistisch und
lebensbejahend und im Booklet kann man die auf öffentlichen Fotos
ansonsten meist skeptisch dreinblickende Künstlerin auch mal lächeln
sehen. Steht ihr übrigens sehr gut!
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