Wer Youssou N'Dour vor allem wegen seines Welthits 7 Seconds im Duett
mit Neneh Cherry schätzt, könnte mit diesem Album so seine Problem
bekommen, wer jedoch seine internationalen Veröffentlichungen schon
immer zu sehr an europäische Hörgewohneiten angelehnt sah, für den
scheint dieses Album wie geschaffen. Mit dem Erfolgsalbum 'Wommat' hat
das nicht viel gemeinsam, denn Youssou N'Dour erfüllte sich mit diesem
Album einen Traum. Mit einem seiner großen Idole, der senegalesischen
Diva Yandé Codou Sène nahm er ein traditionelles Album auf, bei dem er
zwar auch als Sänger in Erscheinung tritt, aber hauptsächlich als
musikalischer Direktor und Produzent tätig war. Der Fokus liegt klar auf
Yandé Codou Sène, die den Serer angehört, einer kleinen
Bevölkerungsgruppe im Senegal. Unterstützt wird sie dabei von ihrem nur
aus Frauen bestehenden Chor und einem Ensemble aus Trommlern, die
Instrumente mit so klangvollen Namen spielen wie Kung, Thiol, Lamb, Baal
oder Ndër. Die Musik ist meist auf das Nötigste reduziert, auf Call and
Response Gesänge zwischen Sène und ihrem Chor unterlegt mit aufregenden
Trommelrhythmen wie z.B. im Titelstück, ein Lobgesang an die Löwen, die
im Senegal zwar schon lange ausgestorben dort aber immer noch Symbol
für Kraft und Stärke sind. Im folgenden Léopold Koor Joor gesellt sich
noch die lokale Geige Riti dazu und hat die schöne Tradition, dass wenn
man Wohlwollen gegenüber einer Person zum Ausdruck bringen möchte nahe
Verwandte preist. Im konkreten Fall handelt es sich um die Schwester des
Präsidenten. Sama Guent Guii ist dann N'Dours erster Einsatz, eine
atemberaubend schöne und sehr eindringlich gesungene Ballade, nur durch
eine Akustikgitarre begleitet. Youssou singt davon, dass man sein
Schicksal in Gottes Hand und nicht in die anderer Menschen legen sollte. Lees Waxul ist das erste Duett der beiden Hauptakteure und hat
beinahe schon hymnischen Charakter. Nur durch Keyboards begleitet, was
im Kontext des Albums erstaunlich gut funktioniert, ist das Stück eine
Huldigung an Sènes Marabut und ihre Religion. Das Instrumentalstück Riti Fa Tama ist ein Dialog zwischen der ein- oder zweisaitigen Geige
Riti, deren Steg auf einem Kalabassekorpus befestigt ist und der Tama,
besser bekannt als Talking Drum, was daher rührt, dass diese Trommel
bestens dazu geeignet ist, Sprache darzustellen. Sie ist beidseitig mit
Echsenhaut bespannt und wird beim Spielen unter die Achselhöhlen
gepresst, die Stärke des Pressens bestimmt dabei die Tonhöhe. Im Stück
'Samba' wagt N'Dour ein Klangexperiment, seine Stimme erklingt hier in 3
verschiedenen Tonhöhen und wird von treibenden Trommelrhythmen
begleitet. Es ist ein Loblied an die noblen Wolof, die sich in die
Gemeinschaft einbringen und die Schwachen stärken. Das abschließende Djamil ist einer der beliebtesten Rhythmen der Super Etoile de Dakar,
hier interpretiert von der Gruppe Singsing Rhythme, den wohl besten
Sabar Spielern Dakars. Die Sabar ist ein mit Ziegenfell bespannter
Baumstamm, der unten offen oder geschlossen ist und mit der Hand oder
einem Stock geschlagen wird. Diese aufregenden Rhythmen, die einem
perkussivem Wirbelsturm gleichkommen und bei denen sich im zweiten Teil
noch die Riti dazugesellt beschließen dieses traumhaft schöne Album, das
1995 als Nummer 29 der World Network Serie des Frankfurter Network
Labels erschienen ist.
(Network / 1995)
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