Ein Juwel aus dem Herzen Afrikas ist dieses Album, das seinem Titel voll  und ganz gerecht wird. Und auch als Hörer ist man gleichermaßen  überwältigt von Anmut und Schönheit dieser Musik einerseits und ihrer  Tanzbarkeit andererseits. Was diese Gruppe von Straßenmusikern aus  Kinshasa hier zaubert, ist schlicht und ergreifend nicht von dieser  Welt. Im Kern bestehend aus 4 Sängern und Gitarristen sowie dem  17-jährigen, ehemaligen Straßenkind Roger Landu, der mit seinem selbst  entwicke^lten und gebauten Instrument Satonge nicht unerheblich am Sound  der Band beteiligt ist, spielt diese Band basierend auf der  kongolesischen Rumba eine ganz eigene Musik, die u.a. Son mit Funk und  Soul sowie lokalen Spielarten kombiniert.
2 größere Gruppen finden sich auf Kinshasas Straßen. Zum einen die  körperlich Behinderten, die mit ihren Tricycles, das sind 3-rädrige und  motorisierte Rollstühle, unterwegs sind und zum anderen die Straßenkinder,  die sog. Sheges, die oft vor der Gewalt in ihren Familien geflohen  sind. Beide Gruppen profitieren voneinander und so kommt es nicht von  ungefähr, dass der 17-jährige Roger von einem der Sänger adoptiert  wurde. Sein selbstgebautes Instrument, die Satonge, besteht im Grunde aus  einer Blechdose, an der ein Holzbogen angebracht ist, auf den eine  einzelne Gitarrensaite gespannt wird. Und trotz seiner Einfachheit ist  Roger ein wahrer Virtuose an diesem Instrument, und sorgt mit Melodien  und wunderbaren Soli für einen unverwechselbaren Sound, den man gleich  im ersten Stück Moto Moindo eindrucksvoll demonstriert bekommt.  Es handelt davon, dass sich Afrika in erster Linie selbst helfen muss  und auf falsche Entwicklungshilfe gerne verzichten kann und ist angelegt  als klassisches Rumbastück inklusive Sebene, also jenem Break, der etwa  in der Mitte des Stücks in ein Uptempo Finale mündet. Polio ist  dagegen eine herzzereißende Rumbaballade mit gleich zwei Botschaften:  zum einen fordert es Eltern auf, ihre Kinder gegen Polio (Kinderlähmung)  impfen zu lassen, zum anderen zeigt es, dass man es trotz der  Behinderung zu etwas bringen kann, was man am Beispiel der Musiker  deutlich nur allzu deutlich sieht. Je t'aime dagegen basiert auf  einem hypnotischen Funkrhythmus und demonstriert die Vielseitigkeit der  Band die auch schon mal richtig und auf ihre völlig eigene Art losrocken  kann, wie  Sala Mosala trefflich zeigt.
Die Musiker leben allesamt in der Gegend des zoologischen Gartens in  Kinshasa und dort wurde auch der größte Teil des Albums aufgenommen. Die  Hintergrundgeräusche hat man meist gar nicht erst entfernt, was auch  nicht weiter stört sondern den einzigartigen Charakter dieses Album eher  noch zusätzlich unterstreicht.
Auf der Crammed Page finden sich 4 sehenswerte Videos (auch auf CD  enthalten), darunter ein Trailer zum Film von Renaud Barret und Florent  de la Tullaye über die Band, die im Observer von Damon Albarn vor kurzem  bereits jetzt zur besten Newcomer Band 2009 gekürt wurde. Die  Wahrscheinlichkeit, dass er damit am Ende Recht behalten dürfte, ist  ziemlich hoch. Und selbst wenn es um den Titel "Album des Jahres" geht  dürfte Très Très Fort ganz vorne mit dabei sein. Très Très Fort!
(Crammed / 2009)
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