Gerade noch rechtzeitig erschien das neue Album von Femi Kuti. Gerade  noch rechtzeitig um endlich einmal klarzustellen, dass Langweilerbands  wie Vampire Weekend nichts, aber auch gar nichts mit Afrobeat zu tun  haben. Warum solche Bands anfang des Jahres dennoch einen Afrobeat Hype  ausgelöst haben, bleibt das Geheimnis der heimischen Musikpresse, die  eilig ein paar Afrobeat Beiträge zusammengeklopft und Afrobeat Rare Trax  Sampler zusammengestellt hatte, die fast gar keinen Afrobeat  enthielten. Für den Laien musste das ja fast schon so aussehen, als ob  quasi jede Musik aus Afrika automatisch Afrobeat sei. Dem ist freilich  nicht so, Afrobeat wurde Ende der 60er in Nigeria von Fela Kuti und Tony  Allen erfunden und ist eine Gemisch aus Funk, Soul und Jazz gewürzt mit  jeder Menge westafrikanisch geprägter Polyrhythmen. Femi Kuti geht  sogar noch einen Schritt weiter und sagt, dass jeder, der Afrobeat  spielen möchte, sich auf Fela Kuti beziehen muss.
Femi, der älteste Sohn Felas, versuchte schon früh, sich musikalisch vom  übermächtigen Vater zu emanzipieren und gründete, nachdem er auch  zeitweise dessen Band Egypt 80 geleitet hatte, seine eigene Band The  Positive Force. Er entwickelte seine eigene Version des Afrobeat und  setzte mehr auf kurze, eingängige Stücke und weniger auf die langen  Jams, die man von Fela kennt. Dennoch war die Herkunft nie zu überhören  und so setzte er dem Vater auch das ein oder andere musikalische  Denkmal, wie z.B. 97 auf dem letzten Studioalbum Fight To Win. Auf dem neuen Album stellt er Fela im Stück Do You Know  auf eine Höhe mit Größen wie Miles Davis, Dizzie Gellespie oder Billie  Holiday und auch sonst klingt hier einiges nach klassischem Afrobeat wie  schon lange nicht mehr. Aber Day By Day bringt auch neues, so handelt es sich beim Titelstück tatsächlich unm eine Art Afrobeatwalzer. Die Stücke Oyimbo, Eh Oh und One Two kennt man schon vom Africa Shrine  Album, hier jedoch iegen sie erstmals in der jeweiligen Studioversion  vor. Bei letzterem darf Femis Sohn Made, der hier und da auch Saxofon  spielt, den Refrain singen. Im Chor singt übrigens u.a. Schwester Yeni,  mit der er zusammen den Shrine Club in Lagos betreibt. Ein weiterer  prominenter Gast ist Landsmann Keziah Jones, der bei zwei Stücken  Gitarre spielt. 
Das Stück Demo Crazy nimmt die ähnlich klingende Staatsform auf  die Schippe und zeigt deutlich, was Femi von Demokratie hält, nämlich  gar nichts. Allerdings ist Femi auch durchaus Utopist, denn eine bessere  Alternative kann er leider nicht anbieten, wenngleich die Frage, warum  der (rohstoff-)reichste Kontinent von den ärmsten Menschen bevölkert  wird natürlich absolut berechtigt ist. Untermalt wird das Ganze wie  gewohnt mit bigbandartigen Bläsern, fetten Orgeln und bisweilen  manischen Polyrhythmen. Die musikalisache Palette wurde aber auch  erweitert, so hört man  bei dem bereits erwähnten Do You Know oder They Will Run eine deutliche Jazzlastigkeit.
Day By Day stellt eindrucksvoll unter Beweis, wer den wahren  Afrobeat spielt. Wer sich also Vampire Weekend zugelegt hat und meint,  jetzt Afrobeat zu hören, der sollte sich dringend dieses Album zulegen,  um eine Bildungslücke zu schließen. Allen anderen sei dieses Album  natürlich ebenfalls wärmstens an Herz gelegt.
(Wrasse Records / 2008)
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