Mittwoch, 19. Oktober 2011

Sona Jobarteh - Fasiya

Im deutschen Fernsehen erfährt man wenig über Afrika und wenn, dann geht es meist um Krieg, Korruption oder Armut. Dass es auch anders geht, beweist CNN jede Woche mit den beiden jeweils halbstündigen Sendungen African Voices und Inside Africa, die hier und und da auch schon mal musikalische Themen im Programm haben..In letzterer gab es vor einigen Wochen einen Beitrag über Sona Jobarteh, der ersten Kora Virtuosin, die einer angesehenen Griot Familie in Westafrika entstammt. Und obwohl der Beitrag nur etwas 5 Minuten lang und die Musik allenfalls im Hintergrund zu hören war, war ich sofort beeindruckt von der Ausstrahlung dieser Sängerin und Musikerin und durchforschte im Anschluss an die Sendung das Netz.
Sie ist Enkeltochter des Meitsergriots Amadu Bansang Jobarteh und eine Cousine zu Toumani Diabate, dem weltweit wohl bekanntesten Koraspieler.
In jungen Jahren besuchte sie das Royal College of Music in London, wo sie Cello, Piano und Cemballo studierte. Sie war an diversen Orchesterprojekten beteiligt, darunter River Of Sound mit dem Irischen Kammerorchester und arbeitete mit diversen anderen Orchestern, darunter das Royal Philharmonic Orchestra. Sie spielte auch mit einer Reihe namhafter Künstler, darunter Oumou Sangare, Kasse Mady Diabate oder Toumani Diabate und ist Mitglied des African Classical Music Ensemble unter der Leitung von Tunde Jegede. 2008 erschien schließlich das Debütalbum Afro Acoustic Soul und danach der Score zum Film Motherland.
Die Kora ist zwar ihr Hauptinstrument, aber auf dem aktuellen Album Fasiya spielt sie noch eine ganze Reihe anderer Instrumente wie Gitarre, Bass, Percussion, Udu oder Kalebasse. Dazu kommt noch eine wunderbar warme und unaufdringliche Stimme und es ist Juldeh Camara zu verdanken, dass Sona Jobarteh überhaupt begonnen hat zu singen, denn er war es, der sie immer wieder dazu ermuntert hat. Mit Ausnahme von ein paar dezenten E-Gitarren Tupfern ist das Album über weite Strecken akustisch gehalten, wobei die Kora gar nicht die dominante Rolle spielt, wie das Cover vielleicht vermuten lässt. Das ist aber ganz und gar nicht schlimm, denn das Gesamtpaket ist mehr als überzeugend zumal Jobarteh auch noch ein ausgesprochen glückliches Händchen beim Songwritnig hat. Dabei könnte bei so viel Musikalität durchaus der Verdacht entstehen, dass am Ende doch nur gediegene Langeweile dabei herauskommt, was aber nicht im Geringsten der Fall ist. Zwar wirkt das Album beim ersten Durchgang noch etwas unauffällig, entfaltet dann aber mit jedem weiteren Durchgang seine ganze Klasse und Schönheit. Wie schon angedeutet, dient die Kora hier mehr als Band- denn als Soloinstrument, in Stücken wie Musow oder Mamaké fehlt sie gar gänzlich. Dafür überzeugt letzteres als Blues mit feinen Licks auf der E-Gitarre. Überhaupt ist es mehr als beeindruckend, wie hier die einzelnen Instrumente behutsam zu einem Ganzen zusammengefügt werden um der Kora hier und da dann doch genügend Raum für kurze solistische Einschübe zu lassen. Und über all dem schwebt der bezaubernde Gesang Jobartehs, für den man Juldeh Camara eigentlich gar nicht genug danken kann. Camara selbst ist übrigens auch beteiligt und setzt auf den beiden Stücken Gainaako und Mali Ni Ce mit seiner Riti, der einsaitigen Geige, Akzente. Besonders unter die Haut geht das Stück Suma, das all die Tragik des Kontinents zum Thema hat und einige der Kriege der letzten Jahrzehnte aufzählt und insgesamt ein eher düsteres Bild zeichnet. Ein Bild, das sich allerdings nicht auf das gesamte Album überträgt, wenngleich der Grundton zumindest musikalisch durchaus blau ist. Und auch deshalb ist Fasiya ein superbes Album und sicher eines der Highlights des Jahres 2011.

(African Guild Records / 2011)

Das Album ist derzeit nur über iTunes oder ihre Homepage zu beziehen.

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