Wie auch sein Landsmann Cheikh Lô gehört Carlou D (bürgerlich Ibrahima  Loucard) der Glaubensgemeindschaft der Baye Fall an. Diese sufistische  Glaubengemeindschaft wird hierzulande auch schon gerne mal als  islamische Sekte bezeichnet, was aber eher zu Missverständnissen führen  dürfte, denn es hat weder etwas mit den Sekten gemein, die wir sonst so  kennen und auch mit Islamimus hat das nichts zu tun. Denn während die  Fundamentalisten Musik am liebsten gleich ganz verbieten nimmt Musik bei  den Mitgliedern der Baye Fall eine sehr wichtige Position ein. 
Aufgewachsen ist Carlou D in den Vororten Dakars mit afrokubanischer  Musik und Mbalax. Später war er Mitglied der ersten international  bekannten afrikanischen HipHop Gruppe Positive Black Soul, wirkte bei  der Sahel Oper Bintou Wéré mit und mit Muzikr hat er nun sein  bereits drittes Soloalbum veröffentlicht. Mit HopHop hat das nichts mehr  zu tun sondern vielmehr mit senegalesischem Singer/Songwriter irgendwo  zwischen Cheikh Lô und Habib Koité. Zikr werden die mystischen  Sufigesänge seiner Glaubengemeindschaft genannt und neben spirituellen  Themen, wie beim ersten Stück Sam Fall, greift er in seinen Songs auch sozialkritischen Themen auf. So handelt Fi Ma Dar  vom Traum vieler Afrikaner vom reichen Europa der nicht nur wegen der  gefährlichen Überfahrt nicht selten zum Albtraum wird. Umgesetzt wird  das Ganze mit Gitarre, Bass und Percussion aber auch mit traditionellen  Instrumenten wie Kora oder Ngoni. Beim Gorée, einer beklemmenden  Ballade, die von der vor dem Senegal im Atlantik liegenden Insel, von  der Millionen von Sklaven nach Amerika verschifft wurden, handelt, wird  Carlou D von seinem Mentor und Landsmann Youssou N'Dour unterstützt, der  vor 2 Jahren mit seinem Film- und Musikprojekt Retour a Gorée für Aufsehen sorgte. Ein weiteres Highlight ist Nanioul,  das an traditionelle Mandinka Stücke erinnert. An Abwechslung mangelt  es diesem Album ganz bestimmt nicht und neben seinem Gesang überzeugt  Carlou D auch durch sein Gitarrenspiel und durch rhythmische Finessen.
Und so ist Muzikr eine mehr als gelungene Kombination aus  moderner urbaner und traditioneller sufistisch geprägter Musik und somit  eines der Highlights des Jahres. In Dakar erhielt  Carlou D im Februar  den erstmals verliehenen Sunu Award als Künstler des Jahres, doch auch  über die Grenzen des Senegal hinaus dürfte dies nicht der letzte Preis  gewesen sein.
(World Village / 2010)
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