Dienstag, 19. Januar 2010

Gino Sitson - Way To Go

Gino Sitson ist ein Vokalakrobat. Wobei man das in diesem Fall absolut positiv bewerten muss zumal auch nicht die Gefahr besteht, dass seine Musik im Formatradio zu Tode gespielt wird wie einst Bobby McFerrins Don't Worry Be Happy. Auch gibt es auf dem neuen Album Way To Go im Gegensatz zu früher keine reinen Gesangsstücke. Alles wurde in kleiner Besetzung bestehend aus Schlagzeug, Bass und Piano eingespielt wodurch ein Jazzfundament entsteht, auf dem Sitson seine Gesangsschichten wunderbar aufbauen kann und dessen Polyrhythmik auch die Klänge seiner Heimat Kamerun widerspiegelt.
Sitson ist in einer musikalischen Familie aufgewachsen und war von klein auf von Jazz, Blues und traditioneller afrikanischer Musik umgeben. Und genau diese Kombination ist es, die man auch auf seinem mittlerweile 4. Soloalbum nachhören kann. Wobei der Fokus in der Tat auf seiner 4-Oktaven-Stimme liegt. Was er mit ihr so alles anstellt ist bisweilen nicht von dieser Welt. Dabei pendelt er mühelos zwischen Sopran und Tenor, erreicht auch schon mal Falsetthöhen und benutzt darüber hinaus die Stimme auch noch als perkussives Instrument. Wobei die Songs, die er überwiegend in seiner Muttersprache Medumba singt, nicht zu kurz kommen. Manchmal, wie z.B. im wunderbaren, seinem Vater gewidmeten Peaceful Journey, verzichtet er auch ganz auf Worte und ersetzt diese durch Lautmalerei. Das ebenfalls dem verstorbenen Vater gewidmeten Daddy verzichtet am Ende dann ganz auf den Gesang, der hier durch das Spiel der Sanza, dem kamerunischen Daumenklavier, ersetzt wird. Die Sanza hatte ihm sein Vater kurz vor dessen Tod überreicht und möglicherweise ist dieses tragische Ereignis auch der Grund dafür, dass Way To Go eine eher familiäre Angelegenheit geworden ist. So finden sich auch Songs über seine Tochter (Lucia) und seine Mutter (Magny Marcelline).
Gino Sitson hätte es sich einfach machen können und wie beim Vorgänger Bamisphere auf eine Reihe hochkarätiger Gäste zurückgreifen. Aber er zog dieses mal das Quartett vor, mit dem er schon zusammen spielt, seit er in den USA angekommen ist. Unterstützt wird er von dem Pianisten Helio Alvez, dem Schlagzeuger Willard Dyson und dem Bassisten Lonnie Plaxico, der auch als musikalischer Leiter für Cassandra Wilson arbeitet. Hier setzt er mit seinem wunderbar dahinfließenden Bassspiel Akzente und auch sonst ist Way To Go ein äußerst gelungenes Album.

(Alessa / 2009)

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