Oumou Sangare, die gerne auch als "The Songbird of Wassoulou" bezeichnet  wird, ist musikalisch bis heute ihrer Heimat im Südwesten Malis treu  geblieben. Bereits mit ihrem ersten Ende der 80er in Abidjan  produzierten und zunächst nur als Kassette erhältlichen Album Moussolou  konnte die Sängerin weit über die Grenzen Malis hinaus einen Erfolg  landen, auch dank unzähliger Raubkopien. So wurde man auch beim  englischen Label World Circuit auf sie aufmerksam und nahm sie, auch  Dank der Erfolge ihres Landsmannes Ali Farka Toure, unter Vertrag und  veröffentlichte Moussolou noch einmal für den internationalen  Markt. Zwei weitere Alben erschienen bis Mitte der 90er ehe eine erste  längere Pause folgte, was aber nicht bedeutet, dass sie in jener Zeit  untätig gewesen wäre. So produzierte sie für ihre Heimat weiterhin  Kassetten, von denen einige Stücke auf der 2003 erschienen Werkschau Oumou zu hören sind. Nach weiteren 6 Jahren erschien nun vor kurzem das lange erwartete 4. Album Seya.
Seya ist ein bemerkenswertes Album geworden, ein Album, das die  Messlatte für kommende Veröffentlichungen in diesem Jahr recht hoch  legt. In der Tat ist es immer wieder erstaunlich, welche musikalischen  Juwelen aus Mali kommen und dabei klingt Oumou Sangare so modern wie nie  zuvor, ohne jedoch auf ihre Wassoulou Traditionen zu verzichten. Anders  gesagt, Seya ist modern genug, um vor einem heimischen Publikum  zu bestehen, aber eben auch traditionell genug, um ein europäisches  Publikum in Verzückung zu versetzen. Einen ersten Eindruck bekam man  schon von der superben Vorabsingle des Titelstücks, bei dem sie von Pee  Wee Ellis am Saxofon unterstützt wird und das die typischen Wassoulou  Rhythmen mit Funk kombiniert. Eine äußerst gelungene Kombination, die  sich auch im ersten Stück des Albums Sounsoumba findet und bei dem der Funkgroove noch durch ein Balafon verstärkt wird. Sukunyali,  eine Hommage an die maurische Minderheit in der Soninké Region, taucht  dann tief ein in die Wassoulou Region. Begleitet von Bassekou Kouyate an  der Ngoni wird dieses Lied auch in der Soninké Sprache gesungen. Es ist  schon beeindruckend, wie Sangare hier verschiedenste Stile auf Basis  der eigenen Traditionen kombiniert. So ist Kounadya eine Art  Wüstenreggae inklusive Hammond Orgel und feinen Licks auf der E-Gitarre.  Sangare erweist sich übrigens nicht nur als hervorragende Sängerin  sondern auch als vorzügliche Songwriterin und greift nur einmal auf ein  altes Wassoulou Lied zurück. Donso ist mit seinen seelenvollen  Streichern und den flirrenden Gitarren ein episches und symbolbehaftetes  Stück, bei dem die Körperteile eines erlegten Tieres sinnbildlich für  Hilfestellungen in verschiedenen Lebenslagen stehen. In ihren eigenen  Texten dagegen geht es oft um die Stellung der Frau in einer nach wie  vor von Männern dominierten Gesellschaft. So richtet sie sich im Uptempo  Stück Wele wele wintou gegen Zwangsheirat. Selbst vom eigenen  Vater in ihrer Kindheit wegen einer anderen Ehefrau im Stich gelassen,  setzt sie sich auch verstärkt gegen Polygamie ein und macht dies auch  immer wieder zum Thema ihrer Songs. 
Iyo djeli wird ein weiteres mal auf dem Album durch soulige Streicher veredelt, basiert aber im Gegensatz zu Donso auf treibenden Percussion Rhythmen. Im abschließenden Koroko  wird sie schließlich von ihrem neuen Labelkollegen Tony Allen am  Schlagzeug begleitet und zeigt, dass auch Afrobeat kein Problem in ihrem  musikalischen Kosmos ist. Zwei Sabartrommler verpassen dem Stück gegen  Ende gar senegalesisches Flair.
Ein vielschichtiges und abwechslungsreiches und dennoch homogenes Album ist Seya  geworden. Auch das Artwork kann sich sehen lassen und zeigt, dass man  sich im Hause World Circuit nach wie vor größte Mühe gibt. Dazu gehört  auch, dass sämtliche Texte sowohl in Englisch als auch in Französisch  vorliegen. Ein Rundumglücklichpaket also und Maßstab für weitere  Veröffentlichungen in diesem Jahr.
(World Circuit / 2009)
Mittwoch, 4. März 2009
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