Wie aus dem Nichts werden manchmal Alben von Musikern veröffentlicht,  die schon länger im Geschäft sind, von denen man aber bis dato nichts  gehört hatte. El Hadj N'Diaye aus dem Senegal, der bereits seit  Mitte/Ende der 90er Jahre aktiv ist, ist so ein Fall. Geboren in eine  quasi multikulturelle Famile, die Mutter stammt aus dem Norden des  Senegal nahe der Grenze zu Mauretanien und der Vater aus dem südlichen  Cassamance Gebiet, erkannte N'Diaye zu Beginn seiner Gesangskarriere,  dass Liebeslieder oder Tanzmusik nichts für ihn sind. In seinen Liedern  geht es um Korruption, Unterdrückung, den Freiheitskampf der Diola im  Cassamance Gebiet oder die Sorgen und Nöte der Tuareg, ebenfalls eine  unterdrückte Minderheit im Land.
Der Durchbruch kam iim Jahr 2000 mit Auftritten in Cannes, Berlin und  Montreal, was auch dazu führte, dass sein zwei Jahre zuvor erschienenes  Debütalbum Thiaroye in Frankreich mit dem Choc du Monde de la Musique Preis ausgezeichnet wurde. Ein Jahr später wurde das 2. Album Xel mit dem Grand Prix Du Disque De L'Academie Charles Cros ausgezeichnet.
Nach 7 Jahren Pause erschien nun Géej, das dritte Album, und  schon das Cover, auf dem ein Fadenkreuz auf einen Jungen, der an einem  steinigen Strand entlang läuft, gerichtet wird, zeigt, dass sich die  Themen N'Diayes nicht geändert haben. Im Vergleich zu Landsmännern wie  Youssou N'Dour oder Cheikh Lô entspricht N'Diaye mehr einem  Singer/Songwriter, den landestypischen Mbalax oder andere tanzbare  Rhythmen sucht man hier zumindest vergeblich. Zumeist ruhig und  zurückhaltend instrumentiert jedoch mit eindringlichem Gesang  ausgestattet geht es hier zu Werke. N'Diaye verfügt über eine  außergewöhnliche Stimme mit einem hohen Wiedererkennungswert die mal  sanft, mal energisch fordernd klingen kann. Gesungen werden die Texte  hauptsächlich auf Wolof, der im Senegal am weitesten verbreiteten  Sprache, aber stelleweise auch mal auf Englisch, Französisch oder gar  einem "wolofisierten" Japanisch. Die musikalische Untermalung besteht  meist aus einer Gitarre, einer Ngoni und ein paar Percussion wie gleich  im ersten Stück Boor yi, das zusätzlich mit feinen Basslicks aufwartet. In den Stücken Fagaru und mi alla ligéey  kommt auch dezent ein Schlagzeug zum Einsatz sowie atmosphärische  Akustik- und E-Gitarrenklänge, während er das Titelstück ganz alleine  auf seiner Gitarre vorträgt. Das epische N'Guri verzückt durch den perlenden Klang einer Kora und die beiden Stücke Cheick Anta Dio und Jolaa werden durch ein klagendes Cello und einem Saxophon veredelt.
Géej ist ein atmosphärisch dichtes Meisterwerk geworden, bei dem  ein Youssou N'Dour, dessen letztes Album auch nicht gerade schlecht war,  vor Neid erblassen dürfte. Vielleicht ist es ein Vorteil, wenn man  international nicht so bekannt ist und das Glück hat, von einem kleinen  Label wie Marabi entdeckt zu werden. Wenn dem so ist, dann hat El Hadj  N'Diaye dies in vollem Umfang ausgenutzt.
(Marabi / 2008)
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