Am Ende hat es dann doch noch geklappt. Die positive Resonanz für dieses  Album konnte ich zunächst nicht nachvollziehen, was mir mittlerweile  auch schon wieder unbegreiflich ist. Man muss manchmal nur bestimmte  Erwartungshaltungen über Bord werfen und und sich einem Werk von einer  ganz anderen Seite nähern. Was I Speak Fula vom Debüt  unterscheidet ist, dass die Ngoni hier noch stärker als Soloinstrument  in der Vordergrund rückt. Rock'n'Roll artige Soli und ausgedehnte Jams  sind keine Seltenheit, wie man z.B. in Musow, einen Lobgesang an  die Frauen, nachhören kann. Und zu allem Überfluss ist das Stück auch  noch mit einem eingängigen und unwiderstehlichen Refrain ausgestattet.  Was zudem beeindruckt ist, wie über galoppierenden Rhythmen ein Solo auf  der Ngoni nach dem anderen gespielt wird. Rock'n'Roll from outer space!
Im Kern handelt es sich hier um ein Ngoni Quartett, verstärkt durch  Percussion und dem Gesang von Amy Sacko, der Frau Kouyates. Jahrhunderte  lang war die Ngoni lediglich ein ausschließlich von Männern gespieltes  Begleitinstrument. Erst Bassekou Kouyate rückte es vor mehr als 20  Jahren in den Mittelpunkt, indem er es wagte, auf dem Instrument ein  Solo zu spielen wie es sonst nur Gitarristen tun. Auch von der Tatsache,  dass die Ngoni traditionell nur von Männern gespielt werden darf, hält  Kouyate nichts und lässt seine Tochter schon fleißig auf dem Instrument  üben, wie er unlängst in einem Interview erzählte.
Bevor Kouyate 2007 sein erstes internationales Album Segu Blue  veröffentlichte, arbeitet er u.a. mit seinen Landsmännern Habib Koite,  den er 1989 auf dessen Europatournee begleitete, und Toumani Diabate  zusammen. Aber auch mit dem Amerikaner Taj Mahal hat er schon gespielt. 
Was I Speak Fula auszeichnet, ist die Verschmelzung von Melodik und Rhythmik, was gerade ein Stück wie das eingangs erwähnte Musow  zunächst einmal sehr kantig erscheinen lässt, dessen schnörkellose aber  energiegeladene Verspieltheit jedoch zunehmend begeistert und niemals  in belangloses Gedüdel ausartet. Unterstützt wird der Ngoni-Vierer von  einer Reihe von Gästen, darunter Toumani Diabate, Kasse Mady Diabate und  Vieux Farka Toure, der mit seiner E-Gitarre den Bambugu Blues  veredelt. Dass das Stück das Wort Blues im Titel trägt, ist wohl  durchaus augenzwinkernd gemeint, denn eigentlich mag es Bassekou Kouyate  nicht, wenn seine Musik als Blues bezeichnet wird, was durchaus  nachvollziehbar ist, denn im Programm seiner Band befinden sich  schließlich auch Stücke, die schon mehrere Jahrhunderte alt sind, also  schon lange vor dem Begriff Blues existiert haben und somit dessen  Wurzeln in Mali, oder genauer in der Region Segu, zu finden sind. Wie  dem auch sei, wenn sich einem I Speak Fula erst einmal erschlossen hat, wird man auch das Einzigartige und Originäre dieser Musik erkennen. Phänomenal ist sie allemal.
Musikalisch ist Bassekou Kouyate schon wieder einen Schritt weiter,  träumt gar von einer Ngoni Sinfonie. Allerdings investiert er auch einen  Teil seines Verdienstes in Schulen, in denen Schüler das Spielen der  Ngoni und auch den Bau des Instrumentes erlernen. Seit er international  erfolgreich ist, wollen die Nachkommen der Griots wieder verstärkt das  aus der Mode gekommene Instrument erlernen. Gut so, denn wie Kouyate  selbst sagt: "Die Ngoni muss bleiben!"
(Out|Here / 2009)
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