Etran Finatawa bedeutet übersetzt etwa "Sterne der Tradition" und genau  zwei Traditionen unterschiedlicher Kulturen vereint diese Band aus der  Republik Niger. Sie ist die einzige Band, welche die Kulturen der  Wodaabe, ein Nomadenstamm der Fulani, und den Tuareg kombiniert und  heraus kommt dabei eine einzigartige Mischung aus Nomadenblues und  hypnotischen Rhythmen. Gegründet wurde die Band im Jahr 2004 und wurde  im Niger sehr schnell bekannt. Festivalauftritte in Mali und Marokko  folgten und 2006 schließlich erschien in der Introducing Reihe des Worldmusic Networks das Debütalbum, das auch für den BBC Award nominiert wurde. Ein weiteres Album Desert Crossroads warf 2008 einen nostalgischen Blick auf das Nomadenleben und verschaffte der Band weltweit Auftritte.
Das neue Album Tarkat Tajje geht zumindest was die Texte angeht  einen weniger traditionellen Weg, bleibt aber den musikalischen Wurzeln  treu, wobei die Aufgaben klar verteilt sind: für die bluesigen Gitarren  sorgen die Tuareg, während die Wodaabe, die man an ihrem Federschmuck  und der Gesichtsbemalung erkennt, den Rhythmusteil übernehmen. War die  vor kurzem hier vorgestellte Band Tamikrest auch als Eintieg in die Welt  des Sahara Blues geeignet, so ist Etran Finatawa mehr etwas für den  geübten Hörer. Das zeigt sich schon in der Länge der einzelnen Stücke.  Kurze eingrägsame Songs sucht man hier vergeblich, die meisten Tracks  knacken locker die 6 Minuten Grenze, Aitma bringt es sogar auf 10  Minuten, wobei in dem Stück nicht gerade viel passiert, genau genommen  hält die Band das Stück rhythmisch durchweg am Köcheln und dazu gibt es  die für die Tuareg typischen Call And Response Gesänge. Die Gitarren  klingen hier weit weniger knarzig und ruppig als dies bei Bands wie  Tinariwen der Fall ist und stehen insgesamt auch nicht so sehr im  Vordergrund. Wie bereits erwähnt, ist es vor allem die Rhytmik, die  Etran Finatawa von reinen Tuareg Bands unterscheidet. So werden  Händeklatschen und Trommeln meist kombiniert und sorgen für eine  sogartige Wirkung, die hier und da durch einen funkigen Bass noch  verstärkt wird. In ihren Texten behandelt die Band längst nicht mehr nur  das Nomadendasein. So geht es in Duuniyaaru Dillii um die  Unabwägbarkeiten, die das Leben so mit sich bringt. Denkt man sich die  Trommeln weg, könnte es sich dabei fast um ein Ali Farka Toure Stück  handeln. Imuzaran dagegen richtet sich an die Machthaber dieser  Welt und macht sie für all die Kriege verantwortlich. Deutliche Worte  einer Band, deren Mitglieder selbst zu einer unterdrückten Minderheit in  ihrer Heimat gehören. 
Tarkat Tajje gehört sicher zu jenen Alben, die mehr als einen  Durchlauf brauchen, bevor sich einem seine ganze Schönheit erschließt.  Eine Sache, die sich aber in jedem Fall lohnt, oder um es mit den Worten  der Band zu sagen: Ummee Ndaaren / Stand up and go for the right thing!
(Riverboat / 2010)
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