In Guinea ist der 1947 geborene Mamadou Barry sicher kein  unbeschriebenes Blatt mehr, auch wenn er tatsächlich 62 Jahre alt werden  musste, um sein erstes Album unter eigenem Namen zu veröffentlichen.  Die Leidenschaft für Musik erbte er von seinem Vater, einem Akkordeon-  und Schlagzeuspieler einer der bekannteste Bands jener Zeit, Le  Pavillion Bleu. Mamadou selbst spielt Tenor-, Alt- und Sopransaxophon,  aber auch Flöte und Percussion, war aber im sozialistischen Guinea dank  Zwangsverpflichtung zunächst für kurze Zeit als Lehrer tätig, was ihm  den Spitznamen 'Maitre Barry' einbrachte. Später als Arrangeur  Bandleader und Komponist stellte er seine Saxophone und Flöten immer  auch anderen Musikern zur Verfügung, was ihm den zweiten Spitznamen  'Arôme Maggi' einbrachte, eine Anspielung auf den in Westafrika nicht  unbeliebten Brühwürfel. Ende  der 60er Jahre war er Gründungsmitglied  der Band Kaloum Star, die Teil des Authtenticité Programmes der  sozialistischen Regierung unter Sekou Touré war. In Guinea wie auch im  benachbarten Mali waren Musiker zu jener Zeit Staatsangestellte, die wie  Beamte vom Staat bezahlt wurden. Ende der 60er wurde im Rahmen des  Programmes das Syliphone Label gegründet, für das auch Miriam Makeba in  der Zeit ihres Aufenthalts in Guinea einige Aufnahmen einspielte. Kaloum  Star veröffentlichten 1973 ihr erste Aufnahme auf Syliphone als Beitrag  eines Samplers, gefolgt von einigen Singles. In ihrer Musik verknüpfte  die Band traditionelle Mandingo Melodien mit Jazz und Afrobeat und  veröffentlichte in den 1990er Jahren schließlich ihr erstes  internationales Album.
Das in Conakry aufgenommene Niyo wandelt nun auf den Spuren  seiner ehemaligen Band und zeigt schon auf dem Cover an, wo es  einzuordnen ist: "file under: Africa / Cool Groove". Dies trifft vor  allem bei den Instrumentalstücken, die den größeren Teil des Albums  einnehmen, zu. Hier gelingt ihm aufs Vorzüglichste dieser einzigartige  Mandingo Afrobeat, der erstaunlicherweise ganz ohne Schlagzeug auskommt.  Nur Bass und ein paar Percussion bilden das Rhythmusfundament, auf dem  Barry mit seinen Saxophonen und hier und da auch mit einer Flöte zu  glänzen versteht. Unter den Instrumentalstücken befindet sich auch eine  Bearbeitung von Dave Brubecks Take Five, hier als Africa Five, das vor allem durch die Rhythmik stark "afrikanisiert" wurde. 
Bei den Gesangsstücken wird Barry von drei hervorragenden Sänerginnen  aus Guinea unterstützt: Sia Tolno, Sény Malomou and Missia Saran.  Besonders erwähnenswert ist hier das von der jungen, in Sierra Leone  geborenen Sia Tolno geschrieben und gesungene Sumbouya, das sie mit leicht angeauter Stimme vorträgt. Tolno hat selbst in diesem Jahr ihr Debütalbum veröffentlicht.
Im letzten Stück Néné, das mit einem griotartigen Lobgesang auf  Barry beginnt, übernimmt schließlich Koraspieler Kélontan Cissoko die  Hauptrolle. Das wunderbare Zusammenspiel zwischen Kora, Flöte und  Saxophophon demonstriert einmal mehr auch die Vielfältigkeit Barrys  Musik und sorgt damit für einen fulminanten Abschluss eines  hervorragenden Albums.
(World Village / 2009)
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