Yeah! Das erste Stück heißt Sahara und so rau und heiß wie das  Wüstenklima ist auch der erste Song dieses außergewöhnlichen Albums. Ein  krachig schepperndes Gitarrenriff trifft auf Djembe Rhythmen und Juldeh  Camaras Ritti, eine einsaitige, westafrikanische Geige. Stellt sich die  Frage, wo man diese Musik einordnen soll. Desert Punk? Zumindest das  Riff ist sehr punklastig und erinnert mich entfernt an  Zero Zero UFO  von den Ramones. Aber der Gambier Juldeh Camara, der neben dem Spiel  der Ritti auch für den Gesang zuständig ist, ist natürlich kein Punk  sondern ein Griot und somit prallen hier zwei auf dem Papier sehr  unterschiedliche musikalische Welten aufeinander, was nicht zwangsläufig  funktionieren muss, hier aber ganz ausgezeichnet zusammenpasst. Ein  derart wildes Stück wie Sahara kommt danach zwar nicht mehr, das  Rohe und Unbehauene bleibt jedoch erhalten und wird in einer Mischung  aus Rhythm and Blues und Desert Blues geerdet. Ersteres hört man vor  allem bei Kele Kele (No Passport No Visa) das zu allem Überfluss auch noch über eine unwiderstehliche und ohrwurmartige Melodie verfügt. Der Fulani Coochie Man  vereinigt dagegen, wie man sich bei dem Titel sicher vorstellen kann,  amerikanischen mit westafrikanischem Blues. Der hochkarätige Rest  pendelt meist irgendwo dazwischen und im epischen Gainako wird  dann auch mal ein Gang zurückgeschaltet und eine akustische Gitarre  verwendet. Es ist immer wieder beeindruckend, wenn Ritti und Gitarre  aufeinandertreffen, zumal Camaras Instrument nach eigenen Aussagen trotz  oder vielleicht auch gerade wegen der nur einen Saite sehr  unterschiedliche Klangfarben und Stimmungen zu Tage fördern kann. An  manchen Stellen klingt sie wie eine Bluesharp, an anderen Stellen wie  eine kelitische Geige und dann wieder wie eine westafrikanische  Hirtenflöte. Dazu gesellt sich dann Justin Adams' rauhe Gitarre und  sorgt somit für ein unvergleichliches Klangerlebnis. Adams, der auch  schon mit Jah Wobble, Robert Plant oder Natcha Atlas zusammengearbeitet  und das Debütalbum von Tinariwen produziert hat, fügt den  westafriknischen Traditionen somit neue Nuancen zu. Für das  Rhythmusfundament sorgt Salah Dawson Miller und als Referenzen seien  hier noch Muddy Waters und Bo Diddley genannt. All diese Zutaten sorgen  schließlich für ein eigenständiges Werk, das Altbekanntem neues Leben  einhaucht.
(Real World Records / 2009)
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