Wie so oft erschien auch dieses Solodebüt der aus Simbabwe stammenden  und in London lebenden Sängerin hierzulande mit einiger Verspätung.  Vielleicht liegt es an den fehlenden radiotauglichen Hits, an fehlender  musikalischer Klasse jedoch ganz bestimmt nicht. Ähnlich wie Simphiwe  Dana aus Südafrika überzeugt Netsayi auf ihrem Album mit einer  ausgewogenen Mischung aus Jazz, Soul und traditionellen Elementen ihrer  Heimat. Folgerichtig nennst sie ihren Stil dann selbst auch wie ihr  Album Chimurenga Soul. Chimurenga ist ein Wort ihrer Muttersprache Shona  und bedeutet Freiheitskampf und bezieht sich in erster Linie auf den  Kampf gegen die Apartheid. Soul steht dagegen für ihre afrikanischen  Wurzeln.
Geboren wurde Netsayi Chigwendere, so ihr voller Name, als Flüchtling in  London während des Befreiungskampfes im damaligen Rhodesien. Nach dem  Ende des Krieges zog sie mit ihren Eltern zurück in das mittlerweile  unabhängige Simbabwe und wuchs in der Hauptstadt Harare auf. In einem  durch und durch musikalischen Haushalt wurde sie schon früh mit diversen  Musikstilen konfrontiert, so z.B. Traditionelle Musik, lokaler Pop aber  auch Reggae, Soul und Folk. All diese Stile hatten Einfluss auf ihre  eigene musikalische Ausrichtung, dem Chimurenga Soul.
Am Anfang steht das kurze und traditionelle Titestück mit jeder Menge Percussion und Händeklatschen sowie typischem Chorgesang. Funny  kommt dagegen weitgehend ohne traditionelle Elemente aus und ist ein  Amalgam aus Soul und Jazz und verfügt über ausreichend Ecken und Kanten.  Netsayi sing ihre Lieder wahlweise in Englisch oder ihrer Muttersprache  Shona, so z.B. das zentral gelegene und von der Perversion des Krieges  handelnde Hondo, das mit dezenten E-Gitarren-Attacken aufwartet  und für ungewohnt rockige Momente sorgt, ohne dabei glücklicherweise ins  Breitbeinige abzudriften. Auffällig ist, dass die Lieder mit ihren  bisweilen komplexen Rhythmen eher selten zum Tanzen einladen und oft ein  mehrfaches Hören erfordern, bis sie ihre ganz Schönheit entfalten  können. Eine der wenigen Ausnahmen bildet hier das Stück Tatters,  das auf einem Protestgedicht basiert und Kwaito Elemente beinhaltet.  Dazwischen streut sie immer wieder kurze Traditionals ein, bei denen  neben Percussion auch großartige Chorsätze zum Einsatz kommen und auch  eine Mbira, das traditionelle Daumenklavier aus Simbabwe, nicht fehlen  darf. Ein weiterer Höhepunkt ist Beyond the moon, ein sagenhaftes  und intensives Stück Afrosoul mit einer traumhaften Pianobegleitung und  einem klagenden Cello, das die vorhandene Gänsehaut noch verstärkt.  Das Finale bestreitet schließlich der epische Refugee song, bei dem Netsayi einmal mehr ihr stimmlichen Qualitäten unter Beweis stellen kann.
Chimurenga Soul ist ein außergewöhnliches Debütalbum, das sehr  international klingt ohne jedoch die eigene Tradition zu vernachlässigen.  Dabei ist es von ähnlicher Güte wie Simphiwe Danas Debüt Zandisile  und zählt somit zu den aufregendsten Neuentdeckungen der letzten Jahre.  Man darf also gespannt sein auf weitere Alben dieser außergewöhnlichen  Sängerin.
(World Connection / 2007)
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