Die 28-jährige Sängerin und Songschreiberin aus dem Tschad wird als  neuer Stern am afrikanischen Musikhimmel gehandelt. Nun ist der Tschad  nicht gerade bekannt für seine Musikkultur und vor allem für junge  Frauen ist es schwierig, als Musikerin Fuß zu fassen, aber Mounira  Mitchala hat es schließlich geschafft, sich in N'Djamenas Musikszene zu  etablieren. Im Jahr 2007 gewinnt sie schließlich den Decouvertes RFI  Preis, vergeben von einer Jury, die von keinem Geringerem als Salif  Keita geleitet wird. Es folgen Auftritte mit Ismael Lo und Tiken Jah  Fakoly und in Frederic Gallianos Projekt African Divas erlangte  sie große Aufmerksamkeit. Ihr Debütalbum produzierte sie zunächst selbst  in N'Djamena und vollendete es schließlich in Frankreich.
Mit Talou Lena präsentiert das kleine französische Label Marabi nach El Hadj N'Diayes Album Géej  nun das nächste Highlight und man kann es kaum glauben, dass es sich  dabei um ein Debütalbum handelt. Die Songs zeugen von Reife und doch  auch von musikalischer Unbeschwertheit, auch wenn die Texte meist  ernster Natur sind. So geht es um die vermeintlich typischen Themen wie  Aids, Krieg oder Zwangsehen, die uns doch aber gar nicht so fremd sein  dürften. Es gibt aber auch Lieder, in denen sie die Schönheit ihrer  Heimat besingt. Musikalisch erscheinen die Songs in einem rein  akustischen Gewand, bestehend aus Gitarre, Bass, Percussion, den Lauten  Oud und Garaya sowie Flöten und arabischen Violinen.
Es ist in der Tat schwierig, Highlights aus diesem Album zu nennen.  Mitchala gelingt hier ein Dutzend hervorragender Songs, die zumeist  leicht melancholisch daherkommen, den Blick jedoch immer nach vorne  richten. Im ersten Stück Annil geht es um Zwangsehen, um junge Frauen oder Mädchen, die infolge von Armut an reiche alte Männer verheiratet werden. Zarlie  ist eine Hommage an ihre Mutter und deren Heimat Guera in Zentraltschad  während das ungemein ohrwurmartige Titelstück zur Versöhnung der  Bevölkerungsgruppen des Tschad aufruft und den Bürgerkrieg als Grund für  die Armut brandmarkt. In Dafour besingt sie die Krise im benachbarten Sudan, worunter hauptsächlich Frauen und Kinder zu leiden haben und in Al Sahara  geht es um die zunehmende Ausbreitung der Wüste als Folge des  Klimawandels. Mitchala versteht es perfekt, Songs mit eingängigen  Melodien zu schreiben, die aber dennoch über ausreichend Kanten und  Ecken verfügen und somit niemals langweilig werden. Im Gegenteil, es  gibt vieles auf diesem Album zu entdecken, das einen großen Teil der  tschadischen Tradtionen beinhaltet und dabei manchmal doch auch  erstaunlich nah am Songwriting westlicher Prägung dran ist. Gesungen  werden die Stücke übrigens durchgehend auf Tschadisch-Arabisch.
Talou Lena ist ein großartiges Debüt geworden, das vor allem auch  zeigt, dass es selbst unter widrigsten Umständen möglich ist, derart  herausragende Musik zu machen. Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft noch  mehr von die dieser faszinierenden Frau aus dem Tschad zu hören sein  wird.
(Marabi / 2008)
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